von Hellmuth Inderwies
Die Fotofreunde vhs Pfaffenhofen a. d. Ilm gehören als Club mit ihren gegenwärtig 44 Mitgliedern nicht gerade zu den größten Künstlervereinigungen der Region, können aber ohne Bedenken für sich in Anspruch nehmen, dass sie mit Abstand die erfolgreichsten sind und in ihrem Metier eine überregionale Spitzenstellung einnehmen. In den mehr als 50 Jahren ihres Bestehens haben sie nicht nur das Kulturleben der Kreisstadt in hohem Maße bereichert und einer Vielzahl Interessierter in Kursen und Ausstellungen ihr Wissen und ihre Kunst vermittelt, sondern bei ihrer Teilnahme an nationalen und internationalen Wettbewerben eine Unzahl von Titeln und Auszeichnungen erhalten: So wurden sie u. a. im Jahre 2002 zum bayerischen Fotoclubmeister gekürt und im Jahr darauf verlieh ihnen die Stadt Pfaffenhofen den Kulturförderpreis als Anerkennung für ihre große künstlerische Leistung, mit der sie u. a. bei Internationalen Städtewettbewerben ihre Heimatstadt auch im Ausland bekannt machten.
„Wer in ihrer Auflistung der Annahmen, Medaillen, Urkunden und Sonderpreise herumblättert, der hat das Gefühl, ein Telefonbuch in der Hand zu halten“, betonte der städtische Kulturreferent in seiner Laudatio. Fotografie ist hierzulande in der Tat untrennbar mit dem Namen dieser Künstlergemeinschaft, mit dem ihrer verdienstvollen Pioniere Valentin Schirmer, Viktor Gernhard und Gerhard Hellmann und einer Reihe ihrer „Protagonisten“ verbunden: Clemens Fehringer, Anton Ritzer, Helmut O. Fischer, Reiner Greissl, Richard Kienberger, Rolf Raucheis trugen neben anderen in besonderem Maße dazu bei.
Alexandra Gerrard, die neue Vorsitzende – mit Hund und Kamera
Erste weibliche Repräsentantin
in der Vereinsgeschichte
Mit der vor einigen Wochen erfolgten Neuwahl der Vorstandschaft hat man nun einer jüngeren Generation das nicht ganz leichte Erbe in die Hände gelegt. Alexandra Gerrard folgte als neue 1. Vorsitzende und zugleich als erste weibliche Repräsentantin in der Vereinsgeschichte auf Anton Ritzer, der dieses Amt 10 Jahre innehatte und insgesamt über 30 Jahre als Mitglied der Vorstandschaft in verschiedensten Funktionen tätig war. Seit 2009 gehört die Diplom-Betriebswirtin dem Fotoclub an, dem sie beigetreten ist, nachdem sie beim kreativen Wettbewerb „Fotogehgrafie“ in der „Kategorie über 18“, einem Wettbewerb im Rahmen des Pfaffenhofener Kultursommers, den ersten Platz belegte. Sie widmete sich bislang den Aufgaben des Webmasters. Der Bürde und der Verpflichtung, die mit ihrer neuen Aufgabe auf sie zukommen, ist sie sich durchaus bewusst: „Mein Ziel ist es, an die großen Zeiten, die den Club zu einem der erfolgreichsten Bayerns gemacht haben, anzuknüpfen.“
In Pfaffenhofen aufgewachsen, studierte Alexandra Gerrard nach dem Besuch des Schyren-Gymnasiums an der Fachhochschule in Wiesbaden und an der Universidad de Sevilla in Spanien „International Business Administration“, eine Ausbildungsrichtung, bei der moderne Informationstechniken und damit auch das Medium „Fotografie“ eine zentrale Rolle spielen. Im Bereich „Öffentlichkeitsarbeit“ ist sie seit 14 Jahren für Unternehmen verschiedenster Branchen tätig, erstellt Texte für Print- und Online-Projekte und erledigt auch zahlreiche Fotoaufträge. Unverkennbar sind ihre Freude und Begeisterung, wenn sie von ihrer Arbeit und den damit verbundenen Herausforderungen schwärmt: „Was gibt es Schöneres als das Hobby zum Beruf zu machen? Das ist mir mit der Fotografie gelungen und zwar mit vielen Emotionen! Wer mit mir arbeitet, der wird das schnell spüren!“
Und man fühlt gleichermaßen, dass hinter dieser Identifikation mit ihrem Beruf ein offenkundiger künstlerischer Impetus steckt, der den Betrachter ihrer Bilder mitreißt, ihn in eine neue Welt führt und ihn so zu einer Auseinandersetzung mit ihrem Werk motiviert. „Fotografieren ist für mich die Kunst zu zeigen, was andere nicht sehen!“ lautet ihr Grundsatz und dementsprechend begibt sie sich bei ihrer Arbeit stets auf eine spannende Entdeckungsreise, auf die Suche nach immer neuen Erlebnissen und Erfahrungen, die es ihren Mitmenschen zu vermitteln und zu erschließen gilt. Dabei ist sie nicht auf einen bestimmten Themenbereich fixiert, sondern hält am liebsten exponierte Situationen und Phänomene unseres Daseins fest. „Ich liebe keine gestellten Gruppenaufnahmen mit ihrer Statik!“ betont sie. „Gute Bilder leben von der Dynamik des Augenblicks. Ihn in seiner Spontaneität und Besonderheit zu erfassen, ist das Emblem eines versierten Fotografen.“
„Steckengeblieben“ – ein Foto von Ralf Fuchs
Die Jahresausstellung
als erste Bewährungsprobe
Der Vorsitz im Fotoclub freilich verlangt ein zusätzliches Engagement. Es gilt, die Interessen der Mitglieder gegenüber anderen Vereinigungen und Institutionen zu vertreten, so dem DVF (Deutscher Verband für Fotografie) und der Volkshochschule. Zudem ist sie für die gesamte Koordination des Vereinslebens, den Kontakt zur Presse, die kontinuierliche Aktualisierung der Internetseiten sowie die Aufnahme und Integration neuer Mitglieder zuständig. Wer Interesse hat, ist beim Clubabend, der an jedem vierten Donnerstag im Monat im Haus der Begegnung stattfindet, ein willkommener Gast. In dieser „aufregenden Zeit“, die ihr nach ihren Worten bevorsteht, werden ihr als Vorstandsmitglieder Norbert Scheer als erfahrener Schriftführer und Kassier, Ralf Fuchs als Beauftragter für Wettbewerbe und Clubchronik, Silvia Gasteiger als Verantwortliche für Bildarchiv und Ausstellungen sowie Peter Aigner als Betreuer des Technik- und Gerätebereichs zur Seite stehen.
Als erste größere Bewährungsprobe steht die Jahresausstellung in der Städtischen Galerie in Pfaffenhofen an, die vom 31. März bis zum 9. April (Ostermontag) 2012 über die Bühne geht. Die Vernissage hierzu findet am Freitag, 30.03., um 19.30 Uhr statt. Sie soll in besonderem Maße demonstrieren, dass Fotografie weit mehr sein kann als eine Alltagshandlung, die lediglich einen informativen oder dokumentarischen Zweck erfüllt, weil allein die vielfältigen Möglichkeiten der Technik genutzt werden und der Mensch dadurch letztendlich zum bloßen Auslöser von Funktionen degradiert wird. Sie soll einen Nachweis dafür erbringen, dass auf Grund individueller, subjektiver Empfindungskraft, Inspiration und Wissen bei der Auswahl von Thema, Motiv, Perspektive, Belichtung usw. die Fotografie zweifelsohne zur Gattung bildender Kunst gehört.
Die Nähe zur Malerei ist gerade in der Gegenwart zu einem unübersehbaren Phänomen geworden. Wie diese sich heute als traditionelle Kunstgattung in vermehrtem Maße fotografischen Bildmaterials bedient, so folgt die Fotografie elementarer malerischer Intention, indem sie die charakteristischen Wesenszüge eines Gegenstands, einer Landschaft, eines Menschen herausarbeitet und profiliert gestaltet und zudem mit allegorischen, metaphorischen und symbolischen Mitteln unser Dasein erhellt, um den Anspruch künstlerischer Qualität zu erfüllen. In der Vergangenheit ist dies den Mitgliedern des Fotoclubs Pfaffenhofen bei ihren Ausstellungen immer wieder auf beeindruckende Art und Weise gelungen.