Feierlicher Akt im Festsaal des Rathauses von Hellmuth Inderwies
„Ehrungen, das ist, wenn die Gerechtigkeit ihren liebenswürdigen Tag hat!“ soll der erste Kanzler der Bundesrepublik Deutschland, Konrad Adenauer, bei derartigem Anlass mit der ihm eigenen Ironie einmal gesagt haben. Pfaffenhofen hat zumindest alle zwei Jahre de facto einen solchen Tag der Gerechtigkeit, wenn es seine Sportler ehrt.
Der feierliche Akt im Festsaal des Rathauses besitzt einen aufwändigen und würdigen Rahmen, auf den die Stadt und ihre Sportwelt mit Stolz verweisen können. Er unterscheidet sich von vielen derartigen Zeremonien allein schon durch sein einzigartiges Ambiente und ein anspruchsvolles Programm, wobei der Stadtrat den Wünschen der Vereine des Sportgremiums von Anfang an entsprach: Begrüßung durch das Stadtoberhaupt, Worte des Sportgremiumsvorsitzenden, eine möglichst aktuelle thematisierte Festrede, wie z. B. „Sport und ethische Werte“, „Sport und Medizin“, „Sport und Ernährung“, „Sport und Gesellschaft“, „Sport und Religion“ usw. Die Referenten werden deshalb vom Sportgremium ausgewählt und erhalten eine Einladung durch die Stadt. Prominente Namen fanden sich in der Vergangenheit darunter: Prof. Helmut Zöpfl, der Autor schöngeistiger Literatur und ehemalige erfolgreiche Fußballer, Dr. Tasso Vounatsos, der „Laufdoktor“ vom sportmedizinischen Untersuchungszentrum des BLSV, Dr. Rudolf Funk, Pfarrer von Tegernbach, oder der ehemalige Bundesligaschiedsrichter Werner Ross usw. Ehrungszeremonie und Dankesworte eines geehrten Sportlers schließen sich an, bevor ein geselliger Stehempfang den Ausklang bildet. Und nicht zuletzt legt man Wert auf einen anspruchsvollen musikalischen Rahmen, den heuer das Saxophon-Ensemble der Städtischen Musikschule unter der Leitung von Christoph Hörmann gestaltete.
Der 1. Bürgermeister Thomas Herker freute sich bei dieser Sportlerehrung für die Jahre 2016/17 darüber, dass er „nur herausragende Persönlichkeiten“ zu begrüßen habe. Man mag ihm ungern widersprechen, zumal er damit wohl nicht nur die diesmal 57 geehrten Sportler und 15 Funktionäre meinte, von denen Franz Knadler mit der Max-Heckmeier-Gedächtnismedaille und Manfred Pschorr sowie Richard Kienberger mit der bronzenen Stadtmedaille ausgezeichnet wurden. Da das Sportgremium zugleich etwas verspätet sein 40-jähriges Jubiläum feierte, ging der 1. Vorsitzende, Martin Rohrmann, in einem geschichtlichen Aufriss näher auf das Wirken dieser Interessen- und Arbeitsgemeinschaft von derzeit 31 Vereinen ein. Er erinnerte an jenen 18.02.1976, als auf Initiative des 2. Bürgermeisters und Kulturreferenten Willihard Kolbinger sich der Sport- und Kulturausschuss des Stadtrats mit der Gründung eines Sportgremiums befasste, um zusammen mit den Vereinen die Sportfördermittel gerechter verteilen zu können.
Auf Antrag des bereits am 21.04.1976 gegründeten Sportgremiums und auf Empfehlung des Sport- und Kulturausschusses beschloss der Stadtrat noch im gleichen Jahr eine Sportlerehrung. Der im August 1974 verstorbene und dem Vereinsleben sehr verbundene Sportreferent Max Heckmeier hatte hierfür einen Geldbetrag als Erbe hinterlassen. Zum Gedächtnis an ihn schuf man jene Medaille, die seinen Namen trägt und seither als höchste Auszeichnung der Stadt für Spitzenleistungen im Sport vergeben wird. Die damit Geehrten sollten zudem auch in ihrer sonstigen Lebensführung ein gesellschaftliches Vorbild sein. 1978 wurde, ebenfalls auf Initiative des Sportgremiums, die Ehrung auf eine breitere Basis gestellt. Weitere erfolgreiche Sportler wurden fortan mit einer Ehrenurkunde ausgezeichnet. An die Vereine erging der dringende Appell, bei ihren Vorschlägen strenge Maßstäbe auf der Basis folgender Grundsätze anzulegen: a. Es gibt nicht nur die Sportart, die im eigenen Verein die Hauptrolle spielt. b. Nicht nur im eigenen Verein finden sich geeignete Sportler. c. Der Wert einer Sportlerehrung hängt maßgeblich vom Niveau der Auswahlkriterien ab. d. Es sind Leistungsnachweise vorzulegen (Urkunden, offizielle Ranglisten usw.). „Gerade bei der Leistungsbemessung“, so Martin Rohrmann, „stellten sich Probleme hinsichtlich der Vergleichbarkeit ein. Das Sportgremium entschied aber, und so ist es auch noch heute, jeden einzelnen der vorgeschlagenen Kandidaten aufgrund der qualitativen Bedeutung des sportlichen Wettbewerbs auf seine Eignung zur Ehrung zu überprüfen.“ Ab 1987 wurden auch verdiente Funktionäre mit der bronzenen Stadtmedaille bzw. mit Urkunden ausgezeichnet.
Darüber hinaus erinnerte Rohrmann an die Verdienste dieser „beständigen Bürgerinitiative“, ohne die es eine Dreifachsporthalle und das Sportgelände Niederscheyern, das Weinfest, eine Stadtschützenmeisterschaft usw. wohl nicht geben würde. Sie umfasst über 10 000 Mitglieder, wobei über 3 500 zur Altersgruppe der Jugendlichen zählen und sei heute „nicht mehr nur ein Instrument zur Erhaltung der Gesellschaft und zur Unterhaltung eines Publikums bei Veranstaltungen, sondern ein wesentlicher Faktor der Jugenderziehung geworden und wichtiger denn je.“
Rohrmann ging schließlich auch noch auf die großen sportlichen Erfolge einiger Vereine des Sportgremiums ein, die den Namen Pfaffenhofens weit über die bayerischen Grenzen hinaus bekannt gemacht haben, und nannte als Beispiele den MSC mit seinen Speedwayfahrern, die zur europäischen Elite gehörten, die Eisstockschützen als Donau-Pokal-Sieger, was einer Europameisterschaft gleichkam, oder den FSV Pfaffenhofen, der als bayerischer Vertreter die 1. Hauptrunde des DFB-Pokals erreichte, und den MTV Pfaffenhofen mit seinen zahlreichen erfolgreichen Sparten im Breitensport.
Bei aller Rivalität gelte bei den Vereinen des Sportgremiums, so Rohrmann, stets die Maxime „Kooperation und Solidarität“. Dies ist auch der Titel des Buches, das Hellmuth Inderwies auf Anregung des 1. Bürgermeisters zum 40-jährigen Jubiläum des Sportgremiums geschrieben hat. Die 224 Seiten, die es umfasst, sind ein Nachweis dafür, dass dessen Geschichte „nahezu identisch ist mit der Geschichte des Sports in Pfaffenhofen“. Und er führte weiter aus: „Mein Vorgänger hat lange gezögert, das Buch zu schreiben, weil er als gelernter Historiker allzu gut weiß, dass einer, der dieser Vereinigung so eng verbunden ist wie er, allzu leicht in Gefahr gerät, deren Geschichte nicht objektiv genug darzustellen.“ Inderwies, heute Ehrenvorsitzender und weiterhin Mitglied der Vorstandschaft, war von den 40 Jahren 18 Jahre an der Spitze des Sportgremiums gestanden (1991 bis 2009), gehörte als Gründungsmitglied zuerst 2 Jahre dem gleichberechtigten Vorstandsteam eines „Fünferrats“ an und hatte dann in der Ära von Franz Kaindl ab 1980 das Amt des 2. Vorsitzenden 11 Jahre lang inne. Da seiner Ansicht nach „nicht nur das politische, sondern auch das sportliche Geschehen zur Geschichte der Stadt Pfaffenhofen gehört … und Geschichtsbewusstsein unbedingt notwendig ist, um Gegenwart zu begreifen und sie so zu gestalten, dass sie auch in der Zukunft eine gewisse Nachhaltigkeit hat“, ist er das Wagnis eingegangen, dieses erste Sportgeschichtsbuch der Stadt Pfaffenhofen zu schreiben. In ihm ist jenes Gedicht enthalten, das er 1993 als Dankesworte der Sportler für den stets niveauvollen Festakt schuf. Es besitzt auch heute weitgehend noch Gültigkeit. Die damals elfjährige zweimalige bayerische Meisterin im Trampolinturnen, Esther Heinzinger, trug es vor, nachdem sie mit der Max-Heckmeier-Gedächtnismedaille ausgezeichnet worden war:
Sportlerdank 1993
Vom Rathaus grell die Fenster glänzen,
Wenn Pfaffenhofen Sportler ehrt,
Und in dem Saal der Referenzen
Den Ruhm des Sports und seinen mehrt.
Der Stolz von königlichen Blicken,
Die von des Raumes Wände strahlen,
Entspricht des Stadtrats froh Entzücken.
Er denkt schon an die nächsten Wahlen.
Dem Bürgermeister quillt die Träne,
Weil ihn die Geldnot sehr verdrießt.
Dem Sport zeigt er sehr gern die Zähne,
Bis seine Kasse überfließt.
Doch heute wollen wir ihn loben
Und alle Räte dieser Stadt.
Es steht am Gerolsbach dort oben
Die Halle nun: Ein Ruhmesblatt!
Wir Sportler dürfen da nur hoffen,
Dass sie in Zukunft trocken bleibt,
Und keiner, von der Flut getroffen,
In Wassermassen hilflos treibt.
Auf Hilfe sind wir angewiesen
Gerade in der Not der Zeit
Die Stadt hat eindrucksvoll bewiesen,
Dass sie zum Helfen ist bereit.
Dafür den Dank der heut Geehrten
Und für die Wünsche und das Fest.
Der Sport, in dem wir uns bewährten,
Bleibt stets für uns ein Lebenstest.