Themenführung mit Bierverkostung 
zum Zeitalter Napoleons

Bis vier Uhr früh brannte in der Schreibstube das Licht“, berichten die Quellen 1809. General Bernadotte hatte im Rentamt am Hauptplatz 1809 Quartier bezogen und hatte offenbar viel zu tun. Vor 200 Jahren ging mit der Schlacht von Waterloo die napoleonische Epoche endgültig zu Ende, Napoleon wurde aus Europa vertrieben und musste ins Exil nach St. Helena. Die diesjährige Landesausstellung in Ingolstadt widmet sich diesem Thema umfassend. Dabei hinterließ die große, europäische Geschichte immer auch ihre Spuren vor Ort.

Der Gästeführer und Historiker Frieder Leipold bietet Führungen in Pfaffenhofen und München an, führt aber auch auf der derzeitigen Landesausstellung in Ingolstadt. Er entwickelte zusammen mit Stadtarchivar Andi Sauer eine Themenführung für Pfaffenhofen, die sich genau mit der Zeit um 1800 befasst. Denn obwohl Napoleon nicht in Pfaffehofen, wohl aber z. B. in Vohburg und Ingolstadt übernachtet hat, waren die kriegerischen Auseinandersetzungen direkt in der Stadt zu spüren.

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Es war eine Epoche der Kriege und Bündnisse, aber auch der Umbrüche und der gesellschaftlichen Veränderungen. Die Säkularisation fegte über Bayern hinweg wie die österreichischen und französischen Truppen, die Aufklärung fasste langsam Fuß.

Frieder Leipold führt bestens vorbereitet und spannend durch die Jahrzehnte, er nimmt seine Gäste mit auf eine Zeitreise, die trockenen Daten werden bei ihm plötzlich höchst lebendig. Er entführt bei der lebendigen Führung zu einem kurzsichtigen, ängstlichen Pfarrer, zu gierigen, einäugigen Generälen, dem letzten Mörder und er erklärt den Trick mit dem Glockenläuten.

Die Tour beginnt am Rathaus, und zwar direkt im Weltraum, mit einem Blick von ganz oben auf Europa. Dann wird sie aber sehr schnell sehr regional, führt vorbei an Poststation und Rentamt zum oberen Hauptplatz, wo die Reste des Franziskanerklosters warten und ein kurzer Weg durch die Stadtpfarrkirche und den Pfarrhof. Nur wenige Schritte vom Zentrum entfernt gibt es noch wenige Häuser aus der Zeit, das Mesnerhaus und der Salverbräu etwa. Weder renoviert noch modernisiert bietet der Salverbräu den ganzen Charme des längst vergangenen. Genau in dieser Epoche wurden mit der Säkularisation die Klöster aufgelöst, auch das Franziskanerkloster in Pfaffenhofen, von dem heute nur noch die Spitalkirche übrig ist. Die Stadtmauer wurde abgerissen, die Stadt wuchs, die letzte Hinrichtung fand 1811 statt. Zwei Jahre später wütete noch einmal ein Stadtbrand nach einem Blitzeinschlag am Hauptplatz.

Und dazwischen kam es immer wieder zu Truppendurchzügen, Generäle nahmen Quartier, bereits 1796 kam der Krieg in die Stadt und in die Umgebung. Die Truppen, die sich damals direkt aus dem Land versorgten, plünderten und raubten. Soldaten im Gasthaus zur Post konsumierten 30 Hühner, 70 Liter Wein und 120 Liter Bier am Tag. Der brave, kurzsichtige Pfarrer Amberger führte akribisch Tagebuch über die Zeit, wenn er sich nicht gerade bei akuter Gefahr vor Angst im Keller des Pfarrhofs versteckte.

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Das bewahrte ihn nicht vor einer kurzzeitigen Anklage wegen Spionageverdacht. Glocken soll er geläutet haben und nach dem Feind Ausschau gehalten, dabei saß er nur zitternd im Keller.

Auch der bayrische König Maximilian I. kam 1807 öfter nach Pfaffenhofen, wenn er seine Frau in Neuburg besuchte. Nachdem ihm zu Ehren stets Glocken geläutet wurden, unterband er diesen Firlefanz zu seiner Ankunft schließlich; „läuten und blasen verboten“ hieß es damals.

Auch zu anderen Gelegenheiten war das Glockenläuten, mit dem der Feind oder Gefahr angekündigt wurde, gänzlich verboten. Die Österreicher hatten sich mit diesem Trick einmal vertreiben lassen, noch während sie den Bürgermeister der Stadt arg angingen, läutete der Pfarrer die Glocken, ein Zeichen, dass der Feind nahte. Der war zwar nicht zu sehen, die Österreicher suchten dennoch das Weite. Die nächsten Truppen, die Franzosen, ließen sich nicht so leicht verjagen.

Frieder Leipold illustrierte seine Führung mit einigen alten Abbildungen, mit denen die Epoche noch anschaulicher wurde. Am Ende lüftete er auch das Geheimnis, wie der Mönch im Pfaffenhofener Stadtwappen verloren gegangen war – und warum jeder Versuch, ihn wieder dahin zu bringen, bisher scheiterte. Am Ende stärkten sich die Teilnehmer nach einem kurzen Blick in den Hungerturm bei einer Bierverkostung im alten Feuerwehrhaus. So wird die Tour durch Zeit und Raum, durch Krieg und Not sehr fröhlich und real. Pfaffenhofen im Zeitalter Napoleons.

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(Text von Claudia Erdenreich)