Natürlich ist er noch nicht vorbei, der Trubel, den der tolle Sieg in Seoul aufgewirbelt hat. Doch ein bisschen „stader“ soll’s jetzt schon werden. Nicht, dass wir was gegen das Feiern hätten, nein, denn zum Lebenswertsein – oder muss es Lebenswertigkeit heißen? – gehört das Feiern ja dazu. Unabdingbar. Wer feiert, sündigt nicht, sagt eine alte Holledauer Weisheit.
Es kann aber schief gehen. Das muss-ten schon viele Fußballvereine feststellen, wenn sie in den letzten von neunzig Minuten doch noch ein paar Dinger rein bekamen und die Punkte liegen lassen mussten. Enttäuschung ohne vorheriges Feiern ist jedoch noch blöder. So gesehen kann feiern also nicht schaden.
Weil Weihnachten für uns mittlerweile zum höchsten Fest im christlichen Jahreskreis geworden ist und Ostern auf die Plätze verwies, bietet sich natürlich an, dies durch entsprechendes Feiern auch anständig zu würdigen und Bürgermeister Herker gleich am kommenden Donnerstag eröffnen zu lassen. Weil wir heuer mit unserem LivCom-Award – „Des is‘ ja wia Weihnachten!“ soll der unbekannte Bürger im Rathaussaal gerufen haben, als Bürgermeister Thomas Herker auf dem Riesenbildschirm in Seoul den an eine gigantische Christbaumkugel gemahnenden Pokal in die staunenden Augen der Hallertau hob – schon ein bisschen vorgefeiert haben, ist diesmal aber am Tag vor Heiligabend Schluss.
An dieser Stelle bietet sich ein Exkurs über die Vielseitigkeit des Wörtchens „was“ an. Es fungiert ja nicht nur als blankes Fragewort, sondern kann auch einen komplizierten Relativsatz auf den kürzeren Punkt bringen. Als Beispiel sei genannt: Alles, was ein Mann schöner ist als ein Affe, ist Luxus. Auf unsere Situation bezogen sei also gesagt: Alles, was wir letztes Weihnachten in den Januar feierten, feiern wir heuer schon im November. So toll war es ja auch nicht damals, außerdem will der Eine oder der Andere mit der Anderen Skifahren, und wer, bitte schön, möchte an Silvester schon Glühwein trinken? In der Fußgängerzone am Hauptplatz? Vor dem Rathaus, wo wahrscheinlich wieder einer vom Balkon runter fotografiert? Dreißig Tage sind genug. Die schön dekorierten Holzhütterl stehen bereit, zwei bis drei Dutzend Händler, Gastronomen und Kunsthandwerker bieten hübsche Geschenkideen neben leckeren Speisen und Getränken, und jeden Tag dürfen wir uns auf ein attraktives Rahmenprogramm freuen. Mit dabei ist wieder der Lichtkalender, einzigartig deutschlandweit, mit dem Herr Stahl und die „Lebendige Innenstadt“ wieder Akzente setzen, und auch der Wichtel steht schon Säckchen bei Fuß. Abgerundet wird der Christkindlmarkt nicht von einem Riesenrad, sondern von Feuerwerk und Eisskulpturen sowie ganz viel Livemusik auf der Bühne, für die Herr Koppold, der Betreiber des Christkindlmarkts, unterschiedlichste Musikgruppen von Alphornbläsern bis zu Blaskapellen engagiert hat.
Da erstaunt es nicht, dass Herr Käser, seines Zeichens Wirtschaftsreferent, seiner Zeit vorauseilt und den Blick jetzt schon aufs kommende Volksfest richtet. Einen „Hau den Lukas“ möchte er dort haben, ein Gerät, an dem sich der gestandene Bayer beweisen möge, dass er ein gestandener Bayer ist, und wenn’s sein muss, baue er ihn eben selbst. Herr Kopetzky, der Volksfestreferent, blickt uns zu mürrisch vom Rathausdach herunter, als dass er Herrn Käser Hammer und Nägel reichen würde. Aber jetzt stürzen wir uns erst mal in den Trubel, Adventszeit hin oder her.