Liebe Pfaffenhofenerinnen und Pfaffenhofener, ja, der Stein des Anstoßes – oder wie andere ihn nennen: der Problempoller. Er wird übersehen, gar umgefahren; klein und unscheinbar, wie er ist. Wie soll man das Problem lösen, ohne den Poller zu erschießen, ach nein zu entfernen. Schließlich hat er doch wichtige Funktionen: Der Poller soll darauf hinweisen, dass man an dieser Stelle in eine andere Straße einbiegt. Er soll verhindern, dass Autofahrer ungehindert in Ideallinie den Platz queren, ohne nach rechts und links zu schauen und ohne andere Verkehrsteilnehmer zu übersehen. Es können nämlich noch andere kommen: z.B. gleichstarke Autos aus der Sonnenstraße oder Radler oder – nicht auszudenken – gar Fußgänger.
Es gibt hier bewusst einen Platz, an dem der Verkehr nicht durch Schilder gelenkt wird. Die Planer setzten auf ein Miteinander, auf das aufeinander Achten, auf die Idee des shared space, wie das Neudeutsch heißt. Um aber Chancengleichheit herzustellen, wurden diese Flächen durch Poller geteilt. Nun werden diese Granitsteine, bzw. einer, ständig Opfer seiner Aufgaben. Gar nicht auszudenken, was passieren würde, wenn er nicht tapfer seinen Dienst versehen würde!
Offensichtlich imponiert er zu wenig. Wenn Menschen mehr imponieren wollen, setzen sie sich einen Helm mit großen Federbuschen auf den Kopf oder türmen ihre Frisuren zu hohen Gebilden. Diese Maßnahmen wären bei einem schlichten Granitpoller vielleicht nicht ganz angemessen, nicht einem Stein entsprechend und ein wenig missverständlich. Ich habe mir also überlegt, den Stein mit etwas Gegensätzlichem, nämlich mit etwas Lebendigem zu schmücken. Nein, liebe Tierschützer, ich will keinen Käfig mit einem exotischen Tier oder auch nur einem netten Miezekätzchen aufstellen. Ich dachte mir, große Pflanzen tun denselben Zweck. Außerdem – so dachte ich weiter – wünschen sich die Pfaffenhofener schon lange mehr Blühendes auf dem Hauptplatz. Ich hoffe, es gefällt Ihnen, was ich mir in Ihrer Urlaubszeit ausgedacht habe, und ich handle mir nicht zu viel Schelte von Architekten mit gutem Geschmack ein. Und vielleicht zaubern die Blüten bei der Zeitung Kreativität, animieren die Blüten die Zeitung zu einer Idee, vielleicht zu einer Bank mit einem Zeitungsleser darauf. Er fände sicher schnell Gesellschaft.
Die befragten Fahrschullehrer meinten, wenn eine freundliche Aufforderung nichts nützt, müsse man halt mit Verboten arbeiten. Man könnte z.B. das Rechtsabbiegen an dieser Stelle ganz verbieten, vorgeschriebene Fahrtrichtung der asphaltierten Fahrbahn folgend links. Aber ich setze lieber auf die Vernunft und die sozialen Fähigkeiten der Menschen.
Mit sommerlichen Grüßen Ihre
Monika Schratt, 3. Bürgermeisterin