Stillgelegt sind die Braunkohlebagger am Gremminer See. Sie haben im Tagebau ihre Schuldigkeit getan und stehen nun als Symbol vergangener Tage auf dem Gelände in der Nähe von Dessau in Sachsen-Anhalt. Clemens Fehringer entdeckte sie vor einiger Zeit und war überwältigt.
Es ist ziemlich genau ein Jahr vergangen, dass der Fotograf Clemens Fehringer seinen Bildband „Fotografien 1964 – 2009“ einem breiten Publikum erstmals vorgestellt hat. Viele Foto- und Kunstfans habe das Buch bereits erworben und zeigten sich begeistert ob der fotografischen Vielfalt dieses Werkes. Weil man einen Fotografen, der selbst die Welt im Blick hat, nicht aus dem Auge verlieren darf, haben wir Clemens Fehringer besucht. Was hat Fehringer im ablaufenden Jahr gemacht? Konnte er seine fotografische Power mit einem neuen Projekt halten? Er konnte.
Schnecke im Amtsgebäude: das Treppenhaus im Wolnzacher Rathaus
„Gigantische Maschinen“, erzählt Clemens Fehringer, „davor die kleine Kamera und der kleine Fehringer!“ Fünf gigantische Schaufelrad- und Eimerkettenbagger stehen am Gremminer See, jeder bis zu 130 Meter lang und 30 Meter hoch. Sollte er sich auf Detailaufnahmen stürzen? Nein, der Fotograf war überwältigt von der Größe, diese überdimensionalen Impressionen durften einfach nicht „normal“ abgelichtet werden – und dann kam die Idee mit der Mehrfachbelichtung.
Clemens Fehringer experimentiert schon längere Zeit mit dieser nicht neuen Technik in der Landschaftsfotografie. Vor Kurzem entstand eine Fotoserie über das Paartal, mit der er sich am Fliesstext-Festival der Region 10 beteiligte. Die Arbeit daran war auch ein Experimentieren mit der digitalen Kamera, wobei – ein kleiner Vorteil gegenüber der „normalen“ Kamera – der Fotograf das bereits „belichtete“ Bild zur Orientierung im Display sehen kann.
Das Fotografieren der Großbagger stellte an ihn hohe Anforderungen. Schließlich ist die Mehrfachbelichtungstechnik nicht jedermanns Sache, speziell auf der Digital-Kamera: „Man muss schon wissen, welcher Knopf gedrückt und welches Rädchen gedreht werden muss“, erläutert er mit verschmitztem Lächeln und im Bewusstsein seiner langjährigen Erfahrung.
„Zuerst erschlagen dich diese riesigen Eisenungeheuer“, berichtet er, aber Fehringer wäre nicht Fehringer, wenn er kein fotografischen Stilmittel gefunden hätte, um die Faszination dieser Maschinen in seiner „Fotokunst“ auszudrücken. So entstanden diese Fotos, von denen wir einige hier auf dieser Seite zeigen – allerdings im Kleinformat. Fast 30 Fotos existieren von den Ungeheuern am Gremminer See, von denen Clemens Fehringer knapp 10 Stück jetzt auf Großformat (1,20 x 1,00 Meter) ausbelichten und rahmen ließ, um ihrer imposanten Wirkung auch gerecht zu werden.
Zwei Belichtungen: verzauberte Natur in den heimatlichen Paarauen
Doch mit einem Projekt ist das Jahr eines kreativen Fotografen nicht gefüllt: Im Laufe des Jahres produzierte Clemens Fehringer noch eine Fotoserie mit abstrakt wirkenden Bildern, die die Isarauen im Winterausklang – man kommt nicht umhin, es so auszudrücken – ablichten. Auch auf die heimischen Paarauen richtete der Fotograf sein Objektiv, um seine subjektiven Eindrücke zu dokumentieren. Und wie nebenbei zeigt Clemens Fehringer ein beeindruckendes Foto vom Wolnzacher Rathaustreppenhaus. Selbst Insider dürften das Treppenhaus eines Amtsgebäudes selten so toll fotografiert gesehen haben, und Clemens Fehringer sagt dazu nur: „Man muss schon ein paar Mal rauf und runter steigen, um die richtige Perspektive und das optimale Licht zu finden!“ Wann wird der Fotograf seine neuen Werke der Öffentlichkeit zeigen? „Vielleicht“, lächelt Clemens Fehringer verschmitzt, „gibt’s bald eine Ausstellung!“ Doch die großformatigen Bilder fordern eine entsprechende Größe des Ausstellungsraumes, auf den er sich momentan noch nicht festlegen möchte.
„Gigantische Maschinen – davor die kleine Kamera und der kleine Fehringer!“ Stillgelegte
Braunkohletagebaubagger am Gremminer See mutieren zu imposanten eisernen Ungeheuern.