von Lorenz Trapp
Immer mittwochs und freitags trainiert er beim MTV. Weil er die Schule im Sehbehinderten- und Blinden-Zentrum in Unterschleißheim besucht, trainiert er natürlich auch dort. Und weil er in einem Wolnzacher Ortsteil wohnt, absolviert Sebastian Roob auch in der heimischen Sportanlage unzählige Trainingsrunden. Dieser Trainingsaufwand, insbesondere die Tatsache, dass er gefahren werden muss, erfordert ein ausgeklügeltes Zeitmanagement, bei dem ihn seine Eltern sehr unterstützen.
Denn Sebastian Roob ist sehbehindert. „Bei Dämmerung“, erklärt er, „ist es ganz aus!“ Seit seiner Geburt lebt er mit Retinitis pigmentosa, einer erblich bedingten Krankheit, bei der sich die Netzhaut im Auge langsam, aber stetig auflöst. Irgendwann wird er komplett blind sein. Doch der 16-Jährige lässt sich davon nicht entmutigen. Er hat in der Leichtathletik seine Berufung gefunden. Irgendwann in der Schule stellte eine Lehrerin sein Talent fest, und Sebastian fing an zu trainieren. Mittlerweile hat er sich auf das Laufen spezialisiert: 100 m, 200 m, 4 x 100 m Staffel. Und seine Erfolge geben ihm recht!
Er ist mehrmaliger Bayerischer Meister, und eroberte er im letzten Jahr bei den Internationalen Deutschen Leichtathletik-Meisterschaften noch jeweils die Bronze-Medaille über 100 und 200 m, so kehrte er heuer mit zwei Mal Gold aus Berlin zurück. „Es ist faszinierend“, sagt Sebastian Roob, „aber es ist jedes Jahr eine Steigerung erkennbar“. Kein Wunder also, dass er mit diesen Leistungen im C-Kader der Nationalmannschaft gelandet ist und nun international für Deutschland starten darf. Das muss er auch, denn es gilt, Punkte zu sammeln für sein ganz großes Ziel: Rio de Janeiro – die Paralympics 2016.
Dieses Event im Fokus ist Sebastian Roob dazu übergegangen, nicht nur zu laufen, sondern auch ins Fitness-Studio zu gehen. Mittlerweile ist nicht nur Ausdauer-, sondern auch Krafttraining gefragt. Es ist die Zeit des Muskelaufbaus: „Viel trinken, eiweißhaltiges Essen, Gemüse“, lacht Sebastian, „und Süßigkeiten sind praktisch tabu“.
Das Fitness-Studio, jetzt so wichtig, kostet natürlich, und auch die Fahrten zum Training, teilweise auch im Münchener Olympia-Stützpunkt, gehen ebenso ins Geld: „Da reichen die 50 Euro von der Deutschen Sporthilfe bei weitem nicht aus!“ Deshalb wünscht sich Sebastian einen Sponsor, der die Kosten für das Fitness-Studio übernehmen möchte – immerhin mehr als 500 Euro im Jahr. Als Gegenleistung bietet der junge Athlet Werbung auf seiner Website und natürlich auf seinem Trikot, das sich ja auf internationalem Terrain bewegt.
Demnächst stehen die Internationalen Italienischen Meisterschaften für Behinderte auf dem Programm, und auf der Agenda für 2014 finden sich bereits hochklassige Wettkämpfe in den Niederlanden, in England und der Schweiz. „Ich freu mich“, erklärt Sebastian, „dass ich auf diese Weise Auslandserfahrung sammeln und internationale Routine gewinnen kann“. Schließlich will er sein Trikot in drei Jahren auf der anderen Seite der Welt präsentieren: bei den Paralympics in Rio de Janeiro.
www.sebastian-roob.de