Zukunft für das Ilmgau-Kaufhaus – neue Technolgie aus alten Räumen

von Claudia Erdenreich

Seit fast fünf Jahren stehen das Ilmgau-Kaufhaus und das danebenliegende ehemalige Amberger-Kino in der Löwenstraße leer. Der triste, ungenutzte Bau aus den frühen 70er Jahren ist nicht gerade ein Aushängeschild für die Pfaffenhofener Innenstadt. Zwei erfolglose Versteigerungstermine in den letzten Jahren brachten keinen Interessenten, auch für den dritten Termin, der irgendwann in diesem Jahr angesetzt werden sollte, hatten sich noch keine Investoren gemeldet. Zu viel Fläche und zu viel Angst vor den Sanierungskosten schreckten Käufer schon im Vorfeld ab.
Zudem geht der Trend seit Jahren in die entgegengesetzte Richtung: Kaufhäuser ziehen nicht mehr in die Innenstädte, sondern siedeln sich in Outlet-centern und Shoppig-malls am Stadtrand an. Der Kunde will ein Kauferlebnis mit Genuss. Ein Kaufhaus mit dem Charme der 70er Jahre lockt da niemand.

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Jahrelanger Leerstand in der Löwenstraße hat bald ein Ende: Auf den Ilmgau-Großmarkt wartet die Abrissbirne, im danebenliegenden Kaufhaus weicht schon bald der bröckelnde Charme der 70-Jahre moderner Technik.

Jetzt hat überraschend eine eingesessene Pfaffenhofener Firma das Kaufhaus und das angrenzende Kino erworben. Vor elf Jahren starteten zwei Ingenieure aus dem Ort zunächst im Home-office in Scheyern die eta-Energieberatung. Schon im ersten Jahr wuchsen sie auf vier Mitarbeiter und machten sich auf die Suche nach einem Büro. Seither wuchs die Firma in der Raiffeisenstraße stetig weiter, auf heute rund 20 Mitarbeiter. Die eta-Energieberatung setzt auf regionale, umweltfreundliche und wirtschaftliche Lösungen für ihre Kunden und berät dabei bundesweit und im angrenzenden Ausland über Energieeffizienz sowie die Realisierung von Biomasseprojekten. Zu den Kunden zählen Kommunen und Krankenhäuser ebenso wie z.?B. Brauereien und zunehmend Energieversorger. Natürlich wurde auch das Paffenhofener Biomasse-Heizkraftwerk von den Ingenieuren geplant.

Im letzten Jahr war endgültig die räumliche und damit auch personelle Grenze des bestehenden Büros erreicht und eta machte sich auf die Suche. Schnell wurde Florian Ilmberger und Volkmar Schäfer klar, dass es die benötigten Flächen so im Ort gar nicht gibt. Sie interessierten sich sogar kurzzeitig für das ehemalige E.ON-Zählerhaus und planten schließlich, eine Neubau-Etage nach ihren Bedürfnissen zu gestalten, als ihr Blick auf das Kaufhaus fiel. Einmal angedacht ging es dann sehr schnell. Die Ingenieure erkannten mit ihrem Fachwissen sofort, dass das ehemalige Kaufhaus sich für ihre Vorstellungen bestens eignet und zudem die attraktive Innenstadtlage der Firma und den Mitarbeitern ebenso zugute kommt wie der Stadt. „Innen sieht es aus als wären die Vorbesitzer erst gestern ausgezogen“ stellte Volkmar Schäfer beim ersten Besichtigungstermin erstaunt fest. Das ehemalige Kaufhaus bietet mit insgesamt 2000 qm große Flächen, die individuell in Büros umgestaltet werden können. Die Statik ist auf die Lasten eines Kaufhauses ausgerichtet und kann problemlos Büros aufnehmen. Lediglich in die Fassade müssen seitlich Fenster eingebracht werden, um mehr Licht in die Räume zu bringen. Selbstverständlich sieht die Energieberatung den wichtigsten Sanierungsbedarf in einer guten Wärmedämmung und einer neuen Heizung mit Anschluss an das Biomasse-Heizkraftwerk.

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Florian Ilmberger und Volkmar Schäfer haben bereits ein Nutzungskonzept für Büroräume, einen Laden und eine Passage zum Hauptplatz erstellt.

Mit dem Insolvenzverwalter wurden Volkmar Schäfer und Florian Ilmberger schnell einig: Der wollte das Objekt gerne loswerden. Über den Kaufpreis schweigen die beiden, verraten aber, dass die Sanierungskosten höher sein werden als der eigentliche Preis. Dafür hat eta nicht nur mehr Platz für das weitere Wachstum, sondern auch ein attraktives Umfeld in der Innenstadt, mehr Parkplätze für Mitarbeiter und Besucher der Firma können gleich nebenan im Hotel übernachten.
Das Nutzungskonzept wurde von der Stadt sehr positiv aufgenommen, zwei Etagen Büroräume für die Energieberatung sind vorgesehen, im Obergeschoss Büroräume zum Vermieten. Unten soll nach dem Willen der neuen Eigentümer ein Laden Platz finden.

Daneben wird vor allem die Außenfassade gestaltet: Aus dem bislang wenig einladenden Durchgang soll eine offene und helle Passage zum Hauptplatz entstehen. Um einen „Hinterhofcharakter“ zu vermeiden, planen die Investoren einen harmonischen baulichen Abschluss zur Löwenstraße hin.

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Das ehemalige Kino mit maroder Nachkriegs-Bausubstanz wird dazu abgerissen und schafft somit Parkplätze im Hof für Mitarbeiter und Kunden. Das hat auch den Vorteil, dass während der Umbauarbeiten nicht monatelang die Löwenstraße von Baugerät behindert wird.

Florian Ilmberger und Volkmar Schäfer möchten so schnell wie möglich umziehen, auf jeden Fall noch in diesem Jahr. Schon jetzt können im bestehenden Büro keine weiteren Mitarbeiter eingestellt werden, obwohl der Bedarf da wäre und die Firma weiter wächst. Derzeit laufen bei eta die Planungen auf Hochtouren. Die Kaufhaus-Rolltreppe und das große Treppenhaus müssen auf jeden Fall weichen.

Die Geschäfte in der Nachbarschaft werden den Einzug der Energieberatung mit Erleichterung aufnehmen: Kein Konkurrent zieht mit der zukunftsorientierten Firma in das ehemalige Kaufhaus und die Löwenstraße wird optisch aufgewertet. Die Mitarbeiter von eta freuen sich darauf, bald mehr Platz zu haben und die Cafés und Läden der Innenstadt nutzen zu können.

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