Ein Landrat ist vor allem ein guter Moderator

Landratskandidat Martin Wolf (CSU) im Gespräch

Martin Wolf (55), verheiratet, zwei Söhne ist als Referatsleiter im Landwirtschaftsministerium in München tätig. Bisher war er Ortsvorsitzender und für die CSU im Stadtrat. Nach dem endgültigen Urteil im Fall Schäch sind Landratsneuwahlen für den 17. Juli angesetzt. 

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Martin Wolf tritt mit klaren Themen zur Landratswahl an.

Herr Wolf, wie geht es Ihnen mit der Kandidatur?

Mir geht es wirklich gut! Die Unterstützung, die ich erfahren habe, war ein Erlebnis. Die Spannung war
enorm, die eigenen Leute haben bei dem Zweikampf am Schluss mitgefiebert, so etwas hinterlässt schon Eindruck. Auch die unterlegenen Mitbewerber haben mir sofort gratuliert und ihre Unterstützung zugesagt.Wir haben in der CSU mit der Benennung eines Kandidaten relativ lange gewartet, da wir mit der Arbeit des amtierenden Landrats Anton Western sehr zufrieden waren und keinen Kandidaten neben ihm laufen lassen wollten. Jetzt nach dem Urteil wurde es zwar zeitlich knapp, aber wir waren intern vorbereitet und hatten einen klaren Plan für den Tag X.
Es war ja schon nach dem ersten Urteil im Fall Schäch klar, dass eine vorzeitige Landratswahl anstehen kann.

Wie kam es zu Ihrer Kandidatur?

Ich bin Ortsverbandsvorsitzender der CSU, und wir alle wollten die Ortsverbände einbinden und fragten nach möglichen Kandidaten. Von den ursprünglich 15 benannten schrumpfte die Zahl nach Gesprächen und einer Klausur dann auf fünf Kandidaten. Das hatte den Vorteil, dass niemand im Focus stand und es keine Lagerbildung geben konnte, am Ende hatte ich einfach die erforderliche Stimmenzahl.

Was war Ihre Motivation für die Kandidatur?

2008 hat die CSU in Pfaffenhofen bei der Bürgermeisterwahl verloren und auch zwei Stadtratssitze eingebüsst. Gleichzeitig herrschte in der Landes-CSU eine schwierige Situation. Mir war schnell klar, dass wir nun eine Politik ohne Besserwisserei brauchen. Schon damals war auch klar: Das Thema Kernkraft trägt nicht mehr, damit sind die Menschen nicht mehr zu überzeugen. Das ist nach den Ereignissen in Japan aktueller denn je.

Wir mussten uns damals ehrlich eingestehen, dass das ursprüngliche CSU-Motto „Näher am Menschen“ sich verbraucht hatte, wir waren nicht mehr nahe genug an den Menschen. Ich bin daher völlig einer Meinung mit unserem Ministerpräsidenten, dass wir eine Wende in der Energiepolitik und einen Ausstieg aus der Kernenergie brauchen. Als Landrat könnte ich zudem meine Arbeit und die politische Leidenschaft kombinieren, was bislang getrennt lief. Die Öffentlichkeit, die mich als Landrat erwartet, sehe ich als Herausforderung, ich möchte mit meinen politischen Vorstellungen öffentlich werden.

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Wie wird Ihr Wahlkampf aussehen?

Mein Wahlkampf wird vor allem inhaltlich von Themen geführt werden, möchte aber auch mit meiner Person und vor allem meinem Politikstil überzeugen. Ich habe klare Leitlinien für die politische Arbeit, sie ist bei mir geprägt von Offenheit, Transparenz und demokratischer Arbeit.

Ich setze auf sechs ganz konkrete Themen:

  1. Gesundheit: Neben der ärztlichen Versorgung geht es mir vor allem um die Krankenhaussituation. Hier hat mein Vorgänger Anton Westner schon hervorragende Arbeit geleistet, die ich fortsetzen möchte.
  2. Bildung: „Vorfahrt für Bildung“, diese Aussage zählt für mich. Die Schulen sollen alles bekommen,
    was sie brauchen. Für mich gibt es keine Dogmen in der Schulpolitik und die Menschen sollen durch ihre Ausbildung in die Lage versetzt werden, für sich selber zu sorgen.
  3. Wirtschaft: Wir leben in einer wirtschaftlich starken Region, hier möchte ich weitere Impulse geben. Eine mögliche Wirtschaftsentwicklungsgesellschaft kann hier koordinieren und beraten. Wir werden uns hier sehr genau ansehen, wie das in anderen Landkreisen funktioniert. Vor allem möchte ich die Zusammenarbeit in der Region fördern. Der Bürger hat kein Verständnis dafür, wenn sich die Städte in der Region nicht verstehen oder gegeneinander arbeiten. Im Gegeneinander kann es keine Sieger geben.
  4. Tourismusförderung: Im Tourismus müssen wir noch zulegen, was bei vier Landkreisen in der Hallertau nicht ganz einfach ist. Meine Impulse werden auch in Richtung Naherholung gehen, um der Bevölkerung einen Landkreis zu bieten, in dem man gerne lebt.
  5. Verkehr: Hier stehen große Aufgaben an, unter anderem mit Umgehungsstraßen wie in Geisenfeld oder der geplanten Autobahnausfahrt in Bruckbach.
  6. Energiewende: Ich bin hier sehr glücklich mit der Position der Staatsregierung und sehe die Energiewende als „Herkulesaufgabe“ an. Wir werden viel mehr erneuerbare Energien brauchen – Solaranlagen, Windräder, Biogasanlagen.

Ich stehe ganz klar für das christliche und soziale Menschenbild der CSU, mit Eigenverantwortung, Solidarität und Achtung anderer religiöser Überzeugungen. Dennoch werde ich ein Landrat für alle sein, jenseits von Parteienzugehörigkeit oder Sonstigem. Obwohl die CSU meine politische Heimat ist, bin ich offen für alle Menschen. Ein Landratsamt muss bürgerfreundlich und ein guter Dienstleister sein. Gute Arbeit und guter Service sind eine Selbstverständlichkeit! Als Landrat sehe ich mich zudem als Hüter der öffentlichen Interessen.

Herr Wolf, bitte erzählen Sie ein wenig von sich.

Geboren und aufgewachsen bin ich in Reichertshausen auf einem Bauernhof, von fünf Geschwistern war ich der Zweitälteste und als junger Mann gleich in acht Vereinen. Ich habe in Weihenstephan studiert. Ich bin Diplom-Agraringenieur und Referatsleiter im Landwirtschafsminis¬terium, zuständig für 47 Ämter in Bayern aus dem Bereich Ernährung und Landwirtschaft. Beruflich ist das eine äußerst interessante Aufgabe, die mich zwar sehr fordert, aber auch sehr viel Freude macht. Führung und Controlling sind meine Aufgaben, die ich auch als Landrat sehr gut einbringen kann.

Meine beiden Söhne sind erwachsen und schon selber berufstätig und stehen zusammen mit meiner Frau hinter meiner Kandidatur. Dennoch werde ich meine Familie nicht mehr als unbedingt nötig belasten.

Privat habe ich zwei Hobbies, Motorradfahren und Segeln. Die Touren mit meiner Varadero sind ein wunderbarer Ausgleich und ich organisiere auch die Ausflüge der CSU-Motorradgruppe. Daneben war schon immer die Politik meine Leidenschaft.

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Der Hauptplatz in Pfaffenhofen hat sich stark verändert. Wie ist Ihre Sicht dazu?

Ich begrüße sehr, dass sich etwas tut und stehe hinter den privaten Unternehmen, die sich engagieren und das volle unternehmerische Risiko tragen. Allerdings wäre mein Weg auf dem Hauptplatz teilweise ein anderer gewesen. Aus meiner Sicht hätte der Bürgermeister und Teile der Verwaltung im Rathaus bleiben müssen.
So droht uns das Schicksal vieler Städte, die ein „altes Rathaus“ mit Museumscharakter haben. Wir haben das Rathaus so schön saniert, es sollte für mehr da sein als nur für Konzerte, Trauungen und Ausstellungen. Hier wird aus meiner Sicht ein hoher Preis für einen schnellen Erfolg gezahlt.

Schauen wir ein wenig in die Zukunft: Wie werden Ihre ersten Schritte als Landrat aussehen?

Intern werde ich sicher als erstes Gespräche mit den Führungskräften und dem Personal führen. Extern liegt mir sehr viel an einem frühen und guten Kontakt zu den 19 Bürgermeistern im Landkreis. Danach stehen Gespräche mit Schulleitern, Vertretern des Krankenhauses usw. an. Mir ist es wichtig, schnellstmöglich alle Anliegen aufzunehmen und ein Landrat für alle Bürger des Landkreises zu werden.