„Bis ich‘s einfach wegreißen hab‘ lassen“ Forum Baukultur erlebte einen aufschnaubenden Landrat gegen Architekten und deren Wettbewerbe

Über Sinn oder Unsinn von Architektenwettbewerben ist bei der Podiumsdiskussion des Pfaffenhofener Forums für Baukultur hitzig debattiert worden. Landrat Rudi Engelhard lehnte die Wettbewerbe grundsätzlich ab und sorgte für Widerspruch. Die zuvor eröffnete Ausstellung im Wolnzacher Hopfenmuseum mit Modellen des Wettbewerbs für den Rathausneubau in Münchsmünster lieferte Anschauungsmaterial.

Zunächst schien die Diskussion im vollen Saale in völliger Harmonie und Einhelligkeit abzulaufen. Der Münchsmünsterer Bürgermeister Andreas Meyer verdeutlichte, wie zufrieden alle mit dem bisherigen Verlauf des dort durchgeführten Wettbewerbs gewesen waren. Die an-wesenden Architekten hoben hervor, wie die Qualität in der Baukultur durch die Wettbewerbsausschreibung von Neubauten gesteigert werden könne.

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Als aber Landrat Rudi Engelhard das Wort ergriff, war es vorbei mit der Harmonie auf dem Podium: „Solange ich Landrat bin, werden vom Kreis keine Wettbewerbe mehr durchgeführt.“ Engelhard redete sich in Sekundenschnelle warm, schimpfte auf explodierende Kosten und den ewigen Ärger mit Architekten und deren irrsinnigen Ideen für schlichte Zweckbauten. Erfahrungen mit Architektenwettbewerben, wie beim Bau der Ilmtalklinik, hätten ihn eines Besseren belehrt. Noch Jahre nach Fertigstellung der Klinik mussten Rollstuhlfahrer vor dem Gebäude über Kopfsteinpflaster holpern, da das Urheberrecht des Architekten keine Änderungen zuließ. „Bis ich‘s einfach wegreißen hab‘ lassen“, schnaubte Engelhard und schickte hinterher: „Wer schützt den Bauherrn vor dem Architekten““

Architekt Thomas Hammer konnte auf seinem Podiumssitz derweil kaum noch ruhig ausharren. In seiner Antwort auf Engelhard aber blieb er gefasst und versuchte dessen Ausführungen sachlich zu kontern. Die Vertrauensbasis und eine darauf basierende funktionierende Kommunikation zwischen Bauherrn und Architekt sei entscheidend. Er verwies auf Bürgermeister Meyers Schilderungen über die gute Zusammenarbeit von Gemeinderat und Architekten und das Einbeziehen der gesamten Bürgerschaft. Trotz einstündiger Diskussion aber konnten sich Engelhard auf der einen und die Architekten auf der anderen Seite auch im weiteren Verlauf nicht annähern. Das Thema ist komplex und es fragt sich, ob es auf einfache Formeln (Engelhard: „Alle Architekten müssen mir ihr Urheberrecht überlassen“) reduzierbar ist.Julian Knapp