von Franz Niedermayr und Kilian Welll
Sie sind einfach früher aufgestanden, die Römer. Im Gegensatz zur bekannten gallischen Behauptung eines wohlbeleibten Comic-Kriegers mit weiß-blau gestreifter Hose haben sie nicht gesponnen, sondern sich bei der Eroberung germanischer Landstriche gleich Gedanken über ihre Gesundheit und ihr Wohlbefinden gemacht. Als sie Castra Regina besetzten, zogen sie demzufolge nicht nur den Limes hoch, sondern machten sie sich unverzüglich daran, in Bad Gögging ihr „Regensburg Spa“ zu errichten. Diese Thermen, proklamierte damals Kaiser Marc Aurel, gehören einfach zur Kultur.
Es ist so eine Sache mit der Kultur. Man hat in der Kreisstadt offensichtlich seine Schwierigkeiten, ein vernünftiges Hallenbad als unabdingbar zur Kultur gehörig zu akzeptieren und deshalb die Errichtung einer entsprechenden Anlage zu forcieren. Quer durch alle Parteien betrachteten die Politiker in ihren Wahlkampfstatements ein Hallen-bad, manchmal sogar ein Freizeitbad, zwar als durchaus wünschenswert, doch ließen sie sich vom Argument der fehlenden Finanzierungsbasis immer wieder an den Ausgangspunkt zurückführen.
Sicher wäre ein Freizeitbad für Pfaffenhofen kein Nachteil. Finanziert werden könnte ein Projekt dieses Ausmaßes aber nur über einen privaten Investor, und die Vergangenheit hat ja bereits gezeigt, dass es nicht so einfach ist, einen potenten Betreiber dafür zu finden. Nicht zu vernachlässigen ist in diesem Zusammenhang, dass sich mit dem „Wonnemar“ in Ingolstadt und der Therme in Erding zwei Konkurrenten in erreichbarer Nähe befinden. Doch darum geht es nicht vorrangig.
Unser Ausgangspunkt muss der Zustand unserer bereits bestehenden Hallenbäder sein. Das Hallenbad in der Hauptschule ist komplett marode und dürfte so eigentlich schon gar nicht mehr betrieben werden. Nicht viel besser sieht es im Hallenbad der Realschule aus. Wer sich an seine Schulzeit erinnert, weiß, wie seltsam es war, in einem 20-m-Becken oder gar einem 16,67-m-Becken eine 50-m-Zeit zu schwimmen und sie dann bei den so beliebten Bundesjugendspielen mit Zeiten von Schülern, die in ordnungsgemäßen Becken schwimmen konnte, zu vergleichen. Der Zeitverlust bei der zusätzlichen Wende musste dann „überschlagsmäßig“ in die Bewertung mit einfließen. Böse Zungen behaupteten ja, dass Schwimmer aus ganz Bayern nach Pfaffenhofen gekommen seien, um in den Hallenbädern zu üben: „Was man hier gut trainieren kann, ist die Wende!“
Natürlich geht es heute für uns nicht darum, Kinder zu Olympioniken zu machen, doch sie sollten (auch in der Winterzeit) wenigstens ordentlich Schwimmen lernen. Wie aber soll dies unter den jetzigen Gegebenheiten möglich sein? Wir haben in Pfaffenhofen ca. 4500 Schüler. Bei fünf Vormittagen mit drei Doppelstunden und einer durchschnittlichen Klassenstärke von 25 Schülern bedeutet dies, dass maximal 30 Klassen pro Woche Schwimmunterricht haben und so jede der insgesamt 180 Klassen nur einmal alle sechs Wochen für eine Doppelstunde zum Schwimmen kommt. Der Schwimmunterricht unserer Kinder sollte uns ein bisschen mehr wert sein.
Lassen wir die Behauptung, ein neues Hallenbad sei nicht finanzierbar, einfach so im Regen stehen. Auch die Sanierung unserer bestehenden Hallenbäder würde einige Millionen kosten, und diese Investitionen müssen als verschwendetes Geld betrachtet werden – von den Ausgaben für die Voruntersuchungen gar nicht zu reden. Leider wurde von der Stadtverwaltung kein Gedanke an Alternativen verschwendet, doch es gibt eine Variante, die als Lösung akzeptabel, durchführbar und vor allem finanzierbar ist: Ich denke an eine Überdachung des Schwimmerbeckens im Freibad. In einem zusätzlichen Anbau könnten dann auch ein Kinderbecken, ein Warmbecken, eine Eingangshalle sowie ein Umkleide- und Duschbereich geschaffen werden (vergleiche Graphik unten).
Die Vorteile dieser Variante sind unübersehbar: Die benötigten technischen Voraussetzungen bestehen bereits und müssen nicht neu angeschafft bzw. doppelt vorgehalten werden, und die Schwimmer haben ein Becken mit acht Bahnen in optimaler Länge zur Verfügung. Dies bedeutet eine Vervierfachung der Kapazität. Auch für die Vereine, die die Bäder regelmäßig nicht nur für Wassergymnastik nutzen, ergeben sich bessere Bedingungen und attraktivere Öffnungszeiten. Selbstverständlich ist der Entwurf auch offen für Wellness, Saunabereich und Gastronomie.
Als Gegenargument hört man oft, dass das Freibad, speziell für den Schwimmunterricht, zu schlecht erreichbar sei. Doch dieses logistische Problem sollte mit der Abstimmung des Stadtbus-Fahrplanes auf die Unterrichtszeiten lösbar sein, so dass für die Fahrten von und zur Schule keine Mehrkosten entstünden.
Die geschätzten Baukosten belaufen sich auf 4,8 Mio. Euro. Wenn man die Kosten für die Schulhallenbäder abzieht und den Landkreis mit ins Boot holt, könnten die effektiven Mehrkosten auf 1,3 Mio. Euro reduziert werden. Auch würde das jährliche Defizit des Bades dann niedriger ausfallen, weil wir etwas schaffen, das vom Wetter unabhängig das ganze Jahr über „betriebsbereit“ ist und Eintrittsgelder bringt. Es ist wohl an der Zeit, über diese Alternative nachzudenken.
Machen wir uns also auf nach „Pfaffenhofen Spa“! Unser Hallenbad, unser Freizeitwert, brauchen dringend Unterstützung. Auf die Römer können wir nicht mehr hoffen.