von Claudia Erdenreich
Am schwarzen Brett, gleich neben dem begehrten Vertretungsplan mit der Hoffnung auf überraschende Freistunden hingen sie aus, die Opern- und Theaterfahrten für die Schüler. Fast wöchentlich gab es ein Angebot, alle großen Häuser in der Umgebung wurden besucht, ob Kammerspiele oder Nationaltheater, Herkules-Saal oder die Theater von Regensburg bis Augsburg. Mitfahren durfte jeder, der Lust hatte, durch alle Klassen und auch wer nicht „beim Kettner“ in der Klasse war. Sechs Mark hat damals der Eintritt gekostet, und noch mal sechs Mark für die Busfahrt. Mehr musste man dann als Schüler auch nicht machen, als pünktlich am Busbahnhof zu erscheinen. Im Bus versorgte Dr. Kettner uns mit den wesentlichen Informationen, las den Operführer vor, garniert mit zahlreichen Anekdoten. So vorgekaut war auch schwere Oper für die Schüler kein Problem mehr. Ganz selbstverständlich wurde so die Schwellenangst vor der großen Kultur genommen, was für den Lehrer ein großes pädagogisches Anliegen war. Ins Leben entlassen wussten die Schüler, wo sie in der Oper den Mantel abgeben können und wie man sich dort benimmt. Für viele der Grundstein einer lebenslangen Liebe zur Kultur. Weiterlesen