von Lorenz Trapp
Klarere Strukturen soll sie dem Kulturbetrieb in der Stadt geben – sie selbst definiert ihre Tätigkeit als Brückenschlag zwischen den Künsten und den Bürgern. Seit Januar dieses Jahres agiert Eva Berger als Kulturmanagerin der Stadt, eine Aufgabe, die ihr sehr viel Freude bereitet, denn das Feedback, das sie von den Bürgern erreicht, ist durchwegs positiv: „Da fühlt es sich schon so an, dass die Stelle Sinn macht“.
Eva Berger stammt vom Bodensee, einer Gegend also, der Kultur kein Fremdwort ist. In Hildesheim studierte sie „Kulturwissenschaften und ästhetische Praxis“, wobei der zweite Teil nicht nur ein Anhängsel ist: „Der Studiengang verknüpft die Theorie mit der eigenen ästhetischen Erfahrung“. Schließlich könne Kunst und künstlerische Produktion nur derjenige bewerten, der auch in diesem Bereich persönliche Erfahrungen gemacht hat, erklärt sie, und obwohl sie auch eine musikalische und literarische Ausbildung genossen hatte, begriff sie sich nie als Künstlerin. „Mein Fokus lag stets auf der Kulturvermittlung“, erklärt sie und führt als ihr Lieblingsprojekt im Studium eine Literaturausstellung an – unter dem Titel „Fährtenschreiber“.
Am Ende ihrer Fährtensuche steht nun Raum 1.02, Verwaltungsgebäude Sigl-Eck, und das Telefon hält selten still in ihrem Büro. Mehrere Besucher pro Tag kommen persönlich vorbei, um ihr Anliegen vorzubringen. Oft sind es ganz pragmatische Dinge wie Raumanfragen für die Städtische Galerie im Haus der Begegnung, die zu ihrem Verantwortungsbereich gehört. Sie koordiniert die Termine, gibt Tipps, Ideen und Unterstützung für die Durchführung einer Ausstellung und berät über Fördermöglichkeiten. Ebenso landen Anfragen von einheimischen und auswärtigen Künstlern, die nach Auftrittsmöglichkeiten in der Stadt suchen, auf ihrem Schreibtisch.
Den zweiten, großen Bereich ihrer Tätigkeit bilden Konzeption und Realisierung der eigenen Veranstaltungen und Veranstaltungsreihen wie der Kultursommer, ein Kulturprogramm, das in enger Zusammenarbeit mit den drei Kulturstadträten Steffen Kopetzky, Reinhard Haiplik und Peter Feßl entwickelt und gemeinsam mit dem Kultur- und Veranstaltungsteam umgesetzt wird. In diese Plattform fließen Kooperationsprojekte mit Vereinen und Fremdveranstaltungen ein, die die eigenen Veranstaltungen „aus meiner Feder“ ergänzen. Die „Griechische Nacht“ zum Beispiel, erläutert Eva Berger, sei auch gedacht zur Förderung der Gemeinschaft in der Stadt, und sie versucht – als Novum, auch wenn es heuer nur bedingt möglich war –, einen „roten Faden“ durch die Menge der Veranstaltungen zu ziehen: „In diesem Sommer ist es die Poesie!“
Zwei herausragende Lesungen nämlich enthält das Programm des Kultursommers: Da ist zum Einen der „Sundowner“ im Freibad, eine Lyrik-Präsentation „mit frischem Konzept“, unter anderem mit Lyriker Nico Bleutge, der damit einen Impuls von außen einbringt, zum Anderen gibt es eine Lesung mit dem Pfaffenhofener Sigi Haiplik, der eigene Gedichte vorträgt und von Sepp Raith, dem bayerischen Liedermacher, musikalisch begleitet wird. Für den Kultursommer organisierte Eva Berger ebenfalls eine Wanderausstellung mit Kindergedichten und Illustrationen aus aller Welt, die Schulführungen und Lyrik-Workshops für Kinder begleiten werden.
Damit schließt sich der Kreis zur Kulturvermittlung, die Eva Bergers großes Anliegen ist: „So kann ich Kinder an Sprache, an Lyrik, an Kultur allgemein heranführen und Schlüsselqualifikationen wie Textsicherheit oder Kreativität fördern.“
Auch wenn die Veranstaltungen des Kultursommers für den Besucher wieder mühelos und leicht wirken werden, steckt immens viel Aufwand in Ideen, in Organisation und Realisation, damit alles auch so perfekt rüberkommt wie die kulturinteressierten Bürger das erwarten. Eva Berger umreißt es mit einem Zitat von Karl Valentin: „Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit“. Gerade die Koordination der vielfältigen Veranstaltungen muss stimmen, und nicht zuletzt sollte natürlich der finanzielle Rahmen des Budgets nicht gesprengt werden.
Sicher, fasst Eva Berger ihre Aufgaben zusammen, würde eine Stadt auch ohne Kultur funktionieren: „Doch was für einen Menschen der Charakter ist, ist für die Stadt die Kultur“. Sie nämlich gibt ihr ein Gesicht.