Die alte Gaststätte „Waldeslust“ in Fürholzen wurde unter Ramona Bäcker zur attraktiven Bühne für Kleinkunst

Der Sommer ist vorbei, die Radlfahrer und Wanderer werden wieder weniger, doch die „Waldeslust“ in Fürholzen lockt in diesen späten Herbsttagen ja nicht mit dem kleinen Biergarten und der gemütlichen Ruhe in der idyllischen Umgebung, sondern mit originellen musikalischen Veranstaltungen.

Nur wenige Minuten vom Stadtzentrum entfernt liegt der Landgasthof mit Pension in Fürholzen. Eingebunden in sanfte Hallertauer Hügel, umgeben vom bäuerlichen Flair wirkt er urbayrisch und gemütlich. Seit eineinhalb Jahren heißt die Wirtin Ramona Bäcker. „Ich bin durch Zufall drauf aufmerksam geworden“, erzählt sie, „die Waldeslust stand schon ein paar Monate leer, und als ich sie gesehen habe, war für mich alles klar!“ Ein bisschen allerdings bedauert sie, dass der frühere Saal vor Jahren ausgebaut worden ist zu Fremdenzimmern. Nicht, dass sie nicht auch gerne Pensionswirtin ist, nein, der Saal geht ihr einfach ein bisschen ab, denn die „Waldeslust“ mauserte sich in den letzten Monaten zu einer Kleinkunstbühne für die musikalischen Größen der Umgebung. 

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Ramona Bäcker: Demnächst greift die Wirtin selbst in die Tasten

Dass Ramona Bäcker sich nicht auf Laufkundschaft verlässt, ist wegen der idyllischen Lage auf dem Land verständlich, doch mit den Schmankerln aus ihrer Küche eroberte sie bereits einen festen Stamm an Gäs¬ten, die die Köstlichkeiten auf der Speisekarte zu schätzen wissen. Feine Schnitzel-Variationen, Griechisches Kleinfleisch mit Schafskäse, panierte Calamari auf Blattsalat – wem läuft da nicht das Wasser im Munde zusammen? Als Brotzeiten locken Wurstsalat, Presssack und Obazda, und wenn jemand ganz spezielle Wünsche hat, dann steht dem nichts im Wege: Auf Vorbestellung, auch für Familien- oder Betriebsfeiern, werden in der Waldeslust-Küche auch individuell mit den Gästen abgestimmte Gerichte kreiert. Wie gut es schmeckt, belegen die Stammgäs¬te, die regelmäßig nach Fürholzen zum Essen kommen.

Den Weg mit den Veranstaltungen eröffnete sich praktisch von selbst. Mit dem Wegfall entsprechender Lokale in Pfaffenhofen tauchte die „Dave Band“ in der Waldeslust auf und fragte, ob sie nicht hier spielen könnten: „Und seitdem haben wir sie praktisch als Hausband“, lächelt Ramona Bäcker. Die Gigs der Band sprachen sich rum, es kamen immer mehr Zuhörer, und vor allem, es kamen immer mehr Bands: Hiox, Jack Rabbit, Les Haferflocken Swingers, das Duo Grigoli, Eric Dsion.

Apropos Eric Dsion: Er kam eigentlich als Vertreter eines Großhändlers in die Waldeslust. Als er Gitarre und Quetsche in der Wirtsstube bemerkte, entwickelte sich mit der Wirtin ein Gespräch über die Veranstaltungen, Eric Dsion entpuppte sich als Hobby-Kabarettist – und schon wurde ein Auftritt perfekt gemacht.

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Senkrechtstarter Eric Dsion

Doch damit nicht genug: Ein Reporter von www.hallertau.info drehte davon einen Video-Clip und stellte ihn online. Die Scouts eines großen Fernsehsenders wurden darauf aufmerksam – und als Eric Dsion das letzte Mal in der Waldeslust auftrat, war er auf der Durchreise nach Hamburg: Er hatte eine Einladung zur „Late Night Show“ in der Tasche!

„Unsere Direktive ist“, sagt Ramona Bäcker, „dass die Konzerte ohne oder mit minimalem Eintritt stattfinden“, und manchmal kreist beim Konzert ein alter Sektkübel, in dem die Münzen (oder Scheine) klingen. Ihre Musiker seien noch Idealisten, freut sie sich, auch wenn diese eine äußerst seltene Spezies sind. „Manche Bands verlangen eine Mords-Gage“, bedauert sie, „doch da können wir nicht mithalten“. Um aber trotzdem ab und an mal eine „Band mit Gage“ in der Waldeslust auftreten zu lassen, sucht die rührige Wirtin noch Sponsoren, die die aufstrebende Kleinkunstbühne in Fürholzen unterstützen. Wer oder welche Firma oder Bank hier Interesse hat, kann sich jederzeit mit Ramona Bäcker in Verbindung setzen oder, noch besser, einfach eines der nächsten Konzerte persönlich besuchen.

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Die „Dave Band“ spielt am Samstag, dem 29. Oktober, und am 12. November folgt ein absolutes Highlight: „Da spiel ich selbst!“ Ramona Bäcker strahlt bei dem Gedanken, denn sie hatte sich eigentlich seit Jahren auf die Gastronomie fest- und die musikalische Karriere auf Eis gelegt. Dies soll nun wieder anders werden, wenn sie beim „Tiroler Hütt’n Abend“ eigenhändig in die Tasten des Akkordeons greift. Auf der Gitarre begleiten wird sie – wie sollte es anders sein! – Dave von der Dave Band: „Ich hab ihn gefragt, und er hat sofort zugesagt!“ Dave spielte vier Jahre lang als Gitarrist bei den Scorpions, erzählt Ramona, und als Schauspieler habe er sogar an Gustl Bayrhammers Seite gespielt: „Ein sehr flexibler Bursche!“

Dass Ramonas Mutter aus Tirol kam, dass ihr Vater ein begnadeter Zitherspieler war und dass die beiden musikalisches Talent und Tiroler Blut an Ramona weitergegeben haben, wird sich bei diesem außergewöhnlichen Konzert eindrucksvoll zeigen. Denn zu toller Stimmung in der Waldeslust, zum Kalten Büffet, zu Quetsch’n und Gitarre gibt’s zum „Tiroler Hütt’n Abend“, so verspricht Ramona Bäcker, auf jeden Fall auch „vui Gaudi!“

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Hiox: eine Band unter vielen, die die Waldeslust schätzen gelernt haben