Pfaffenhofen lehnt Bedarfserhöhung des Waldkindergartens ab

Von Julian Knapp

Der Stadtrat Pfaffenhofen hat in seiner letzten Sitzung den vom Waldkindergarten beantragten Bedarf für zwölf Plätze abgelehnt. Damit bleibt es bei den bisher genehmigten acht Plätzen. Die Betreiber des Waldkindergartens fürchten nun, künftig einzelnen Eltern eine Absage erteilen zu müssen. Es bleibt die Möglichkeit, einzeln nachgefragte Plätze jeweils im Stadtrat genehmigen zu lassen. Die zuständige Sachbearbeiterin der Stadt versicherte auf Nachfrage, dass man dem Kindergarten gegenüber grundsätzlich aufgeschlossen sei.

waldkiga

Die Stadt begründete ihre Ablehnung damit, dass momentan nur fünf Kinder aus Pfaffenhofen gemeldet seien und im Antrag nur zwei weitere Kinder konkret benannt werden konnten. Das seien insgesamt sieben Kinder, wofür der gemeldete Bedarf von acht Kindern ausreiche. Lydia Sauer vom Waldkindergarten erklärte, dass sich die Zahlen ständig erhöhten und ein Antrag quasi gar nicht so schnell gestellt werden könnte, als dass er zum Zeitpunkt seiner Abstimmung nicht bereits wieder veraltet sei. Dies sei auch beim aktuellen Antrag so. Zur Zeit seien sechs Kinder aus Pfaffenhofen gemeldet, wovon in einem Fall zwischen Schweitenkirchen und Pfaffenhofen Klärungsbedarf bestehe, wer eigentlich zuständig sei. Zwei weitere Kinder kommen diesen Sommer und noch mal zwei im Frühjahr 2008 hinzu, womit die Zahl für Pfaffenhofen auf insgesamt zehn steigt – aktuell also zwei mehr als genehmigt. Muss der Waldkindergarten also künftig jedes Kind einzeln durch den Stadtrat genehmigen lassen“

Waldkindergarten benachteiligt


Dies würde jedenfalls nicht dem BayKiBiG entsprechen, dem neuen Bayerischen Kinderbildungs- und Betreuungsgesetz. Das empfiehlt nämlich eine langfristige Planung über drei Jahre hinweg. Außerdem fordert das Gesetz auch möglichst große Pluralität in der Kindergartenlandschaft, was ebenfalls für den Waldkindergarten sprechen würde.
Lydia Sauer, die seit einem Jahr rein ehrenamtlich für den Waldkindergarten arbeitet, kennt mittlerweile die Schwierigkeiten, das neue Konzept zu etablieren. Es sei ihr erstes Ehrenamt und wahrscheinlich auch ihr letztes, obwohl ihr die Aufgabe große Freude bereite. Einerseits ärgere es sie, zu spüren, dass man – verglichen mit anderen Kindergärten – nicht gleich behandelt würde. Andererseits ist ihr klar, dass es noch ein langer Weg sein wird, bis von Bevölkerung und Politik begriffen werde, um was es bei der Idee des Waldkindergartens eigentlich gehe. Die umständliche Verfahrensweise mit der Genehmigung der Plätze ist für sie unverständlich.

Außerdem arbeitet der Kindergarten wirtschaftlich vorbildlich und macht keine Defizite, womit er eine große Ausnahme in der Kindergartenlandschaft darstellt. Zuschüsse müssen in einem Land, das familienfreundlich sein will, für Kindergärten zwar selbstverständlich sein. Doch wenn eine Einrichtung wirtschaftlich gut arbeitet, fragt man sich, was dagegen spricht, diese entsprechend zu fördern.

Monika Schratt, grüne Stadträtin in Pfaffenhofen, erklärt die Zurückhaltung gegenüber den Waldkindern folgendermaßen: Erstens müsste nach einer Genehmigung weiterer Plätze auch die Beteiligung der Stadt an den Investitionskosten steigen, obwohl diese beim Waldkindergarten zugegebenermaßen sehr niedrig seien. Zweitens fürchtet man um die Belegung der Plätze in den städtischen Kindergärten, deren Bedarf erhalten werden soll. Monika Schratt sähe die Möglichkeit, den Waldkindergarten an die städtischen Einrichtungen anzugliedern. Dann gäbe es keinerlei Probleme mehr mit der Genehmigung weiterer Plätze.

Klingt fast so, als ob es so lange Probleme mit der Bedarfsanerkennung gibt, wie es sich nicht um städtische oder kirchliche Einrichtungen handelt. Das wiederum widerspräche den Grundsätzen des erwähnten BayKiBi-Gesetzes, in dem Pluralität gefordert wird und die öffentlichen Träger eindeutig angewiesen werden, freie Träger zu unterstützen. Mehr noch, es heißt sogar, dass, so weit ausreichend freie Träger vorhanden sind, auf eine eigene Trägerschaft seitens der Kommune verzichtet werden soll. Und das ist vielleicht der heimliche, springende Punkt, hinter dem sich Existenzängste der etablierten Kindergärten verbergen mögen.

Guter Wille alleine reicht nicht

Bleibt zu hoffen, dass möglichst bald ein Bewusstseinswandel einsetzt, denn der Waldkindergarten blüht und boomt. Momentan erkunden 16 Kinder mit all ihren Sinnen die Wälder bei Ilmmünster – sie spielen, basteln, bauen und lernen dort. Im Mai werden es bereits 19 Kinder sein. Gemeinden wie Paunzhausen oder Schweitenkirchen lehnen trotz des Erfolges weiterhin jede Genehmigung von Plätzen für den Waldkindergarten ab, obwohl einzelne Eltern der beiden Gemeinden ihre Kinder bereits dort untergebracht haben.

Wie lange wollen die zuständigen Behörden diese Marschroute gegen den Willen von Eltern beibehalten“ Warum erhält ein wirtschaftlich erfolgreicher und pädagogisch innovativer Kindergarten nicht mehr Unterstützung“ Fragen, die bisher unbeantwortet bleiben. Mit der Zusicherung guten Willens allein ist es hier nicht getan.