Zentrum für Kultur und Kommunikation

Seit 37 Jahren ist das „Haus der Begegnung“ eine vielgefragte Institution – und seit 15 Jahren ist Kurt Jurkus der „gute Geist“ des Hauses.  Wieder mehr ins Licht der Öffentlichkeit rückte das Gebäude am Oberen Hauptplatz, als vor zwei Jahren das „Denkmal für die Opfer des Nationalsozialismus“ errichtet wurde. Es befindet sich links neben dem Haus der Begegnung – ein Platz zum Innehalten, Nachdenken und Gedenken. Ein roter Stahlträger durchbohrt eine Ecke des Hauses. „Er kann als Akupunkturnadel gesehen werden, die diese schmerzhaften Erfahrungen der Geschichte im kollektiven Gedächtnis der Stadt verankert“, so der gestaltende Künstler Thomas Neumair.

Auch wenn einige Kritiker diesen „Pfahl im Fleische Pfaffenhofens“ an dieser Stelle, einer ehemaligen Stätte der Erziehung und einer gegenwärtigen Stätte der Kommunikation, nicht unbedingt gut heißen – das „Haus der Begegnung“ ist stete Aufmerksamkeit durchaus wert. Schließlich bietet es Räumlichkeiten für die unterschiedlichsten Aktivitäten in allen kulturellen Bereichen. Doch bevor es – nach aufwendigem Umbau – feierlich eröffnet werden konnte, diente es ein Jahrhundert lang als „Städtisches Schulhaus“.

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Die Stadt, so schreibt Heinrich Streidl in seiner Chronik des Hauses, wurde 1875 von der königlichen Regierung von Oberbayern aufgefordert, ein neues Schulhaus zu bauen, und bald hatten die Stadtväter die passende Stelle ausgemacht – am oberen Hauptplatz bei der Stadtpfarrkirche. Die hohe Regierung genehmigte diesen Entschluss. Die königliche Baubehörde fertigte Pläne und veranschlagte die Baukosten auf 60.000 Gulden. So wurde das bei der Stadtpfarrkirche stehende Schwesternhaus abgebrochen; auch das zu klein gewordene Schulhaus, die ehemalige Engelkapelle, musste dem Neubau weichen. Im südlichen Flügel waren die Unterrichtsräume für die Mädchen, die Schwesternwohnung sowie die Kinderbewahranstalt untergebracht. Der Nordflügel hatte drei Schulsäle für die Knaben, eine Hilfslehrerwohnung und einen Zeichensaal. Am 21. Juli 1879, so notierte Heinrich Streidl, feierte Domkapitular M. Ostermayr die erste heilige Messe in der Hauskapelle.

Bürgermeister Prechter schlug auf den Tisch
Hundert Jahre später wurde das imposante Gebäude zum „Haus der Begegnung“. Seit 2001 erledigt Kurt Jurkus die Verwaltung des Hauses, macht die Abrechnungen selbstständig, nimmt auch Hausmeistertätigkeiten wahr – und ist Ansprechpartner für Gäste- und Tourismus-information. Als sein Vorgänger Matthias Franz in den Ruhestand verabschiedet wurde, schrieb die Stadt die Stelle intern aus – und erst mal zeigte niemand Interesse. „Dann hat“, erzählt Kurt Jurkus, „der damalige Bürgermeister Prechter auf den Tisch geschlagen“. Das könne doch nicht wahr sein – und er wolle einen Bewerber, der sich in Pfaffenhofen und mit den Pfaffenhofenern auskennt! Kurt Jurkus, der bis dahin siebzehn Jahre in der Stadtkasse tätig war, sah sich an einem freien Freitagnachmittag die Stelle an – und „dann war’s aus mit dem freien Freitagnachmittag!“

Nun ist ihm „sein“ Haus der Begegnung richtig ans Herz gewachsen – mit all den Menschen, die sich tagtäglich hier treffen. Schon am Vormittag sind sämtliche Räume von der Volkshochschule belegt – das Angebot reicht von Sprachkursen über Gymnastik und Tai Chi bis zum Kinderballett. Die Stadtbücherei im ersten Stock ist eine gemeinnützige öffentliche Einrichtung, die der allgemeinen und beruflichen Bildung, der Information und der Unterhaltung dient. Die Benutzung der Stadtbücherei, die über mehr als 20000 Bücher, Hörbücher, CD-Roms mit Spielen und 30 Zeitschriften-Abos verfügt, ist kostenlos. Voraussetzung ist lediglich ein gültiger Büchereiausweis, der bei Interesse kostenlos ausgestellt wird.

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Musikalische Ausbildung auf vielen Instrumenten
Auch die Städtische Musikschule residiert im Haus der Begegnung. Sie lädt jederzeit – nach telefonischer Absprache – zum Schnupperunterricht ein und ermöglicht Kindern eine gute musikalische Ausbildung auf allen gängigen Instrumenten. Sie entwickelte sich aus bescheidenen Anfängen zur größten Institution ihrer Art in der gesamten Region, so dass für den Unterricht sogar Räumlichkeiten außerhalb des Hauses der Begegnung in Anspruch genommen werden müssen. Last not least beherbergt das Haus der Begegnung die Städtische Galerie. Sie zeigt laufend wechselnde Kunstausstellungen und versteht sich – bei freiem Eintritt – als Ausstellungsmöglichkeit für regionale und überregionale Künstler, als Begegnungsstätte für Kunstschaffende und Kunstfreunde.

„Und nicht zu vergessen“, fügt Kurt Jurkus hinzu, „die Vereine!“ Die Jagdhornbläser üben, die Liedertafel und der Kammerchor singen, der Trachtenverein kommt zum Platteln, und der Theaterspielkreis probt und bringt im Theatersaal regelmäßig seine mit viel Lob bedachten Stücke zur Aufführung – jede Menge Leben also in einem städtischem Zentrum der Kultur und der Kommunikation.

von Lorenz Trapp