Der Rekordmeister meldet sich zurück

Zumindest einmal im Jahr dürfen die oberbayerischen Fußballschiedsrichter den Beweis erbringen, dass sie nicht nur regelkundige Leiter von Spielen sind, sondern auch selbst mit dem runden Leder einen durchaus versierten und sehenswerten Umgang zu pflegen wissen. Auch die, die niemals in einem Vereinsteam gespielt haben, kennen den Ball lange nicht mehr nur als theoretisches Spielgerät aus dem Regelbuch. Dies wiesen sie augenscheinlich in der Lechsporthalle in Schongau bei ihrer 32. Oberbayerischen Hallen-Meisterschaft nach.

Der Kampf um den seit 2011 vom ehemaligen Bundesligaschiedsrichter und heutigen Ehrenvorsitzenden der oberbayerischen Referees gestifteten „Max-Klauser-Wanderpokal“ hielt in seiner Qualität jeden Vergleich mit derartigen Wettkämpfen des Fußball-Amateurlagers auf Kreis- oder Bezirksebene aus. Dass diese Trophäe heuer an den Rekordmeister dieses Turniers, die Schiedsrichtergruppe (SRG) Pfaffenhofen, ging, hatte niemand erwartet, am wenigstens wohl der Sieger selbst. Sechsmal konnte sich die zweitkleinste Gilde der Unparteiischen Oberbayerns bisher mit dem Titel schmücken, zuletzt auf eigenem Parkett bei ihrem 60-jährigen Jubiläum 2008, als sie zugleich auch „Sachsenmeister“ wurde. Seither erreichte der nunmehr siebenmalige Champion lediglich unterschiedliche Platzierungen, im vergangenen Jahr gar nur einen zwölften Rang bei 14 teilnehmenden Mannschaften.

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Die Preise sind verteilt: Spielführer der Mannschaften zusammen mit Max Klauser (re.)

Da hatten die meisten heuer vorweg mit den Finalteilnehmern 2015, die SRG Ammersee, SRG Ruperti, SRG Inn oder den amtierenden Meister SRG Bad Tölz gerechnet, keinesfalls aber mit den Holledauern, die bei einer ohnehin sehr dünnen Spielerdecke auch noch auf ihre Stamm-akteure Albert Breitsameter und Stefan Muck verzichten mussten. Kurzfristig wurde Markus Schreiner (früher Aktiver u. a. beim FSV Pfaffenhofen) nominiert, der nicht einmal an der einzigen Trainingseinheit, die man in der Vorbereitung in der Ilmtal-Halle in Reichertshausen absolvieren konnte, teilnahm. Aber mit ihm und dem zweiten über vierzigjährigen Routinier, Thomas Färber, gewann das Team so sehr an Selbstsicherheit, dass es als verdienter Sieger aus dem Turnier hervorging.

Man störte sich sehr wenig daran, dass man bei zwei Vorrundengruppen (jeweils 7 Mannschaften) der weit spielstärker eingeschätzten zugelost worden war. Und man startete auch sehr viel erfolgreicher als bei den letzten Turnieren. Nach einem noch etwas mühsamen 3:2 Auftaktsieg gegen die SRG München-Ost/Ebersberg boten die Pfaffenhofener dem Drittplazierten des Vorjahres, der SRG Ruperti, bei einem respektablen 0:0 entschieden Paroli, besiegten nach technisch und kämpferisch starker Leistung den Vizemeister, die SRG Inn, mit 2:0 und standen nach einem spannenden, vollauf verdienten 1:0 gegen den sehr starken Hausherrn, die SRG Schongau, bereits vor dem letzten Spiel als Erster der Gruppe B. fest und damit im Semifinale. Dass man beim 0:2 gegen die SRG Dachau/München-Nord einen Gang zurückschaltete, um für die Endrunde die Kräfte zu schonen, konnte niemanden verwundern. Im Halbfinale gegen die SRG Ammersee gab die Mannschaft dann sehr eindrucksvoll zu erkennen, dass sie an diesem Tag noch größere Ambitionen hatte. Sie fegte ihren Gegner mit 5:0, dem höchsten Ergebnis des Turniers, vom Parkett und sorgte damit im Endspiel für ein „Lokalderby“ gegen die SRG Ingolstadt, die nach einem recht mühevollen 1:0 über SRG München-Ost/Ebersberg ins Finale eingezogen war. Der 2:0-Triumph des taktisch wie spielerisch besseren Teams über den „großen Bruder“ war ungefährdet, was der Coach der „Schanzer“,

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Kabinenzauber nach dem Sieg Aufnahme: Josef Mayr

Hans Kroll, auch unmissverständlich zum Ausdruck brachte: „Da wollen wir gar nicht viel herumreden! Das war ein verdienter Sieg der besseren Mannschaft!“ Die Treffer für den neuen Meister erzielten im Finale nicht von ungefähr die beiden Senioren Thomas Färber und Markus Schreiner. Beide befanden sich in hervorragender körperlicher Verfassung und führten souverän Regie in einer Mannschaft, in der es keinen Schwachpunkt gab und die Helmut Langer als Coach von der Bande aus hervorragend in Szene setzte. Ihre Überlegenheit rührte von einem enormen Kampfgeist, einer geschickten Raumaufteilung und sehr schnellen Kontern her, mit denen man Thomas Färber immer wieder in Schussposition brachte.

Er glänzte einmal mehr mit seiner variablen Schusstechnik und war zumeist auch von zwei Gegenspielern nicht gänzlich auszuschalten. Da waren sich der unermüdlich kämpfende „Wadlbeißer“ Manuel Maul, die laufstarken Fabian Fankhauser und Kapitän Fabian Wildmoser sowie der zweikampfstarke Andreas Ismann nicht zu schade, auch für den Mitspieler stets in die Bresche zu springen. Und Max Weiher, der Spielertrainer, wusste mit seiner Routine zu jeder Zeit für den angemessenen Rhythmus zu sorgen. Nicht zuletzt stand mit Florian Drexler ein Mann zwischen den Pfos-ten, den man zwar, obwohl er es verdient gehabt hätte, nicht zum besten Torhüter des Turniers wählte, der aber mit seinen großartigen Reflexen eine Reihe kritischer Situationen bereinigte und in acht Spielen nur vier Treffer zuließ, in der Endrunde keinen. Seine genauen Abwürfe über das ganze Spielfeld zu Thomas Färber brachten den Gegner nicht selten in große Verlegenheit. Dieser erzielte von den insgesamt 14 Toren der Pfaffenhofener alleine 9, Schreiner 3, Weiher 1 und Fankhauser 1.

Der Pfaffenhofener Erfolg ist auch darauf zurückzuführen, dass das Team bei Zweikämpfen nur selten Freistöße verursachte. Denn das nach dem Futsal-Modus der FIFA durchgeführte und jetzt für alle offiziellen Turniere allein gültige Regelwerk bestimmt, dass nach vier Fouls, die eine Mannschaft im Spiel begangen hat, gegen sie ein direkter Freistoß aus zehn Metern (ohne Mauer) verhängt wird und jedes weitere Foul die gleiche Strafe nach sich zieht. Die meis-ten dieser 10 m-Freistöße führten bei diesem Turnier zu Toren. Damit und mit dem Spiel ohne Bande sollen übermäßige Härte und Verletzungen vermieden werden. Mehr Technik und mehr Tempo sind das Ziel. Von einer Seitenlinie aus wird eingekickt, Eckbälle werden wie auf dem Feld ausgeführt. Weil das frühere Risiko- bzw. Zufallsspiel über die Bande nicht mehr möglich ist, gibt es viele Unterbrechungen. Darin mag ein Grund zu suchen sein, dass bei dieser 32. Meisterschaft der Oberbayerischen Schiedsrichter weniger Tore gefallen sind als es beim alten Regelwerk früher der Fall war. Insgesamt fielen bei 45 Begegnungen von je 10 Minuten lediglich 84 Treffer, damit nur 1,87 pro Spiel. Man muss bei solchen Berechnungen freilich auch berücksichtigen, dass in den letzten Jahren das Leistungsniveau aller teilnehmenden Mannschaften enorm gestiegen ist und die Kluft zwischen dem schwächsten und stärksten Team stark geschrumpft ist. Der Meister und der Vizemeister 2015 landeten dieses Mal gemeinsam auf dem 11. Platz, der Vorletzte und Drittletzte wurden Erster und Dritter. Schlusstabelle: 1. Pfaffen-hofen; 2. Ingolstadt; 3. München Ost/Ebersberg; 4. Ammersee; 5. Dachau/München-Nord; 6. Weilheim; 7. München-Süd; 8. Ruperti; 9. Schongau; 10. Freising; 11. Bad Tölz und Inn; 13. Erding; 14. Chiem.

Dass das Pfaffenhofener Team zusammen mit seinen Schlachtenbummlern, seinem Chef GSO Albert Schnell, dem Ehrenvorsitzenden des Sportgremiums Pfaffenhofen und Mentor Hellmuth Inderwies, dem Chauffeur und Berater Dieter Fuchs sowie dem Schiedsrichterkollegen Fabian Anders und Altschiedsrichter Sepp Mayr, Waal, die Siegerehrung in der Schlossberghalle in Peiting genoss, versteht sich. Für deren Höhepunkt sorgte einmal mehr die wieder mit Spannung erwartete und bejubelte Rede des Ehrenbezirksvorsitzenden Max Klauser, der sich mit einem treuen Kavalleriepferd verglich, das sich stets nach der Kameradschaft seiner Schiedsrichterkollegen sehnt, die an der vordersten Front des Fußballs stehen. Die Veranstaltung war in der Tat eine Werbung für junge Leute, sich für dieses so wichtige Amt im Sport zur Verfügung zu stellen.

Gruppenschiedsrichterobmann ­Albert Schnell hofft, dass die Schiedsrichtergruppe Pfaffenhofen durch den Gewinn der Oberbayerischen Schiedsrichter-Hallenmeisterschaft vor wenigen Tagen insgesamt ein wenig Auftrieb erhält, musste doch im Januar der geplante Schiedsrichter-Neulingskurs mangels Interessenten abgesagt werden. Für Ende März ist nun erneut geplant, eine Ausbildung zum Fußballschiedsrichter anzubieten. Albert Schnell appelliert an alle Vereine, hierzu geeignete Mitglieder zu entsenden: „16 der 28 Fußballvereine in unserem Einzugsgebiet unterschreiten ihr pflichtgemäßes Schiedsrichter-Soll, vier Vereine stellen gar keinen Unparteiischen.“ Klagen über schlechte Schiedsrichterleistungen seien gerade von solchen Vereinen völlig fehl am Platz. Für weitere Informationen ist Albert Schnell unter Telefon 08441 5485 oder ­E-Mail albert.schnell@kabelmail.de zu erreichen.

von Hellmuth Inderwies