von Claudia Erdenreich
Das Museum im Mesnerhaus präsentierte nicht nur Geschichte, es konnte auch selber auf eine lange Vergangenheit zurückblicken. Das Mesnerhaus, in dem das Museum bisher untergebracht war, ist über 200 Jahre alt und lockt von außen durch eine ansprechende, historische Fassade. Gerade diese schmucke Fassade lässt nicht vermuten, dass das Gebäudeinnere schon länger nicht mehr als Museum nutzbar ist.
Das Haus beherbergte bis in die 50er Jahre des vergangenen Jahrhunderts die Mesnerfamilien für die nahe Stadtpfarrkirche, danach stand das Gebäude über 20 Jahre lang leer. Mitte der 70er Jahre wurde es von Stadt und Landkreis saniert und beherbergte seither das Museum für sakrale Kunst.
Die Sammlung von geistlicher Kunst kann auf eine lange Tradition zurückblicken, was spannend ist, aber sehr schwer aufzuarbeiten. Bereits vor rund 120 Jahren wurde mit der Sammlung begonnen, vor über 100 Jahren das erste Museum eröffnet – damals noch in der Franziskanerkirche. Die Sammlung ging mehrfach auf Wanderschaft, wurde ausgelagert, aufgeteilt und provisorisch untergebracht, bevor sie im Mesnerhaus eine Heimat fand.
Hier galt die Sammlung aus religiösen Figuren und Gegenständen lange Zeit als gut untergebracht, die Anforderungen und Erwartungen an ein Museum unterscheiden sich heute jedoch gravierend von denen in den 70er Jahren.
Heribert Reiter übernahm vor knapp zehn Jahren die ehrenamtliche Museumsleitung und machte sich in kurzer Zeit sehr vertraut mit all den Heiligenfiguren, ihren Geschichten, ihrer Herkunft. Ab 2008 jedoch durften der erste Stock und das Dachgeschoss des Museums nicht mehr von Gruppen betreten werden – die Statik war ungeprüft und der zwingend vorgeschriebene zweite Fluchtweg nicht vorhanden. Damit war das Museum faktisch nicht mehr zugänglich, denn in den kleinen unteren Räumen ließ sich kein Museumsbetrieb mehr sinnvoll aufrecht erhalten.
Zwar öffnete Heribert Reiter die verbliebenen Räume im Erdgeschoss noch zu Marktsonntagen, doch stellte dies auf Dauer keine Lösung dar. Das Interesse war dann auch entsprechend gering, moderne Museumsbesucher wollen unterhalten, informiert und animiert werden, sie erwarten zeitgemäße Präsentationen. Der ehrenamtliche Museumsleiter bemühte sich in den letzten Jahren intensiv, das Museum wieder zugänglich zu machen, jedoch konnte das im Mesnerhaus weder verwirklicht noch finanziert werden.
Museumsleiter Heribert Reiter inventarisiert zum Abschluss
Das Haus bietet zudem keinen ausreichenden Platz für aktuelle Museumsarbeit. Ein Raum für Veranstaltungen fehlt ebenso wie Platz für Sonderausstellungen oder Museums¬pädagogik, auch ein Depot lässt sich nicht einrichten. Die Inventarisierung musste mitten in den Museumsräumen vorgenommen werden, was bei laufendem Betrieb nicht möglich wäre. Mit nunmehr 75 Jahren legt Heribert Reiter die ehrenamtliche Leitung des Museums Ende Juni nieder – damit ist Pfaffenhofen ohne Museum, was für eine Stadt dieser Größe so ungewöhnlich wie bedauernswert ist. Kleinere Städte in der Umgebung haben allesamt ansprechende Museen und können gute Besucherzahlen vorweisen. Der ehrenamtliche Leiter gibt den Schlüssel und die Verantwortung zurück, durchaus auch frustriert darüber, dass in den letzten Jahren mit dem Museum nichts mehr voranging. Die letzten Wochen verbrachte Heribert Reiter damit, die Inventarisierung zu vervollständigen, was bei der langen Geschichte des Museums, den zahlreichen Umzügen und dem weniger akribischen Umgang vergangener Jahrzehnte keine leichte Aufgabe darstellt.
Einigkeit über eine vernünftige Lösung
Die ersten Inventarlisten stammen noch aus dem Ende des 19. Jahrhunderts, sie sind in Sütterlin-Schrift auf Karteikarten geschrieben und nur mit Mühe noch lesbar. Eine weitere Aufstellung stammt von 1928. Beide stellen heute manches Mal eine Detektivaufgabe dar. „Kasten mit Münzen“ liest man etwa auf den alten Karteikarten und keiner weiß mehr, welcher Kasten das gewesen sein könnte, die alten Aufkleber sind längst abgefallen. Auch von externen Fachkräften wurde bereits inventarisiert, die Bestände sind mittlerweile weitgehend erfasst und nach heutigen Kriterien gekennzeichnet.
Inzwischen herrscht von mehreren verantwortlichen und beteiligten Seiten weitgehend Einigkeit darüber, dass eine vernünftige und umfassende Lösung gefunden werden soll. Ein modernes Museum könnte und sollte bis zur Gartenschau 2017 fertig werden, um sich dann auch den vielen nicht einheimischen Besuchern präsentieren zu können. Der Heimat- und Kulturkreis mit seiner Vorsitzenden Ursula Beyer setzt sich für den Neuanfang des Museums ein, das nach bisherigen Plänen in den Nebenräumen der Spitalkirche errichtet werden soll. Dieser Ort würde gleich mehrere Vorteile bieten: Direkt am Hauptplatz gelegen, wäre er zentral und leicht zugänglich und würde schon durch die Lage bekannt. Zudem wären Nebenräume einer ehemaligen Kirche ein passender Ort für die sakralen Gegenstände.
Umbauvorschläge und Machbarkeitsanalyse
Die Kirche steht unter Denkmalschutz, die erforderlichen Umbauten müssen also mit den Denkmalpflegern abgestimmt werden. Entsprechende Umbauvorschläge wurden von einem Architekturbüro erstellt, eine Machbarkeitsanalyse soll folgen.
Auch die Landesstelle für die Nichtstaatlichen Museen gibt nur Zuschüsse, wenn umfassende Kriterien erfüllt werden. Diese betreffen auch zukünftige Öffnungszeiten. Hier möchte der Heimat- und Kulturkreis versuchen, das Museum vorerst mit Ehrenamtlichen zu betreiben, wobei fraglich ist, ob sich dies so umsetzen lässt. Insbesondere ein Museumsleiter ist noch nicht gefunden. Dieser müsste sich in hohem Maße fachlich, zeitlich und organisatorisch einbringen, was auf Dauer in keinem vergleichbaren Museum gelingt. Insgesamt sind die Beteiligten aus Stadt, Landkreis und Verein aber optimistisch, alle Hürden zu bewältigen und zur Gartenschau der Stadt und den Besuchern wieder ein sehenswertes Museum präsentieren zu können.
Heimat- und Kulturkreis
U. Beyer
Augustin-Schwarz-Straße 5
85276 Pfaffenhofen
Tel. 08441 / 803956
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