Café to go

von Kilian Well

Die Herbs schließen ihr Café. Ein Stück Heimat für viele Pfaffenhofener verschwindet. Das Konditorhandwerk im kleinen Stil soll sich nicht mehr lohnen und die Café-Besucher wurden immer weniger. Doch wofür die Bestürzung“ Die Kunden haben mit ihren Füßen abgestimmt und der Unternehmer wollte sein Geschäftsmodell nicht ändern. Es wäre nämlich falsch, von einem Tod des Cafés generell zu reden.
Sicherlich war die Ausstattung des Herbs für die Jugend und schon für das nachwachsende Alter nicht mehr so attraktiv. Aber zugleich erleben wir in den größeren Städten neue Kaffeehäuser: sie heißen Starbucks, Coffee to go, San Francisco Coffee Company – und dort fühlt sich die Jugend zuhause. Diese Welle der neuen Cafés – US-geprägt und nicht mehr vom Wiener-Kaffeehaus abstammend – hat freilich auch Kaffeeprofis überrascht. Tchibo beginnt erst jetzt, sich wieder auf sein Kerngeschäft zu konzentrieren. Die neuen Kaffeehäuser sind nämlich keine Billiganbieter. Der Kult macht’s aus. Dort gibt es auch nicht mehr Torten, sondern Bagels. Aber das ist keine Doktrin. Es könnten auch delikate Törtchen sein, nur eben Fingerfood. Die Fastfood-Restauants – ich sträube mich immer noch, sie als „Restaurants“ zu bezeichnen – mit ihrem Marketing und ihrer Jugendfreundlichkeit schufen die Basis für eher coole, elitäre Cafés, die Steigerung, Weiterentwicklung bedeuten. Sie sind trendy, ja selbst ein interessanter Trend. Das Stockers ist eben auch kein Wirtshaus mehr, erfüllt aber erfolgreich dessen Funktion. Es wäre auch ein Starbucks in Pfaffenhofen denkbar. Das Café ist tot, es lebe das Café oder besser coffee to go.

Ebenso denkbar ist eine Betonung der Romantik und der Qualität. Also die besten Torten und Kuchen anzubieten, die Originalität des Wiener Cafés anzubieten – vielleicht etwas überzeichnet, mit mehr Ambiente. Diese Qualität darf auch ihren Preis haben. Denn in ein paar Jahren wird das Pendel wieder in die andere Richtung schlagen: rund statt eckig, warm statt cool. Das beherrschen die Amis nicht. Und dann werden Starbucks und Co. wieder billig wirken. Oder wollen Sie wirklich Bagels?

pendel