Kelten, Kulte, Jubiläum – 10 Jahre Kelten- und Römermuseum Manching

Angeblich hatten die Kelten nur Angst davor, dass ihnen der Himmel auf den Kopf fällt. Den Rest konnten sie bewältigen und besiegen Jedenfalls teilten sie das Alexanders Truppen mit. Sie haben uns nichts Schriftliches hinterlassen, aber eine Fülle von Funden im Boden erlaubt Rückschlüsse auf ihr Leben.

Manching zaubert Archäologen, Vor- und Frühgeschichtlern und Keltenforschern ein Leuchten in die Augen. Die keltische Großstadt in vorchristlicher Zeit birgt bis heute Geheimnisse und vor allem ständig neue Erkenntnisse. Manching, das ist keltische Kultstadt, eine Keltenstadt der Superlative, Großstadt vor Christi Geburt mit internationalen Handelsbeziehungen. Mehr als 10.000 Menschen lebten damals in der Stadt, deren Namen wir nicht kennen. Die Metropole lag an der Kreuzung von antiken Handelswegen, die Kelten trieben Fernhandel über die Donau, aber auch an die Ostsee und in den Mittelmeerraum. Die Menschen praktizierten Arbeitsteilung, hatten Handwerker, verfügten über Tempel und Monumentalbauten, gepflasterte Plätze, erstellten Schmuck und Waffen. Krüge voller Münzen und wunderschönes farbiges Glas haben sie uns im Boden hinterlassen, sie verarbeiteten Eisen in industriellen Dimensionen.

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Eine sieben Kilometer lange Mauer, ein Wall, umgab ihre Stadt, der östlichste Murus Gallicus, den es gibt, sein Aufbau ist komplex. Allein das Osttor der Keltenstadt war zehn Meter breit und zweispurig befahrbar – eine Dimension, die auch Tore mittelalterlicher Großstädte nicht erreichten.

Trotz 60 Jahren intensiver Ausgrabungen und Forschungen wissen wir viel, aber lange nicht genug über jenes ferne Volk, das irgendwann vor oder mit dem Auftauchen der Römer langsam unterging. Ihr Anfang liegt trotz interdisziplinärer Forschung auch heute noch genauso im Dunkeln wie ihr Ende. Wer sich mit ihnen beschäftigt, muss eine mentale Zeitreise antreten, den auch der lange Gitterweg zum Museumseingang symbolisiert. Vor zehn Jahren eröffnete das kelten- und römermuseum in Manching und dieses Museum kann auf eine Erfolgsgeschichte zurückblicken, so etwa auf über 200.000 Besucher. Zum Festakt gab es hochkarätige Vorträge und eine Ausstellungseröffnung zum Thema „Licht! Lampen und Leuchten der Antike“. Zahlreiche Gäste, darunter viele internationale Wissenschaftler, hatten sich im Museumsfoyer versammelt.

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Bürgermeister Herbert Nerb begrüßte die Gäste und kündigte die Referenten an. Der Direktor der Archäologischen Staatssammlung München, Prof. Dr. Rupert Gebhard, gab vor allem einen Überblick über das wissenschaftliche Werk von Prof. Dr. Susanne Sievers. Sie gilt als eine der führenden Keltenforscherinnen. In ihrem Gastvortrag blickte sie auf sechzig Jahre Manching-Forschung zurück. Sie stellte Publikationen vor, Probleme und Erfolge der Ausgrabungen und offene Fragen der Forschung. Immerhin war Manching als Keltenstadt rund 300 Jahre bewohnt, ein Zeitraum, den Forscher in mehrere Abschnitte und Unterabschnitte einteilen. Die Frage, was denn letztlich aus den Kelten wurde, wird wohl nie umfassend geklärt werden und weitgehend im Dunkeln bleiben. Vermutlich war beim Auftauchen der Römer im Donauraum nur noch eine Restbevölkerung vorhanden.

Dr. Susanne Sievers stellte einige Höhepunkte der Forschung und Ausgrabungen vor und ging auf die vielfältigen Techniken und Forschungsmöglichkeiten ein. Vor allem aber betonte sie: Die Forschung zu den Kelten, zu Manching ist noch lange nicht abgeschlossen, auch wenn Manching die am besten erforschte Keltenstadt in Mitteleuropa ist.

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Museumsleiter Dr. Wolfgang David konnte in seinem Bildvortrag zu recht mit Stolz auf zehn Jahre Erfolgsgeschichte im Museum zurückblicken. Neben zahlreichen Ausstellungen fanden auch viele wissenschaftliche Tagungen im Museum statt, ebenso Museumsfeste und unzählige Führungen. Er zeigte Aufnahmen aus zehn Jahren, lustige, wehmütige, intensive und vielfältige Momente.

Zum Jubiläum wurde im Anschluss die Ausstellung zu Licht und Lampen der Antike im Sonderausstellungsraum eröffnet. Die spannende Ausstellung zeigt einen Überblick über Lampenformen und Arten von der Antike bis ins Mittelalter, durch ganz Europa bis in den asiatischen Raum. Die Ausstellung „beleuchtet“ den vielfältigen Einsatz von Licht, von der simplen Möglichkeit mit Beleuchtung länger zu arbeiten bis hin zum Geleit für Verstorbene in die Unterwelt. Der gelungene Festakt klang aus bei Getränken, Austausch und Gesprächen, die Ausstellung ist bis 2017 zu sehen.

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kelten- und römermuseum
Im Erlet 2
85077 Manching
www.museum-manching.de

von Claudia Erdenreich