Das „goldene Gfrieß“ Der Preis für besseres Wissen und Gewissen

von Manfred Habl 

„So war ich Gott helfe!“, bemerkte damals, etwas freudianisch, unser Stadtjurist bei seiner Vereidigung. Wo wir auch schon bei den Voraussetzungen wären, die ein Preisträger mit sich bringen muss. Er sollte wissen, was Gewissen ist, falls es mal irgendwo über den zu kurzen Beinen, die Lügen haben sollen, drückt.

Er sollte eine Ahnung von Gott haben, damit er ihm oder ihr bei der Wahl eines Namens oder der Formulierung eines Leserbriefes auch helfen kann. Frederik, zum Beispiel, schreibt sich ohne St., ist ein Kindergarten Pfaffenhofens und in freier Trägerschaft einer Pfarrei. Auch wenn er im Tal der Gesetzlosen liegt, kann er nicht einfach vergessen werden. Die Namensfindung ist kein einfaches Geschäft, jetzt gibt es sogar einen Wettbewerb um die Gruppenbezeichnungen der neuen Kita „Burzlbaam“.

Wadlscheißer, Nasendrepfal, Diezibande, Rotzleffe oder Schpeibdriabarl drängen sich mir geradezu auf. Die Identifikation der kleinen Besucher mit ihrer Gruppe und ihrer Zukunft im bayrischen Gemeinwesen ist dann auf jeden Fall gesichert. „Ich war ein echter Wadlscheißer“ werden die zukünftigen Kommunalpolitiker in staatstragenden Reden einmal sagen können, das hat doch was. Überhaupt ist das „goldene Gfrieß“ als politischer Preis zu sehen. Alles ist politisch, sogar der Nichtwähler, der durch das Weglassen seiner Wahlstimme für die Parteien ja erst interessant wird. Das Weglassen bestimmter Wahrheiten ist auch eine Angewohnheit, die zum Erlangen des heiß begehrten Preises führt. Wenn sie auf dem Wochenmarkt um die Unterschrift für oder gegen einen sozialen Missstand bedrängt werden, fragen sie nach, was fehlt und wem nützt es. Der Preis soll seinem Träger weiterhelfen, richtig hinzuhören. Die Konsequenzen einer Aussage oder einer Nichtaussage sollen bekannt gemacht werden.

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Wenn Wahlsiege verkündet werden, ist die Möglichkeit, Preisträger zu werden, besonders groß, aber auch der Dauerwahlkampf, seit dem bunten Wunder von Pfaffenhofen birgt viele Kandidaten. Gruppen, Vereine, Parteien, alle dürfen sich angesprochen fühlen. Wer durch übernatürliches Betroffenheitsgedöns von sich hören lässt, kulturellen, bildungspolitischen oder nationalen Unsinn verzapft und Steuergeschenke verspricht, wird mit dem „Gfrieß“ nicht unter drei Jahren belohnt. Solarkocher für die Hungerzonen ist da ein feines Beispiel. Was bitte soll der abgeschobene Flüchtling in der Sahelzone denn darin warm machen. Oder die Zensur des Internets, aufgehängt an dem Kinderpornoproblem, vieles begegnet uns täglich ohne bemerkt zu werden.

Was stimmt oder was stimmt nicht? Welches Gerücht ist schon lange gerichtet? Warum verwaltet sich die Verwaltung selbst und warum muss mit einer Entscheidung, die seit zehn Jahren ansteht, bis zur nächsten Wahl gewartet werden? Warum fahren fast leere, riesige Busse im Tiefflug und Dreierpulk durch eine nagelneue Fußgängerzone, wenn fünfhundert Meter weiter Platz ist für einen ganzen Busbahnhof?

Das „goldene Gfrieß“ zeigt das Lächeln, das uns anstarrt, wenn irgendetwas nicht stimmt. Wenn etwas umsonst ist, im wahrsten Sinne des Wortes.

Wenn Selbstdarsteller und Wichtigmacher um die Wette laufen, um uns dann den Weg als Ziel zu verkaufen. Künstler, Kulturschaffende und ganz normale Menschen auf dem Weg zur sozialen Skulptur sind aufgefordert, mitzuhelfen, dieses Vorhaben zu unterstützen. Spenden ohne Quittung nehmen die Erfinder gerne für eigene Zwecke entgegen.