von Claudia Erdenreich
Der Bortenschlager am oberen Hauptplatz stellt für viele alteingesessene Pfaffenhofener noch immer eine Art Institution dar: Hotel und Gaststätte und ein Saal mit Erinnerungen. Doch seit einigen Jahren ist der Bortenschlager keine reine Zierde mehr für den Hauptplatz. Blinde, verklebte Fenster und ein streng geschlossenes Tor wirken trostlos und zeigen den verlassenen Zustand. Lange fand sich kein Investor, keine sinnvolle Nutzung für das dutzende Male um- und angebaute Gebäude von 1927. Das Hotel entsprach längst nicht mehr heutigen Standards, winzig kleine Zimmer gingen von endlosen, trist-braunen Fluren ab, teils noch ohne eigenes Bad. Sie verströmten den muffigen Charme der 60er Jahre vor dem fröhlichen Hippie-Aufbruch. Gäste konnte man damit keine mehr anlocken, Investitionen zur Sanierung untragbar. 1991 schloss das Haus endgültig. Wehmütig blickte mancher seither auf die Fassade, legendär die Faschingsbälle der 50er Jahre im soliden alten Saal, in der Erinnerung noch rauschend-romantischer. Generationen von Ballettschülerinnen hatten hier ihren ersten Auftritt, aber ein Saal allein macht keinen Erhalt möglich.
Morbider Charme und Verfall
Der letzte Rundgang durch den Komplex bietet viele überraschende Einblicke. Die alte Küche und der Gastraum, Nebenzimmer und Garderoben sind noch da, Treppenhäuser führen zu endlosen Fluren, der Bau geht bis zur Auenstraße über mehrere Etagen und rücksichtslos durch Bauepochen. Nur noch selten ist der Ursprung erkennbar, die 70er Jahre mit ihrer Betondiktatur haben ihren Stempel aufgedrückt. Fast zugewachsen die hauseigene Wäscherei, Schleuder und Mangel stehen verloren wie vergessene Kulissen. Und dann die Überraschung, die Wohnung des letzten Eigentümers ist auch noch da, Sichtbalken im Wohnzimmer und eine fast verwucherte Dachterrasse mit traumhaften Blick. Uneinsehbar, aber mit dem grässlichen Waschbeton der 70er. Die Wohnung, den wenigsten bekannt, war sicherlich einmal ein schicker Traum, Privatheit mitten in der Stadt. Unsanierbar, wie der Rest des Gebäudes. Ein Neubau wird kommen, mit ihm eine Lösung des Parkplatzproblems. Die Pläne von Johann Baierl erwecken auch diesen Teil des Hauptplatzes zum Leben und tragen zur lange überfälligen Veränderung am oberen Hauptplatz bei. Der Neubau wird Geschichte perfekt mit modernen und urbanen Bedürfnissen vereinen.