Das Sparkassen-Schiff ist auf Kurs Norbert Lienhardt lenkt als neuer Aufsichtsratsvorsitzender die Geschicke der Bank – Kunden von aktueller Krise nicht

von Lorenz Trapp

Die Glastüre öffnet sich automatisch. Hell und weit empfängt die Schalterhalle den Besucher. Ein netter Herr steht von seinem Schreibtisch auf und meldet den Besucher an. Der Weg führt in den ersten Stock. Kunst ziert Wände und Gang, und wenn man die zwei freundlichen Damen an der Rezeption zur Vorstandsetage passiert hat, betritt man das Büro von Norbert Lienhardt. Offizielle Dienstbezeichnung: Sparkassendirektor. Vor kurzem hat der 49-Jährige die Nachfolge von Hans Koziel als Vorstandsvorsitzender der Sparkasse angetreten, kam aber bereits am 1. Oktober 1997 als zuständiges Vorstandsmitglied für das Kreditgeschäft zur Sparkasse Pfaffenhofen und ist somit in der Kreisstadt kein Unbekannter.
Berater des Mittelstands

Doch so kurz wie der Weg in sein Büro war der berufliche Werdegang des neuen Direktors nicht. Geboren wurde er im idyllischen Bayerischen Wald, in einem kleinen Dorf bei Passau. Nach dem Abitur studierte er an der Universität Passau Betriebswirtschaft. Nach dem Examen ergab sich für ihn die Möglichkeit, am Lehrstuhl für Regionalpolitik als Wissenschaftlicher Mitarbeiter tätig zu sein. Sein Schwerpunkt lag auf der regionalen Wirtschaftsförderung, und in diesem Bereich gab es eine intensive Zusammenarbeit mit der Sparkasse Passau. Eines Tages sei der dortige Vorstandsvorsitzende auf ihn zugekommen und habe ihm den Vorschlag gemacht: „Mensch, Herr Lienhardt, kommen S’ doch zur Sparkasse!“ Die Option, einen völlig neuen Bereich „Betriebswirtschaftliche Beratung für mittelständische Firmen“ aufzubauen, hat ihn überzeugt, und so trat Norbert Lienhardt 1989 bei der Sparkasse ein.

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Für seine Kunden besteht wegen der Bankenkrise kein Grund zur Beunruhigung: Norbert Lienhardt.

Spannend war nicht nur, diesen neuen Bereich aufzubauen, sondern in einem Trainee-Programm sämtliche Bereiche der Bank, inklusive Schalterdienst und Kundenberatung, kennenzulernen. Dann widmete er sich seiner Aufgabe, Firmen zu beraten: „Davor stand natürlich die Analyse: Wo sind die Stärken der Firma? Wo liegen die Entwicklungspotenziale? Wo kann man Dinge optimieren?“

Es war, sagt Norbert Lienhardt im Nachhinein, eine „Grenzwanderung“ zwischen Bank- und Unternehmensberatung. Die bankinterne Stoßrichtung war ein „kennzahlengestütztes Frühwarnsystem“, mittels dessen man eine negative Entwicklung einer Firma erkennen kann. Als Beispiele führt er eine hohe Fluktuationsrate, einen hohen Verschuldungsgrad und zu niedrige Rentabilität in einem Betrieb als Indikatoren für eine eventuelle Schieflage an. In der Summe, nicht als einzelne, werden diese Indikatoren problematisch, und seine Aufgabe war, in die Auswertung der Zahlen eine gewisse Logik zu bekommen. Folgerichtig übernahm er dann den Bereich „Sanierung von Unternehmen in der Krise“, und entwickelte Lösungsstrategien, um die betreffende Firma aus der Krise zu führen. Natürlich ging es auch darum, Schaden von der Sparkasse abzuwenden, die entstanden wären, wenn eine Firma laufende Kredite nicht mehr bedienen kann – die klassische Win-Win-Situation.

Natürlich erlebte er Höhen und Tiefen, doch gerne erinnert er sich an diese Zeit, wo er es des Öfteren geschafft hat, Firmen aus der Krise zu führen und Arbeitsplätze zu erhalten. Die logische Folge aus seiner Arbeit war, dass er weitere Aufgaben innerhalb des Kreditgeschäftes übertragen bekam. „Es war äußerst lehrreich und spannend“, blickt Norbert Lienhardt auf diese Zeit zurück, doch dann lockte die Hallertau. „Vorstandsmitglied gesucht“ hieß es in der Stellenausschreibung, und weil er die Hallertau nur von der Autobahn kannte, beschloss er mit seiner Frau Vera, sich die Gegend erstmal anzuschauen – und war begeistert! „Einen Tag lang sind wir in der Gegend herumgefahren und nun sind wir beide absolute Fans!“ Die Landschaft, so fanden die beiden vom Bayerischen Wald Verwöhnten, sei in ihrem Liebreiz einfach unübertreffbar, und als dann die Bewerbung erfolgreich war, begann für Norbert Lienhardt ein neuer Lebensabschnitt in Pfaffenhofen.

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Das Schiff des Künstlers Leonard Lorenz: Symbol für gefestigten Kurs.

Dass er die nötigen Kompetenzen mitbrachte, war auf Grund seiner bisherigen Laufbahn leicht nachzuweisen, und unter einigen Bewerbern konnte er sich mit dem geforderten Sachwissen durchsetzen, so dass er nach einem harten Auswahl-Procedere seinen Arbeitsvertrag unterschreiben konnte. Die Entscheidung für den Bewerber trifft der Verwaltungsrat der Sparkasse, unter Vorsitz des Landrats, der auch den Arbeitsvertrag unterschreibt. Im Verwaltungsrat der Sparkasse sitzen acht Räte, in dem Norbert Lienhardt nun selbst als Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Sitz und Stimme innehat. Ein schwieriges Gebilde für den Laien, das Norbert Lienhardt ganz einfach erklärt: Eigentümer der Sparkasse des Landkreises Pfaffenhofen sind zu 40% der Landkreis, zu 40% die Stadt Pfaffenhofen und zu jeweils 10% die Kommunen Geisenfeld und Wolnzach, und die Eigentümer sind mit Landrat und Bürgermeistern im Verwaltungsrat vertreten. Dazu kommen auf Grund des Bayerischen Sparkassengesetzes ein gewähltes Mitglied des Kreistags, zwei von der Regierung von Oberbayern bestellte unabhängige Vertreter aus der Wirtschaft und eben er selbst als Vorstandsvorsitzender der Sparkasse.

„Wir als Sparkasse sind ja auf den Landkreis, regional beschränkt, ähnlich wie die Genossenschaftsbanken“, und damit, so Norbert Lienhardt, unterscheide man sich von den großen Privatbanken: „Wir sind die Bank vor Ort!“ Das hat natürlich Vorteile, man kenne die Kunden, man wisse, wie die Region ticke, aber auch Nachteile: „Wenn man sich ein Mal den Ruf verdirbt, hat man schwer zu kämpfen, denn wir leben in und, vor allem aus der Region!“

Das fordere, Verantwortung zu zeigen für die Region, und das geschieht auch über Engagement im kulturellen Bereich. So sponsert die Sparkasse unter anderem auch die neue Scheyerer Glocke, und das gute Verhältnis zu den Benediktinern rühre auch daher, dass die Mönche eben so wie die Sparkasse die Menschen zum Sparen anregten.

Natürlich tangiert die internationale Finanzmarktkrise auch die Sparkasse, allerdings nicht so, dass sich ihre Kunden Sorgen machen müssten. „Wir merken die Verunsicherung bei den Kunden, die berechtigterweise wissen wollen, ob ihre Einlagen sicher sind.“ Da kann sie der Vorstandsvorsitzende allerdings beruhigen: „Jeder Cent bei uns ist absolut sicher“. Im Zuge der Krise verzeichne die Sparkasse sogar Einlagen, die von Kunden der privaten Banken auf die Sparkasse transferiert werden. Als Ursache der momentanen Krise nennt er „gnadenlose Gier nach schnellem Profit“, initiiert durch die Immobilienspekulation in den USA, die durch das System der „Kreditmakler“ und das Weiterverkaufen von Kreditverträgen zusätzlich forciert wurde. Das, wovor die Privatbanken jetzt am meisten Angst haben, ist, dass die Kunden „in Panik“ ihre Einlagen abheben wollen. Dies bedeute für die Bank ein Liquiditätsproblem und somit eine Gefährdung der Geschäftsfähigkeit.

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Zwei freundliche Damen empfangen den Besucher in der Vorstandsetage. Fotos: Trapp

Dass nun viele, auch die europäischen Staaten quasi die Bürgschaft für die Banken übernehmen und die Einlagen der Sparer garantieren, beruhige die Kunden und stoppe den Abfluss der Liquidität. Ausgestanden sei die Krise aber sicher noch nicht.

Im Dialog mit dem Kunden
Norbert Lienhardt weiß, dass seine Bank gute Arbeit leistet: „Wir bleiben im Dialog mit den Kunden, mit Mandatsträgern, mit den Vertretern der Öffentlichkeit“, und weil er vom Vertrauen der Kunden lebt, ist er mit seinen Mitarbeitern bestrebt, dieses Vertrauen auch zu rechtfertigen. Offenheit und Ehrlichkeit ist seine Maxime, sowohl im Geschäftlichen wie auch im Privaten, auch wenn das Privatleben eines Bankers auf Grund vieler Verpflichtungen oft Abstriche machen muss: „Doch der Sonntag gehört der Familie!“

Ein Hobby, sagt Norbert Lienhardt, habe er nicht, doch einer Leidenschaft würde er gerne fröhnen: dem Hochsee-Segeln. Das würde nicht nur seinem Motto „In Bewegung bleiben“ entsprechen. Man könnte ihn sich auch wirklich gut vorstellen als Kapitän, der gelassen gegen den Wind über die Wellen blickt und sich die Frage stellt: „Stimmt der Kurs?“ Die Antwort für die Sparkasse lautet sicher: „Ja!“