Am Praxisgeburtstag lädt Eva Sindram ein zu Meditation und Konzert
von Lorenz Trapp
„Wenn die Leute ‚Schamane‘ hören, machen sich ihre Gedanken gerne auf den Weg in die Voodoo-Ecke!“ Die „Voodoo-Ecke“ ist leer. Zumindest Eva Sindram findet man dort nicht.
„Ich habe immer gedacht“, blickt Eva Sindram ein paar Jahre zurück, „Schamanismus ist nichts für mich: Ich spiele doch nicht Indianer!“ Permanente körperliche Schmerzen, deren Ursachen weder zu finden noch zu therapieren waren, belehrten sie eines Besseren, als sie erfolgreich anfing, „Trommelreisen“ zu machen: „Nur für mich selbst, einfach um die Schmerzen loszuwerden“. Der Weg zur Heilpraktikerin auf dem Gebiet der Psychotherapie begann sich abzuzeichnen.
Eva Sindram wuchs in München auf. Sie absolvierte eine Ausbildung zur Grafik-Designerin, in der sie „sehen und gestalten“ lernte, und engagierte sich in der Frauenbewegung der 70er und 80er Jahre. „Wer damals Gewalt gegen Frauen thematisierte wie ich“, erinnert sie sich, „konnte keine Werbung mehr machen“. Also studierte sie Sozialpädagogik und arbeitete in der Landeshauptstadt in der Familienbildungsstätte am Hasenbergl mit: „In einem Viertel“, sagt sie, „wo Obdachlose und Sozialhilfeempfänger um das Nötigste stritten, hab ich gelernt, Gruppen zu leiten, um Mütter und Kinder zu unterstützen“. Effektivität war gefragt: Diese Frauen, die ja nicht gezwungen waren, ihre Hilfe in Anspruch zu nehmen, sollten aber wiederkommen und etwas von ihrer Beratung haben: „Da kannst du nicht lange rumspielen!“
Dieser Gedanke nimmt auch heute noch in Eva Sindrams Praxis großen Raum ein: „Ich möchte in meinen Therapieangeboten Werkzeuge in die Hand geben, mit denen der oder die Betroffene dann auch selbst arbeiten kann.“ Ihr Bestreben ist, in jeder Sitzung so zu intervenieren, dass man danach mit einem sinnvollen Anstoß nach Hause gehen kann, ohne sich durch Ungeklärtes zu einer Fortsetzung genötigt zu fühlen. Das hat zum einen mit Respekt vor der persönlichen Wahlfreiheit und zum anderen mit der Akzeptanz zu tun, dass Therapiestunden ohne eine Kassenübernahme durchaus so etwas wie einen Luxusartikel darstellen – auch wenn, wie Eva Sindram nachdenklich einräumt, „wir uns im Vergleich zu vielen anderen noch Hilfe leisten können, wenn es uns schlecht geht“.
Richtig schlecht ging es den Frauen im Frauenhaus in Freising, der nächsten Lebensstation von Eva Sindram: „Ich habe dort von Gewalt betroffene und verzweifelte Frauen beraten – das hat mich im Lauf der Zeit krisenfest gemacht“. Als ihr zweites Kind auf die Welt kam, beschloss sie, etwas „nur für mich“ zu tun und beschäftigte sich mit Meditationsmethoden im weitesten Sinne. Daraus ergab sich Gruppenarbeit, und als Eva Sindram beim Bau des Flughafens München II – „ich hab im Moos gewohnt, das Moos war weg und ich auch!“ – nach Pfaffenhofen kam, begann sie, an der Volkshochschule Kurse zu halten.
Eine große hilfreiche Kraft: Natur, Gott, Quelle, Inspiration
Und nun feiert die Praxis in der Ingolstädter Straße den dritten Geburtstag. Psychotherapie, Trance-
reisen, meditativer und kreativer Tanz, Arbeit mit inneren Bildern, MARI-Beratung – das Spektrum ist breit. Kein „Voodoo“, aber vielleicht Tarot? Eva Sindram lacht: „Soll ich dir’s zeigen? Es ist ganz einfach: Zieh eine Karte und schau an, was das Bild dir erzählt!“
Im Grunde, sagt sie, sei nicht bedeutsam, welche Methode man wählt: „Ich gehe davon aus, dass es in uns eine große hilfreiche Kraft gibt, einer nennt sie Natur, eine Gott, einer Inspiration, eine Quelle oder Energie… Wenn du dich auf diese Kraft konzentrierst, dann kannst du zu einem Problem eine Karte ziehen oder spazieren gehen oder trommeln – am Besten ist Geschirr spülen, dann ist auch das gleich erledigt!“ Gerne lässt Eva Sindram ein Fünkchen gelassenen Humors in ihren Augen aufblitzen, eine Eigenschaft, die bekräftigt – auch wenn es im ersten Moment widersprüchlich scheint –, dass sie ihre Arbeit ernst nimmt.
Trommelreise mit archaischem Wissen der Schamanen
Ein Schwerpunkt ihrer Therapie ist die Arbeit mit inneren Bildern. Die Imaginative Therapie ist eine Tagtraumtechnik, bei der Frage- und Problemstellungen mit Hilfe von im Unterbewussten abgespeicherten Bildern und Empfindungen wahrgenommen und betrachtet werden, mit der Intention, dass unterstützendere Visionen dann ihren Platz einnehmen und das Leben so wieder in Balance bringen können. Darauf zielen auch die Trommelreisen ab, die ihren Ursprung im archaischen Wissen des Schamanismus haben: „Während der ‚klassische‘ Psychotherapeut von seinem Fachwissen ausgeht, betrachtet sich der Schamane als ‚hohlen Knochen‘, der sich nur als Kanal für heilsame Kräfte zur Verfügung stellt“, erklärt Eva Sindram und lässt über den Vergleich wieder ihre Augen leuchten, „doch jede/r hat eigentlich den Zugang, der zu dieser Kraftquelle führt“.
Ihr ist in allen ihren Methoden wichtig, dass ihre Klienten ein ausgeglichenes Verhältnis „zu sich selbst wie dem anderen“ aufbauen. In ihrer Therapie leitet sie dazu an, den Weg zu dieser „inneren Kraft“ wiederzufinden: „Wir müssen Platz schaffen für das, was für uns wirklich Bedeutung hat.“ Ein neu entwickeltes Diagnose- und Erkenntnisinstrumentarium dafür bietet MARI, ein umfassendes System aus Symbolen und Farben im Kontext mit Entwicklungs- und Lebensphasen, das seelische wie körperliche Verfassung, Beziehungsthemen in Partnerschaften, Freundschaften und Familien, strukturelle Problemen in Ausbildung und Beruf oder jedes andere individuelle Anliegen sichtbar und verständlich machen kann. „Man muss sich drauf einlassen“, meint Eva Sindram, „und natürlich hinschauen!“ Und dazu gehören ein Raum und ein Werkzeug, die gestatten zu schauen, genau hinzuschauen – auf sich selbst.
Gelegenheit, sich einen Eindruck von der Praxis in der Ingolstädter Str. 40 zu machen, gibt es ganz ungezwungen am „3. Praxisgeburtstag“: Gemeinsam mit ihren Kolleginnen Astrid Heinemann und Sabine Ketzler lädt sie alle Interessierten am Samstag, dem 5. Februar, zum Besuch ein. Der Nachmittag beginnt mit einer Meditativen Rückschau (12 Uhr), anschließend zeigt der Bildhauer Peter Trapp Meditatives Modellieren (13 Uhr) und Angelika Eispert führt in die heilsamen Bewegungen des Qigong ein (14 Uhr). Resonancing-Meditation mit Astrid Heinemann (15 Uhr), Yoga mit Sabine Ketzler (16 Uhr) und die Körperreise mit Eva Sindram (17 Uhr) leiten zum Abendessen mit Brigittes Suppenküche, und ab 19.30 Uhr spielen Trapp & Appel (& Sohn) Blues, Folk und Rock – alles zum Zuhören, zum Zuschauen, zum Mitmachen. Zum Wohlfühlen eben.
Noch ein Tipp: Socken und Sitzkissen mitbringen!