Klimaschutzmanagerin Kathrin Merkert: Miteinander Wege finden

von Claudia Erdenreich

Am 1. September nahm die neue Klimaschutzmanagerin Kathrin Merkert ihre Arbeit in Pfaffenhofen auf. Der Stadtrat hat 2013 die Umsetzung des Integrierten Klimaschutzkonzeptes beschlossen, die Stadt suchte eine Fachkraft für den neu geschaffenen Posten. Insbesondere soll die CO2-Emission in Pfaffenhofen deutlich reduziert werden. Die Stelle wird durch das Bundesumweltminis­terium im Rahmen der Nationalen Klimaschutzinitiative gefördert.
Kathrin Merkert wuchs in Neureichenau im Bayerischen Wald auf, machte in Waldkirchen ihr Abitur. Sie war schon immer naturverbunden, interessierte sich gleichzeitig für Technik, so wählte sie als Studienfach Forstwissenschaft. Sie studierte in Freising, wollte zunächst beruflich in Richtung Umweltpädagogik gehen und schloss ihr Forstwissenschaftsstudium mit dem Bachelor ab.

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Neue Konzepte für die Kreisstadt
Ihren Master in regenerativen Energien und Energieeffizienz hängte sie in Kassel an, erneuerbare Energien interessierten sie, dafür gab es nicht so viele Studienorte. Kathrin Merkert schätzte vor allem den interdisziplinären Charakter des Studiums, das von Maschinenbau über Elektrotechnik bis Architektur reichte. Mathematik und Technik schreckten sie nicht. „Das liegt mir“, erklärt sie lachend. Auch die bunte Mischung der Mitstudenten gefiel ihr, viele studieren das Fach erst nach einigen Berufsjahren und bringen entsprechende Erfahrungen mit.
Sie lernte neue Sichtweisen und Menschen kennen, schrieb ihre Mas­terarbeit schließlich bei Honda in Offenbach über Energieeffizienz im Unternehmen. Dort analysierte sie den Stromverbrauch in den einzelnen Unternehmenszweigen, suchte nach Einsparmöglichkeiten.
Danach wechselte sie in ein Münchner Ingenieurbüro. Kathrin Merkert zog mit ihrem Mann zunächst nach Rohrbach und dann nach Scheyern. Die Gegend gefällt ihr, sie findet die ganze Region wirklich lebenswert, „man merkt, hier wird viel dafür getan“. Die 29-Jährige ist inzwischen Mutter von zwei kleinen Töchtern, sie genießt den kurzen Arbeitsweg, den sie meist mit dem E-Bike zurücklegt.
Die Vorbildfunktion im Kleinen ist ihr wichtig, sie möchte daher auch direkt in der Verwaltung anfangen. „Zehn bis zwanzig Prozent Energieersparnis kann man ohne Inves­titionen erreichen, nur durch kleine Nutzungsänderungen“, weiß die Klimafachfrau. Es reichen Kleinigkeiten, die den Komfort der Menschen nicht beeinträchtigen, etwa wenn abends Licht, Drucker, PCs und Bildschirme ausgeschaltet werden.
Ihr Arbeitsplatz liegt im zweiten Stock des Verwaltungsgebäudes, sie hat sich in der kurzen Zeit bestens eingelebt, wurde offen und herzlich von allen Kollegen aufgenommen. „Dennoch gibt es natürlich viel Neues.“ Immerhin gab es ihre Stelle vorher nicht, sie konnte nicht auf bestehende Projekte setzen oder auf Einarbeitung durch einen Vorgänger, sondern musste bei Null anfangen. Eine Herausforderung, der sie sich gerne stellt.
Auch bei der „grauen Energie“, etwa bei Büroeinrichtung, Papier oder Toner, sollen Nachhaltigkeitsaspekte in Zukunft berücksichtigt werden. Ebenso ist es ihr wichtig, in Schulen und Kindergärten zu gehen. „Hier gibt es fertige Aktionen“, weiß Kathrin Merkert, etwa zur Mobilität. Sie sollen passend zum Kindergarten oder der Schule ausgewählt werden. Ebenso sollten Durchschnittswerte an Verbrauch für städtische Gebäude ermittelt und verglichen werden, um so größere Abweichungen festzustellen und falls möglich zu beheben.
Zudem sollen Akteure zu regelmäßigen Treffen zusammenkommen, um Ziele auch umzusetzen. Hier ist unter anderem der Bereich Mobilität zentral, ein Thema, von dem jeder betroffen ist. Kathrin Merkert ist dabei realistisch und optimistisch zugleich, sie will nichts verbieten, nicht mit dem erhobenen Zeigefinger vorangehen, sondern Alternativen aufzeigen, Angebote machen. E-Bike-Stationen und ein attraktives Bus-Netz könnten hier ein Anfang sein.
Kathrin Merkert ist sich dabei bewusst, dass sich nicht alles sofort und umfassend umsetzen lässt. Gerade wenn es Kollisionen mit anderen Bereichen wie Brandschutz oder Denkmalschutz gibt, müsse eben abgewägt werden. „Das Verhältnis muss stimmen“, betont sie. Es geht ihr bei allen Plänen und Maßnahmen darum, ein Miteinander zu finden, gut zu planen und mit den betroffenen Menschen zu sprechen. Sie möchte ein Umdenken anstoßen.
Die Klimaschutzmanagerin plädiert dabei für eine Versachlichung der oft sehr emotionsgeladenen Diskussionen. Dabei wünscht sie sich vor allem, dass möglichst viele Beteiligte zusammenhelfen für ein messbares Ergebnis. Schon jetzt arbeitet sie eng mit dem Energie- und Solarverein zusammen.
Privat versucht Kathrin Merkert, Energie möglichst gar nicht zu verbrauchen, hinterfragt ihren Konsum und den ihrer Familie, überlegt sich Alternativen. Dennoch plädiert sie privat wie beruflich nicht nur für Verzicht, die technikbegeisterte junge Frau ist offen und realistisch. Sie wird mit ihrem Fachwissen und ihrer fröhlichen, praxisnahen Art sicher viel erreichen.
Der Aktionsplan Klimaschutz (Maßnahmenkatalog zum Klimaschutzkonzept) ist öffentlich zugänglich unter: