„Maria und ihrem Vater Waleed geht es gut“

Interview mit Bernd Duschner von „Freundschaft mit Valjevo“ über das Verschwinden von Waleed Jassim und seiner Tochter Maria sowie weiteren geplanten Aktionen des Vereins

Der Verein „Freundschaft für Valjevo“ hat sich 1999 unter dem Eindruck der monatelangen Bombardierungen Serbiens durch die Nato gegründet. Er setzt sich für Völkerverständigung, Frieden und Abrüstung ein. Die „Freunde von Valjevo“ organisieren Vorträge, Kultur- und Jugendaustausch, Hilfstransporte und sammeln Spenden, um Operationen für Kinder zu finanzieren, die infolge von Kriegen krank sind bzw. in ihrer Heimat nicht mehr behandelt werden können. Eines dieser Kinder ist die vierjährige Maria Jassim aus Bagdad. Sie konnte dank einer Spendensammlung des Vereins vor 2 Monaten erfolgreich am Herz operiert werden. Kurz vor Ablauf der Visa setzte sich ihr Vater mit Maria ab. Er wollte nicht mehr in den Irak zurückkehren.

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Julian Knapp führte ein Gespräch mit dem Vorsitzenden des Vereins, Bernd Duschner.

Planen Sie und ihr Verein nach dem Untertauchen von Waleed Jassim auch weitehin schwerkranke Kind nach Pfaffenhofen zu holen“

Ja, ob aus dem Irak oder auch aus Afghanistan werden wir noch sehen. Auf jeden Fall planen wir Ali, den 3 jährigen Junge aus Bagdad, der bereits 2006 in Pfaffenhofen war, wieder kommen zu lassen. Seine Behandlung war sehr kompliziert und ist noch nicht abgeschlossen. Seine Behandlung ist sehr kompliziert, da die Knochen in seinen Beinen quasi nicht richtig verwachsen sind. Die erste Operation ist zwar gut verlaufen, doch die Ärzte meinten damals, Ali müsse nun erst eine Zeit mit den „neuen Beinen“ leben, bevor die zweite OP durchgeführt werden kann. Das ist nun bald so weit und wir freuen uns auf ein Wiedersehen. Sein angeborenes Leiden geht übrigens wahrscheinlich auf die Folgen der überall im Irak verteilten uranhaltigen Munition zurück, die von den Amerikanern im ersten Golfkrieg eingesetzt wurde. Im Irak kommen deswegen bis heute viele mißgebildete und kranke Kinder auf die Welt.

 

Wissen Sie etwas vom Verbleib Marias und ihres Vaters Waleed Jassim“

Wir wissen nur, dass er in einem anderen europäischen Land ist. Herr Waleed hat uns angerufen und versichert, dass es seiner Tochter und ihm gut gehe und sie eine Bleibe haben. Da es aufgrund der dramatischen Verhältnisse im besetzten Irak auch in Deutschland einen Abschiebestopp für Iraker gibt, hätte er auch hier bleiben können. Das aber wusste

Herr Waleed nicht. Durch die Operation war seinem Kind, an dem er sehr hängt, das Leben gerettet worden. Dieses Leben wollte er mit einer Rückkehr in den Irak nicht aufs Spiel setzen. Er war uns und der Pfaffenhofener Bevölkerung sehr dankbar. Er wollte deshalb auch nicht, dass wir als Verein möglicherweise Probleme mit den Behörden bekommen, wenn er nicht in seine Heimat zurückkehren würde.

 

Wann haben Sie erfahren, dass sich Herr Waleed mit seiner Tochter abgesetzt hatte „

Wir machten an diesem Tag einen Ausflug mit einer Gruppe serbischer Jugendlicher. Herr Waleed sagte, er könne nicht mit, da er Bekannte in München besuchen möchte. Als er nach mehreren Tagen immer noch nicht zurückgekehrt war, wurde klar, dass er sich mit seiner Tochter abgesetzt hatte.

Herr Waleed hatte bereits in den Tagen vorher einen sehr bedrückten Eindruck gemacht. Er konnte ja jeden Tag vor dem Bildschirm verfolgen, wie sich die Situation im Irak immer weiter verschlechtert. Es gibt keinerlei Sicherheit im Land. Die Bevölkerung lebt in ständiger Angst vor den Besatzungstruppen, den unterschiedlichen Milizen und kriminellen Gangs.

Es gibt keinen Strom, Wasser und Lebensmittel sind knapp. Weit über die Hälfte der Ärzte haben das Land verlassen, die Schulen sind zum größten Teil geschlossen. Es gibt keine Arbeit, keine Perspektive und Hoffnung für die breite Bevölkerung.

 

Bestehen für Maria nach der Operation noch größere gesundheitliche Risiken wegen der sicher anstrengenden Flucht“

Maria machte zuletzt in Pfaffenhofen einen sehr gesunden Eindruck. Wir haben sie in den fünf Wochen nach ihrer Operation als lebenslustiges und zunehmend selbstbewusstes Kind erlebt. Herr Waleed hat uns mittlerweile versichert, dass es Maria sehr gut geht und wir hatten sie auch kurz am Telefon.

Für Herrn Waleed war es wie ein Wunder, dass Menschen aus einer so weit entfernten Stadt, wie Pfaffenhofen, von der er vorher noch nie gehört hatte, seiner schwerkranken Tochter mit zwei Operationen im Februar 2006 und Juni 2007 das Überleben und die Gesundung ermöglichten. Dafür war er sehr dankbar.

 

Wie schwer ist es denn in einem Fall wie bei Maria, ein Visum zu erhalten“

Ja. Visa für eine Ausreise gibt es nur für dringend notwendige medizinische Behandlungen. Dazu sind eine Reihe Behördengänge nötig. Man braucht u.a. Bestätigungen des behandelnden irakischen Krankenhauses und des Gesundheitsministeriums, dass die notwendige Operation im Irak nicht durchführbar ist.

Man braucht die Bestätigung eines deutschen Krankenhauses, dass es bereit ist, die Operation durchzuführen und die Kosten dafür bereits vollständig bezahlt sind. Alle diese Papiere in Bagdad mit seinen zahlreichen Strassensperren und ständigen, oft mehrere Tage andauernden Ausgangssperren zusammen zustellen kostet viel Kraft und ist sehr gefährlich. An jeder Ecke können jeden Augenblick Bomben in die Luft fliegen können und Gefechte ausbrechen.