von Lorenz Trapp
Das Erste, das ein Blick von der Ingolstädter Straße in die westliche Löwenstraße erhascht, ist die rote Fahne. „Offen“ prangt in großen weißen Lettern darauf und lädt ein, die Second-Hand-Boutique von Sylvia Rieger zu besuchen. Über zwei freundlichen Schaufenstern steht in zierlicher Schrift „amarant“.
Amarant? Amarant ist eine Pflanze aus der Familie der Fuchsschwanzgewächse, deren Samen ähnlich wie Getreide verwendet werden können. Sie zählt zu den ältesten Kulturpflanzen der Erde und wurde bereits von den Inka als Heilpflanze verwendet. „Zudem“, weiß Sylvia Rieger, „ist sie glutenfrei“. Doch dies alles brachte sie nicht dazu, ihren Laden nach dieser Pflanze zu nennen. „Sylvias Trödelladen“, scherzt sie, „hätte einfach nicht zu mir gepasst, und dann kam die buchstäbliche Eingebung!“ Auch wenn amarant aus dem Griechischen kommt („die Unvergängliche“), beinhalte für sie das Wort so viele Bedeutungen aus den verschiedensten Sprachen: amado, amor, amaro, amante; sogar mit Eleganz könne sie es assoziieren – und Eleganz ist auch eine Eigenschaft, die ihr vielfältiges Angebot beschreibt: hochwertige Businessmode, Cocktail- und Abendkleider, junge frische Outfits, passende Accessoires, Taschen, Tücher, Gürtel.
Sylvia Rieger kommt aus der Modebranche. Geboren in Madrid als Tochter einer Spanierin und eines deutschrussischen Hotelkaufmanns, lernte sie bereits als Kind Europa kennen, spricht deshalb auch fünf Sprachen – und blieb als junge Erwachsene in Paris hängen. In der Stadt der Mode absolvierte sie bei Gauthier ihre Ausbildung zur Visagis-tin, arbeitete anschließend 20 Jahre in international renommierten Häusern wie Chanel.
Aus privaten Gründen nach Deutschland zurückgekehrt, ließ sie die Idee eines eigenen Ladens nicht mehr los. „Das Schlimmste, was passieren kann“, dachte sie damals, „ist, dass es nicht geht – dann geb ich eben die Ware zurück und schließe die Tür!“ Sylvia Rieger lächelt, denn so weit ist es nicht gekommen. Seit acht Jahren bereits ist „amarant“ offen für selbstbewusste Frauen, die nicht das Alltägliche suchen – und Wert auf Qualität legen. „Von Esprit bis Luisa Cerano“ spannt sie die reichhaltige Palette ihres Angebots, das sie auch vor einem philosophischen Hintergrund sieht: „Selbst die Stiftung Warentest empfiehlt Second Hand, denn da sind die chemischen Zusatzstoffe in vielen Kleidungsstücken bereits ausgewaschen“. Auch der Nachhaltigkeitsgedanke spielt für sie hier eine große Rolle: wertvolle Kleidung wird länger getragen, das spart Ressourcen und ist so auch gut für die Umwelt – und die anspruchsvolle Dame erhält ein passendes Outfit für 30% vom Neuwert, ein durchaus sympathischer Preis!
Apropos passend: Sylvia Rieger hat zwar für jeden Geschmack etwas, bevorzugt allerdings den individuellen, den feinen Geschmack: „Mir ist egal, ob die Mode gerade ‚lila‘ schreit oder die Hose im Knie hängen muss – bei mir werden Individualistinnen fündig, selbst wenn sie mit ihrer Figur nicht mehr zufrieden sind!“ Ihre Mode ist nämlich schon durch „kundige“ Hände gegangen, wurde schon einmal ausgewählt, hat sich schon einmal bewährt, und wenn sie zu ihr, zu amarant kommt, dann wählt Sylvia Rieger noch mal aus: „Sie sehen, wir befinden uns hier an der Spitze des individuellen Geschmacks!“ Einen Schuss Humor legt sie auch in ihre kompetente Beratung: „Meine Beratung ist ehrlich – im Guten wie im Schlechten; wenn ich sage, die Hose passt, dann passt sie; wenn sie nicht passt, kriegen Sie sie auch nicht!“
Warum keine Kindermode? Warum keine Männermode? Sylvia Rieger hat ein plausible Erklärung: „Ich spezialisiere mich auf das, was ich kann, und ich lege Wert darauf, dass ich das, was ich tue, auch gut mache!“ Außerdem könne man nicht alles haben; und außerdem, natürlich, wäre für ein erweitertes Angebot ihr Laden wohl etwas zu klein. Die Second-Hand-Welt in der Löwenstraße ist also in Ordnung so, wie sie ist? „Meine Welt“, antwortet Sylvia Rieger mit einem Augenzwinkern, „ist in Ordnung, wenn die Damen, die etwas bringen, sich die Waage halten mit den Damen, die etwas kaufen!“
amarant – Second Hand
85276 Pfaffenhofen
Löwenstraße 15
Di. – Fr: 11 bis 13 u. 15 bis 18 Uhr