„Ich war jeden Tag gern da!“ Stellvertretender Landrat Anton Westner über 28 Monate Amtszeit

Herr Westner, wie ging es Ihnen am Anfang, als Sie sehr plötzlich amtierender Landrat wurden?

Die Arbeit im Landratsamt lief von Anfang an weitgehend reibungslos und die Zusammenarbeit mit den Fraktionsvorsitzenden, Kreisgremien, Bürgermeistern, anderen Behörden sowie vor allem mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Landratsamt war sehr kooperativ und getragen von gegenseitigem Respekt. Ich war mir der Tragweite des übertragenen Amtes stets bewusst und habe natürlich auch gewusst, dass das zeitlich begrenzt ist. Damit hatte ich kein Problem.

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Haben Sie mit so einer langen Amtzeit gerechnet?

Darüber habe ich mir keine Gedanken gemacht. Ich wusste aber von Anfang an, dass meine Tätigkeit endlich ist. Es bringt auch nichts, darüber groß nachzudenken, das hindert einen nur an der Arbeit, die getan werden muss. Und dafür braucht man den Kopf frei. Ich war 18 Jahre Bürgermeister in Reichertshofen und habe dann bewusst nicht mehr kandidiert, obwohl das noch einmal möglich gewesen wäre mit damals 64 Jahren. Meine Frau und ich haben uns dann für den Ruhestand entschieden. Und Immerhin hatte ich elf Monate Ruhestand wie geplant, bevor ich als Amtierender Landrat plötzlich zum Einsatz kam. Ich war dann aber mit vollster Überzeugung jeden Tag gerne da!

Was waren die wichtigsten Ereignisse und Entscheidungen während Ihrer Amtszeit?

Ich habe mich über den Beginn und die Fertigstellung der vielen großen Baumaßnahmen in meiner Amtszeit sowohl im Hochbau als auch im Tiefbau sehr gefreut, z.B. das Hallenbad der Realschule Manching, die Dreifach-Turnhalle des Schyren-Gymnasiums in Pfaffenhofen oder auch, dass wir die Dreifach-Sporthalle in Geisenfeld so gut auf den Weg gebracht haben. Auch die Notfallversorgung für Kinder an der Ilmtalklinik mit der Ansiedlung einer Kinderarztpraxis in den Räumen der Klinik sowie die Zusage des Gesundheitsminis-ters, dass wir dort eine kleine Kinderabteilung bekommen, machen mich froh. Und natürlich habe ich von meinem Büro aus die großen Veränderungen am Hauptplatz mitbekommen, die Umgestaltung des Platzes, die Abrisse und Neubauten. Das war immer sehr interessant!

Was hat Ihnen während Ihrer Amtszeit besonders Freude gemacht?

Der sehr gute Kontakt mit der Bevölkerung hat mir besonders gefallen. Die vielen Begegnungen mit Menschen im ganzen Landkreis waren einfach schön. Man sieht wie gut der Landkreis aufgestellt ist, welche Vielfalt es in den Vereinen und bei gegenseitiger Hilfe gibt. Ich bin zu jedem Termin gerne gegangen und ich habe mich immer gefreut, wenn ich helfen konnte! Für mich war das ganze Amt eine Pflicht, die Freude macht.

Wie war die Resonanz der Bürger, aber auch der Parteikollegen?

Ich meine, die Bevölkerung hat mich gut aufgenommen. Ich hatte auch mit allen Bürgermeistern der Landkreisgemeinden ein ausgezeichnetes Verhältnis und ich bin auch sehr dankbar, dass wir bei vielen Projekten gut zusammenarbeiten konnten, zum Beispiel bei Hochbau- und Straßenbaumaßnahmen oder auch beim Breitbandausbau und jetzt bei der Energiewende. Ich habe viel positiven Zuspruch von den Menschen im Landkreis bekommen. In vielen Gesprächen wurde mir immer wieder mitgeteilt, dass man mit meiner Amtsführung zufrieden war. Ganz froh bin ich, dass ich viele Bürgerinnen und Bürgern helfen konnte und niemand mein Büro im Streit verlassen hat. Natürlich kann man es nicht allen immer hundertprozentig recht machen, aber es gibt immer einen Ermessensspielraum. Mir waren immer auch die anderen Meinungen wichtig, ich höre mir jede Meinung an und lasse mich durchaus überzeugen.

Wollten Sie selber als Landrat kandidieren?

Diese Frage stellt sich nicht, da das aus Altersgründen nicht mehr geht. Ich wurde durchaus darauf angesprochen und hätte es vielleicht gemacht, bin aber nicht traurig darüber, wie es ist. In jedem Fall bin ich sehr froh darüber, dass meine Frau diese fast zweieinhalb Jahre voll mitgetragen hat. Sie hielt mir den Rücken frei, war bei vielen Terminen dabei.

Was wünschen Sie Herrn Wolf für seine Zeit als Landrat?

Dass er seinen eigenen Weg findet und den Erfolg hat, den er sich wünscht. Ich habe Herrn Wolf meine Hilfe angeboten, wann immer er sie braucht. Wir haben einen engen und guten Kontakt und ich bleibe erster Stellvertreter von Martin Wolf bis zur Neuwahl des Kreistages im April 2014.

Wie sehen Ihre Zukunftspläne aus?

Seit dem 2. August bin ich wieder 1. Stellvertreter des Landrats und „nur“ Kreisrat. Ich werde weiterhin mit aller Kraft an der Gestaltung und Weiterentwicklung des Landkreises mitarbeiten und nach wie vor Repräsentationsaufgaben für den Landkreis wahrnehmen. Im Privatleben werde ich mit meiner Frau einige Reisen unternehmen und ein wenig Sport betreiben wie Walken oder Radfahren, mich um meinen Garten kümmern und die Bücher lesen, die in den letzten Monaten liegen geblieben sind. Immerhin habe ich jetzt schon ein ganzes Buch ausgelesen, dazu kam ich als Amtierender Landrat nicht so oft.

Herr Westner, wir bedanken uns für das Gespräch.

Das Gespräch führte Claudia Erdenreich.