Sieger im Architekturwettbewerb „Wohnen nahe der Altstadt“ wurde der Entwurf des Münchner Büros Ebe, Ausfelder und Partner. Ihr Konzept für 34 Wohnungen in der Kellerstraße überzeugte die Jury. Dies stellt erst den Anfang dar, in Pfaffenhofen sollen rund 130 neue Sozialwohnungen geschaffen werden. Der Bau von Obdachlosenunterkünften und Sozialwohnungen ist auch in einer blühenden und erfolgreichen Stadt wie Pfaffenhofen ein vorrangiges Ziel.
Bürgermeister Thomas Herker stellte zur Preisverleihung im Festsaal des Rathauses klar: Der Druck auf dem Wohnungsmarkt ist auch in Pfaffenhofen gestiegen. Auf manche Wohnungen kommen hundert Bewerber, sozial Benachteiligte haben dann kaum eine Chance auf eine Bleibe. Die wirtschaftlich starke Kleinstadt in der Metropolregion München zieht viele Menschen an. Für manche, etwa Alleinerziehende oder Rentner wird es zunehmend schwer, passenden und bezahlbaren Wohnraum zu finden.
Pfaffenhofen steuert hier ganz bewusst gegen. Es werden 30 Millionen investiert, um Abhilfe zu schaffen. Gleichzeitig soll die Stadt nicht unbegrenzt, sondern langsam wachsen, der Zuzug gesteuert werden. Schon jetzt wächst Pfaffenhofen jährlich um etwa 400 bis 500 Menschen.
Die zentrumsnahe Fläche an der Kellerstraße wurde bisher als Parkplatz genutzt, hier soll bewusst sozialer Wohnungsbau entstehen. Zum dafür ausgeschriebenen Wettbewerb reichten zehn Architekturbüros ihre Entwürfe ein und die zwölfköpfige Jury machte sich die Auswahl nicht leicht. Sieben Stunden prüften sie und wägten Vor- und Nachteile der einzelnen Vorschläge ab.
Thomas Eckert, Architekt aus Regensburg war der Vorsitzende des Preisgerichts. Er stellte die drei Sieger-Entwürfe vor und erläuterte auch die Gründe für die Entscheidungen. Zur Preisverleihung waren rund 50 Gäste erschienen, die die ausgestellten Modelle und Pläne genau betrachteten und diskutierten. Dann gab es eine Überraschung: Es wurden zwei gleichwertige dritte Preise verliehen, kein zweiter Preis. Der dritte Preis ging an die Pfaffenhofener Architektin Rita Obereisenbuchner und den Scheyrer Landschaftsarchitekten Norbert Einödshöfer sowie an die Münchner Büros studio Dietzig mit micheller und schalk GmbH.
Mit Abstand gab es einen Sieger des Wettbewerbs. Architektin und Stadtplanerin Michaela Ausfelder freut sich sehr über den ersten Preis: „Wir haben bewusst eine klare Struktur gewählt“. Das Architekturbüro legte auch Wert auf Kommunikationsflächen innerhalb der Bebauung, die wirklich von den Bewohnern genutzt werden. Bürgermeister Thomas Herker bedankte sich bei allen zehn teilnehmenden Architekturbüros, für die derartige Entwürfe und Modelle stets mit einem hohen Arbeitsaufwand verbunden sind. Die Sozialwohnungen an der Kellerstraße sind dabei nur ein erster Schritt, weitere Baumaßnahmen werden folgen. Die Umsetzung wird mit Spannung verfolgt, auch hier wird sichtbar wie stark die Stadt ihr Gesicht ändert.
Hier ein Auszug aus der Beurteilung der Jury für den Siegerentwurf, der nun an der Kellerstraße realisiert werden soll. Auf dem bisher als Parkplatz genutzten Grundstück entstehen dann 34 Wohnungen und ein Laden mit Fördermitteln aus dem Wohnungspakt: „Der Entwurf nimmt die Vorgaben des Bebauungsplanes auf und bildet drei eindeutige Baukörper, deren Rückgrat die einläufige Treppe von der Kellerstraße zur Thallerstraße bildet. Dadurch werden die Baumassen an der Kellerstraße angenehm gegliedert; in Verbindung mit der bereits bestehenden Wohnbebauung wird eine städtebauliche Symmetrie erreicht. Die gestufte Höhenentwicklung fügt sich angenehm in die bestehende Topographie ein und bildet unterschiedliche Freibereiche mit jeweils hoher Aufenthaltsqualität, die sich im zentralen Bereich wellenförmig von West nach Ost entwickeln. Dabei sind die halböffentlichen von den privaten Bereichen eindeutig getrennt. Eine Durchquerung des Gebietes entlang einer gut ablesbaren Treppenanlage für die Öffentlichkeit ist für die künftigen Bewohner klar ablesbar erkennbar und nicht störend. Die Fassadengestaltung, vor allem zur Kellerstraße weist einen eindeutig städtischen Charakter auf, der die richtige Antwort an diese innerstädtische Lage gibt. Durch eingezogene Loggien sind alle Baukörper ruhig gestaltet. Die großzügige Aufglasung der Treppenhäuser bildet eine freundliche Eingangssituation; durch die natürliche Belichtung werden Angsträume vermieden.
Die konsequente Ausrichtung der Wohnungen nach Süden in den Häusern B und C und die eindeutige konstruktive Gliederung der Grundrisse bilden gute Raumqualitäten, die wirtschaftlich umgesetzt werden können (was sich z. B. bei der Installation der Haustechnik bemerkbar machen wird). Lediglich im Baukörper A sind einige Wohnungen zur Straße hin orientiert. Hier fehlen noch konkrete Aussagen zum Lärmschutz. Die Erschließung der Tiefgarage erfolgt über die Zufahrt im Nachbargebäude. Im Tiefgaragengeschoss sind sämtliche notwendige Nebenräume kompakt angeordnet. Die Treppenräume zu den einzelnen Wohngebäuden sind strategisch gut platziert. Im Bereich zur Kellerstraße entstehen großzügige Gewerbe- und Gemeinschaftseinheiten, die eine flexible Nutzung ermöglichen.
Die klar strukturierte Anordnung der Baukörper und Grundrisse lassen eine wirtschaftliche Umsetzung des Projektes erwarten. Die vorgehängte Mauerwerksfassade mit geschlämmten Ziegelsteinen muss hinsichtlich ihrer Kosten überprüft werden. Hier erwartet sich der Auslober wirtschaftlich günstigere Vorschläge ohne gestalterische Qualitätseinbußen. (…)“
von Claudia Erdenreich