Wie kommt das Rot auf die Straße?

Der Kreisel in der Münchener Straße, der knallrote Radweg an der Moosburger Straße und ein innovatives Azubi-Projekt – dahinter steht die Firma von Thomas und Norbert Nadler

von Lorenz Trapp

Wie ein leuchtend rotes Band zieht sich die Linie an der Moosburger Straße entlang – ein Radfahrweg, daneben grauer Asphalt, weiße Begrenzungslinien. Fast bunt präsentieren sich manch neu gebaute oder sanierte Straßen, und wo es nötig ist, wird repariert und ausgebessert. „Sehen Sie den schwarzen Streifen, der die beiden Asphaltflächen verbindet?“ Thomas Nadler zeigt auf die Straße unter seinem Bürofenster: „Zu 60% stammt das Material von uns!“

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Thomas Nadlers Büro liegt im Gewerbegebiet Schweitenkirchen. Dort sitzt die „Nadler Straßentechnik GmbH“, die er gemeinsam mit seinem Vater Norbert leitet. „Der öffentlichen Hand“, erklärt Norbert Nadler, „werden zukünftig immer weniger Mittel zur Verfügung stehen, die Infrastrukturmaßnahmen des Bundes zielen auf Autobahnen und Bundesstraßen – und die Kommunalstraßen bleiben den Gemeinden“. Da heißt es also, das Geld der Steuerzahler beim Straßenunterhalt in einem optimalen Preis-Leistungsverhältnis auszugeben, Material einzukaufen und zu verwenden, das nicht nur langlebig ist, sondern auch präzise auf die jeweilige Situation zugeschnitten ist: „Dann müssen die Mitarbeiter des Bauhofs nicht bereits nach ein paar Monaten wieder nacharbeiten“. Die Zielsetzung der Firma Nadler ist die Entwicklung von innovativen Systemlösungen, die höchsten Qualitäts- und Umweltschutzansprüchen genügen und dem Kunden kosteneffiziente, nachhaltige Möglichkeiten offerieren: „Straßensanierungen sollen günstiger werden, und die Maßnahmen müssen beständig sein“.

„Man sieht uns in ganz Pfaffenhofen“, stellt Thomas Nadler fest. Der Kreisel an der Münchener Straße übrigens gehört auch dazu – minimaler Unterhaltsaufwand und auf minimaler Fläche realisiert. Natürlich gebührt das Verdienst der Stadtverwaltung, doch die Lösung wurde zusammen mit der Firma Nadler entwickelt – mit Zustandserfassung, Erhaltungsplanung, Kostenerfassung und Systemlösung. „Die Technik“, sagt Thomas Nadler, „steckt im Produkt, und wir liefern das Produkt, das die Kommune selbst verarbeiten kann“. Im Spezialsegment Straßenunterhalt zählt die Nadler GmbH zu den „hidden champions“ der Branche. Der Familienbetrieb arbeitet permanent an besseren Anwendungslösungen für seine Kunden: „Wir entwickeln Produkte auch nach Kundenbedarf, wenn sie am Markt noch nicht greifbar sind“. Die Vorgehensweise ist dabei fern jeglichen Scheuklappendenkens und weit weg von starren Konzernstrukturen. Flache Hierarchien und ein familiärer Umgangston prägen den Alltag des 20-Mann-Betriebes: Gemeinsam mit ihrer Mannschaft leben Norbert und Thomas Nadler ihre Vision von technischen Qualitätsprodukten und umfassendem Kundenservice. Der Zusammenhalt im Innern steht dabei im Vordergrund: Es ist egal, ob eine Idee aus der Chef-Etage oder von einem Auszubildenden kommt – ist sie erfolgversprechend, wird sie auch realisiert!

„Acht Kunden auf einer Excel-Liste“ – so beschreiben die Nadlers den Beginn der Erfolgsgeschichte, ein Produkt, eine Handelsvertretung. Und heute liefern sie alles, was Kommunen und Straßenbau brauchen – international. Das Entscheidende sei, erläutert Thomas Nadler, das Vater und Sohn an einem Strang ziehen, sich verstehen, Rückhalt und Stärke aus der Familie ziehen. Diese Philosophie spiegelt sich in der Firma, die sich in erstaunlich kurzer Zeit von einer Handelsvertretung in eine Firma entwickelte, die regional Arbeitsplätze schafft und international operiert: „Das liegt natürlich auch an den Mitarbeitern, nicht nur an uns“, weiß Thomas Nadler, „die Firma ist ein Gemeinschaftsprojekt“. Auf eine äußerst geringe Personalfluktuation verweist Norbert Nadler, und er hebt das gute Betriebsklima hervor. „Der Schlüssel zu gutem Personal“, fügt Thomas Nadler hinzu, „liegt in einer fundierten Ausbildung – im eigenen Betrieb“.

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Deshalb läuft bei der Nadler GmbH das „Azubi-Projekt“. Die Ausbildungsplatzangebote umfassen alle Kaufmannsberufe (Kaufmann für Bürokommunikation, Groß- und Einzelhandelskaufmann, Industriekaufmann) und die Fachkraft für Lagerlogis-tik – sowohl weiblich als auch männlich! In der „Azubi-Niederlassung“ verfügen die Azubis über ein eigenes Großraumbüro. „Selbstverständlich steht ihnen ein Ausbilder zur Seite“, korrigiert Thomas Nadler meinen fragenden Blick, „aber sie wachsen, die dürfen in die Prozesse hineinwachsen“. Diese Prozesse, die Chance müsse man ihnen allerdings auch bieten, und genau das liegt in der Philosophie der Firma. „Unsere Azubis dürfen Verantwortung übernehmen“, beschreibt Thomas Nadler den Gedanken dahinter, „denn wer das Bewusstsein hat, dass ständig jemand hinter ihm herräumt, macht eben auch Fehler – wer selbst die Verantwortung hat, macht weniger oder keine Fehler“. Die Erfahrung hat gezeigt, dass Azubis bereits im dritten Lehrjahr einen Vertriebsbereich komplett und erfolgreich übernehmen können, und das sei natürlich nicht nur für die jungen Menschen, sondern auch für die Firma ein erfreulicher Erfolg.

Interessenten können sich jederzeit bewerben – und nicht nur Auszubildende: „Wir suchen immer Mitarbeiter“, stellen Nobert und Thomas Nadler fest, denn die Firma expandiert. In Magdeburg und im Raum Frankfurt/Main existieren bereits Niederlassungen, und nun steigt die „Nadler Straßentechnik GmbH“ auch in die Produktion eigener Entwicklungen ein – ein logischer Schritt, denn seit fünf Jahren betreibt die Firma verstärkt den Bereich Forschung und Entwicklung. Dabei kooperiert die Firma Nadler über die Grenzen Bayerns hinweg mit Forschungspartnern, die eine tragfähige Brücke herstellen zwischen Wissenschaft und dem Know-how der Praxis.

„Wir versprechen keine Wunder“, ist das Credo der Nadlers, „aber eine faire Beratung und eine individuelle Lösung!“ Und bieten einen Beleg dafür, dass High-Tech nicht nur von Konzernen stammen muss – auch ein Familienunternehmen in Schweitenkirchen ist dazu in der Lage.

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