von Claudia Erdenreich
Die Idee, Kunst zu verleihen, ist nicht neu, Initiativen dazu gibt es seit fast 200 Jahren. Dahinter steckte immer auch die Absicht, Kunst möglichst vielen Menschen zugänglich zu machen, preiswert und ohne den Überbau einer Galerie oder eines Museums.
Artotheken gibt es inzwischen bundesweit, die Initiative und Idee, das auch in Pfaffenhofen umzusetzen, kam vor allem von Kulturreferent Steffen Kopetzky. Immerhin kann die Stadt auf einen sehenswerten Fundus an Kunstwerken zurückgreifen. Pfaffenhofen kauft seit rund 60 Jahren Werke regionaler Künstler. Inzwischen sind rund 400 Gemälde zusammengekommen, nur ein Bruchteil davon hängt in städtischen Büros. Der Rest ist eingelagert in einem Nebenraum der Spitalkirche.
Wasshuber Heribert: Holledau I, 1976
Unter den Werken finden sich regional bekannte Künstler, darunter Sigi Braun, Dieter Eckert, Eduard Luckhaus, Reiner Schlamp und Michael Weingartner, aber auch viele unbekannte Künstler. Einzelne Werke stammen sogar noch aus dem 18. Jahrhundert, andere sind wenige Jahre alt. Alle Stilrichtungen, Bildgrößen und Techniken sind vertreten, Öl, Aquarell und Acryl ebenso wie Radierungen. Abstrakte Kunst findet sich ebenso wie Konkretes, der Bild-inhalt reicht von klar regional bis zu frei interpretierbar. Es sind längst abgebrochene Stadttore zu sehen, Hallertauer Sagen illustriert, aber auch völlig abstrakte Gemälde darunter.
Die Sammlung bietet einen guten Überblick über die regionale Kunst, es sind echte Schmuckstücke dabei und die Stadt ist zu recht stolz auf ihre Sammlung. Doch Kunst lebt vom Betrachten, sie muss sichtbar sein für möglichst viele. So kam die Idee auf, die Kunstwerke ähnlich wie in einer Leihbibliothek zugänglich zu machen. Ab Juli können sich Interessenten zu einem festen Termin im Monat die Werke im Depot ansehen und für jeweils drei Monate ausleihen. Die Leihgebühr beträgt dabei für jedes Bild 10 Euro, die Ausleihe kann nach drei Monaten verlängert werden. Ausleihen kann jeder, der seinen Ausweis vorzeigt und einen Nutzungsvertrag unterschreibt. Darin wird vor allem festgelegt, wie die Bilder behandelt werden müssen, wie sie aufgehängt werden sollten.
Die Ausleihe ist bewusst nicht nur auf Pfaffenhofener oder Landkreisbürger beschränkt. „Wir rechnen nicht mit einen Ansturm aus Hamburg oder München“, lacht Kulturmanager Sebastian Daschner. Aber wenn von dort etwa ein „Exil-Pfaffenhofener“ Kunst ausleihen will, kann derjenige das tun, sofern er die Werke im Depot abholt und wieder abliefert.
Dahinter steckt die Idee einer möglichst einfachen Kunstvermittlung. Wer will, kann sich einfach nach Geschmack ein Werk aussuchen, zu reinen Dekozwecken. Bei der Artothek geht es nicht um Kunstverstand oder Vergleiche, sondern nur um die Freude am Bild. Mit der Artothek möchte die Stadt allen Bürgern die Werke zugänglich machen, die von Steuergeldern gekauft wurden. Die Leihgebühr von 10 Euro ist bewusst niedrig angesetzt, dennoch kann bei entsprechender Resonanz ein Betrag zusammenkommen, mit dem weitere Bilder angekauft werden.
Auch die Künstler werden bekannter, wenn sie gesehen werden, im Depot können sie niemand gezeigt werden. Vorarbeiten waren hierfür natürlich erst einmal nötig, nicht alle Werke waren überhaupt fotografiert, es musste gründlich inventarisiert werden, das ist jetzt abgeschlossen. Die Artothek startet mit einer Ausstellung im Haus der Begegnung, zu der auch ein Leihkatalog mit allen verfügbaren Arbeiten erscheint.
Ausstellungseröffnung:
Städtische Galerie, Haus der Begegnung
27.6., 19.30 Uhr
Geöffnet: 28.6. – 13.7.2014
www.pfaffenhofen.de