Die aktuelle Kolumne von Thomas Herker (Juni 2016)

Liebe Pfaffenhofenerinnen und Pfaffenhofener, unsere Stadt gilt als Vorreiter bei Nachhaltigkeit und Klimaschutz. Eine wichtige Rolle spielen dabei saubere Energien. Derzeit werden wesentliche Weichen gestellt für Pfaffenhofens Energiezukunft: Zum einen kommt das Stromnetz unter der Regie der Stadtwerke wieder in Bürgerhand. Zum anderen sollen Sie, die Bürgerinnen und Bürger, über die geplante Errichtung von Windrädern im Förnbacher Forst entscheiden.

Schon einmal war die Energieerzeugung Thema eines Bürgerentscheids: Ein Bürgerbegehren wollte 1998 das Biomasseheizkraftwerk im Ilmtal verhindern. Die Mehrheit der Pfaffenhofener hat sich letztlich für den Bau ausgesprochen. Damit war der Grundstein gelegt für die oben angesprochene Vorreiterrolle beim Klimaschutz. So wurden wir damals die erste deutsche Kommune, die das Klimaschutzziel aus dem Kyoto-Protokoll übertroffen hat. Nach wie vor tragen die aus Holzhackschnitzeln erzeugten Wärme, Kälte und Strom dazu bei, dass wir uns ein Stück weit direkt vor Ort mit Energie versorgen können.

Nun ist es Zeit für die nächste Stufe: Wir wollen komplett unabhängig werden. Zumindest beim Strom ist dies eine realistische Perspektive. Schon heute werden 70 Prozent des Stroms im Pfaffenhofener Netz direkt vor Ort produziert – vom Biomassekraftwerk, dem Windrad im Lustholz und von allen, die auf ihren Dächern Sonnenstrom erzeugen. Dies bedeutet nicht nur Unabhängigkeit, sondern auch Wertschöpfung, die in der Stadt bleibt. Die Lücke lässt sich laut Klimaschutzstudie vor Ort schließen – mit mehr Photovoltaik, einem Ausbau der Windkraft, mit Effizienzsteigerung und Speichertechnologien. Strom aus und für Pfaffenhofen zu 100 Prozent lokal und erneuerbar ist machbar.

Eine wichtige Voraussetzung dafür war, dass das Stromnetz wieder in Bürgerhand ist. Die Stadtwerke haben vor kurzem zusammen mit der Bayernwerk AG den Konzessionsvertrag unterzeichnet. Im Gemeinschaftsunternehmen Stromversorgung Pfaffenhofen GmbH & Co. KG haben die Stadtwerke die Mehrheit. Dies bringt für die nächsten 20 Jahre mehr Einfluss der Bürger auf die lokale Netz­infrastruktur. So kann man den Ausbau der Erneuerbaren gezielt steuern, wenn man die Energie­flüsse im Stadtnetz kennt.

Einen weiteren Schritt können wir nun alle miteinander gehen. Lassen Sie uns eine faire Diskussion zu den geplanten drei Windrädern führen! Das Projekt könnte den entscheidenden Beitrag leisten, dass Pfaffenhofen als eines der ersten Mittelzentren beim Strom unabhängig wird. Wie bei allen Infrastrukturprojekten gibt es aber auch Auswirkungen auf Natur und Anwohner. Daher haben wir vor, Sie bei der Aufstellung des Bebauungsplans wesentlich stärker zu beteiligen als bei herkömmlichen Verfahren – womöglich inklusive Bürgerentscheid. Zum Auftakt der Bürgerbeteiligung darf ich Sie herzlich einladen zu einer PAF und DU-Infoveranstaltung am 4. Juli um 19 Uhr im Rathaussaal. Packen wir die Energiewende in Pfaffenhofen an!

Herzlich Ihr Thomas Herker, Bürgermeister