Herr Bürgermeister, zunächst zur kommende Amtsperiode: welche Visionen oder großen Vorhaben und Wünsche haben sie?
Dass wir uns weiter konsolidieren, also die Schulden abbauen und keine Neuverschuldung brauchen, damit wir diesen Kurs weiterführen können. Das sind keine Wunschträume, sondern ich stehe mit zwei Füßen auf dem Boden. Ich halte nichts von Traumtänzern, die irgendwelchen Visionen nachjagen und dann todtraurig hinterher feststellen, dass das ganze nicht erreichbar ist. Da gibt es ein schönes Zitat: „Über die Zukunft zu reden, ist der beste Vorwand, sich vor der Gegenwart zu drücken.“ Ich hab sehr viel mit so Visionären zu tun. Aber wir müssen Machbares erreichen. Meine Aufgabe besteht darin, die Gegenwartsprobleme zu lösen und Wege aufzuzeigen, dass die Gegenwart und die Zukunft vernünftig gestaltet sind.
Bis zur jetzigen Neugestaltung des Hauptplatzes war es ein langer Weg. Der Stadtrat und auch Sie waren da ja lange recht zögerlich, obwohl die Mehrheit der Bürger sich das schon lange wünschte. Warum so zögerlich?
Ich bin da immer sehr vorsichtig, weil ich habe gelernt, wenn du zuviel sagst, verärgerst du die einen, wenn du zu wenig sagst die anderen. Wir haben uns in dieser Frage 15 Jahre lang gegenseitig neutralisiert, alle Vorschläge sind immer mit knapper Mehrheit von den verschiedenen Seiten abgelehnt worden. Jetzt ist die Zeit reif, und es hat keinen Sinn, gegen einen Stadtrat mit 30 Leuten etwas durchzusetzen.
Was die Umfragen zum Hauptplatz betrifft, da gab es auch Ergebnisse mit einer breiten Mehrheit dagegen. Es kommt immer auf die Frage an. Gut Ding muss eben Weile haben, das hab ich gelernt.
Jetzt hat es seine Weile gehabt. Würden Sie denn, wenn der neugestaltete Hauptplatz gut ankommt, sich dafür einsetzten die Fußgängerzone zügig auszubreiten?
Wir haben jetzt eine eindeutige Beschlußlage, das wird jetzt erst umgesetzt und wenn es fertig ist, dann sehen wir weiter. Ob dann der Ruf nach mehr kommt, ist jetzt nicht Gegenstand meiner Überlegungen. Wir haben auch weitere Straßen in Angriff zu nehmen, wie die Scheyrer Straße und den Stadtgraben.
Was waren denn die wichtigsten Errungenschaften der vergangene Amtsperiode?
Wir haben die letzten sechs Jahre sehr viel erreicht. Schwerpunkt war der Bausektor. Wir haben die Schulen und Kindergärten aufgerüstet, v.a. im Sicherheitsbereich, sowohl im Statischen als auch beim Brandschutz. Dann der Bau der Unterführungen für die ICE-Trasse und die Parkplätze an der Ostseite des Bahnhofs. Ich habe gerade erst ein Schreiben an den Bundesbahnvorstand Otto Wiesheu gerichtet mit der Bitte, dass nun auch die Bahn den viergleisigen Ausbau zügig fortsetzt. Angeblich hat die Bahn dazu gerade keine Mittel und auch technische Probleme, was ich aber so nicht akzeptieren kann, weshalb ich den Brief an Herrn Wiesheu geschrieben habe.
Über den Herrn Wiesheu müsste die Stadt doch jetzt einen guten Draht zur Bahn haben, oder?
Sicher, der Otto ist ein Jugendfreund von mir, wir kennen uns seit unseren politischen Erstschritten in den 70ern. Seine Karriere hat sogar ein bißchen in Pfaffenhofen begonnen. Er ist ja 1970 zum Bezirksvorsitzenden der Jungen Union gewählt worden. Aber schauen wir mal ob es was hilft, meist gibt es Sachzwänge, aber wir werden sehen.
Was mir jetzt sehr am Herzen liegt, ist die Umgehung Ost, die jetzt vom Straßenbauamt auf Umweltverträglichkeit geprüft wird. Wenn das Gutachten vorliegt, dann wird es hoffentlich losgehen.
Das größte Projekt der vergangenen sechs Jahre war sicher die Sanierung des Rathauses, was lange anstand. Ich war noch junger Stadtrat vor 25 Jahren, als das schon in der Diskussion gewesen ist. Neben der Statik und dem Brandschutz soll auch ein neuer Komfort für den Bürger entstehen, mit neuen WC-Anlagen einem Fahrstuhl, und – für mich der wichtigste Punkt – die Schaffung eines Bürgerbüros, mit dem es künftig im Erdgeschoß dann eine zentrale Anlaufstelle für den Bürger gibt.
Daneben ist jetzt der Umbau des Hauptplatzes voll im Gange, der früher politisch nie mehrheitsfähig war und zwischenzeitlich haben wir uns mit breitester Mehrheit durchgerungen, eine kleine Fußgängerzone vor dem Rathaus zu schaffen, und den Platz so zu gestalten, dass die Fußgängerzone ausgebreitet werden kann ohne bauliche Veränderung.
Dass unser Seniorenbüro sehr gut läuft, finde ich auch wichtig. Das ist ein richtiger Jobcenter für ältere Menschen geworden. Außerdem unsere Stadtjugendpflege, die auch sehr gut läuft, mit einem breitgefächerten Angebot. Besonders unsere Jugendparlament ist hervorzuheben, eine ganz tolle Sache. Es existiert schon seit über 8 Jahren, oft ist sowas ja kurzlebiger.
Natürlich gab es auch ganz triviale Dinge in den letzten 6 Jahren, wie die Ordnung der Abwasserbeseitigung. Wir sind ja dabei die Ortsteile an die Kanalisation der Stadt anzuschließen, eine aufwendige Arbeit, und v.a. verbuddeln wir da Millionen, aber das ist notwendig. Wir suchen außerdem gerade einen neuen Brunnenstandort, damit die ausreichende Menge gesichert ist, ebenfalls eine teuere Maßnahme.
Am Rande sei noch erwähnt, dass wir ausreichend Gewerbe- und Wohngebiete ausgewiesen haben. Es ist wichtig, dass sich eine Stadt wohnlich entwickelt. Es ziehen immer noch Leute zu, obwohl die Tendenz in ganz Bayern eher abnehmend ist. Dass wir ein stabiles Gewerbe haben, ist natürlich auch von großer Bedeutung.