Mit Hals und Rückgrat

Am 15. September können Sie es spannend machen! So verkündet Markus Käser auf seiner neuen Webpräsenz www.richtigkaeser.de, und wer denkt da nicht gleich an den langbärtigen Spruch: „Nur wo Käser draufsteht, ist auch Käser drin“? Oder besser: Was Käser anpackt, das macht er mit Herz und Seele, mit allem, was „Käser“ auszeichnet. Das belegen seine Jahre als Erzieher, als Stadtjugendpfleger und Medienmensch bei Laterna Magica und Utopia, an deren Aufbau und Entwicklung er maßgeblich beteiligt war. Jugendinitiativen wie für die Skatehalle, neue Veranstaltungen wie das „Dröhnodrom“ oder das Musikfestival „Saitensprung“ tragen seine Handschrift, zudem war er federführend am Rufbus-Projekt und an der Gründung des ersten Jugendparlaments in der Region beteiligt.

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Doch richtig drin in der Stadt ist Markus Käser seit sechs Jahren. Damals organisierte der heute 37-jährige SPD-Mann für Bürgermeister Thomas Herker einen Wahlkampf, den Steffen Kopetzky, Parteigenosse und Schriftsteller, in seinen Miszellen „Der Kaiser, Kairo und ich“ spektakulär nennt. Das war er denn auch, und seitdem sitzt im Stadtparlament eine Bunte Koalition mit einem roten Kapitän am Ruder – mit Markus Käser als Referent für Wirtschaft und Bürgerdialog, außerdem Fraktionssprecher, mit diversen Aufsichtsratsfunktionen, und ab September will er sich für unsere Region, unseren Landkreis und seine Heimat im Bayerischen Landtag einsetzen. Alles ehrenamtlich, versteht sich!

Dass sich „Kaiser“ von „Caesar“ herleitet, werden Etymologen bestätigen, und da ist dann der Weg zu „Käser“ nicht weit. Ebenso nah ist der Weg nach München, den Markus Käser nun ins Auge gefasst hat: Er steht für die SPD als Landtagsdirektkandidat im heimischen Stimmkreis ganz oben. Lorenz Trapp hat den umtriebigen Politiker, der sich selbstironisch nicht scheut, „Kein Hals, aber Rückgrat“ zum Wahlkampf-Slogan zu machen, beim Gespräch getroffen – im Café, auf dem Hauptplatz, vor dem Rathaus, in aller Ruhe.

Herr Käser, positive Energie in Zeiten der Politikverdrossenheit – für Sie scheint das kein Widerspruch zu sein, oder?

Überhaupt nicht! Es ist doch ganz einfach, auch wenn es oft nicht so gesehen wird: Wir leben in einer Gemeinschaft, und eine Gemeinschaft kann entscheiden, wie sie es sich einrichtet. Wenn wir Banken mit Milliarden finanzieren können, können wir das beispielsweise auch mit der Rente oder für unsere Kinder und Kranken tun; nur: Vielen Menschen, auch bei uns, ist mittlerweile das Vertrauen in die Politik und leider auch ins System, in die Demokratie, abhanden gekommen. Wo ich hinkomme, höre ich das immer wieder, vom 17-jährigen Azubi bis zum gestandenen Bauunternehmer. Und ich widerspreche solchen Hoffnungslosen, seit ich Schülersprecher war: „Geht nicht“ gibt’s nicht! Sobald ich sage, eine Gemeinschaft bringt mir nichts, schaue ich doch nur auf mich. Aber ich sage: Wenn eine Gruppe zusammenhält, dann ist der Einzelne glücklich, und dieser Spaß am Bewegen kann durchaus in die Gesellschaft übertragen werden.

Dieser Spaß am Bewegen, haben Sie denn auch Spaß am Wahlkampf?

Natürlich! Ich bin ja seit Wochen unterwegs, und in diesen Gesprächsrunden erlebe ich immer wieder, wie man die Menschen von ihren Problemen zu einer positiven Sicht der Dinge hinführen kann. Ich will einen Wahlkampf machen, von dem etwas bleibt. Ähnlich wie 2008, als wir z. B. den Energie- und Solarverein im Wahlkampf gegründet haben. Die Themen sind ja nicht nur in der Wahlkampfzeit relevant. So ist für mich dann eigentlich immer irgendwie Wahlkampf! Entscheidend ist ja, was in den nächsten fünf Jahren passiert, nicht nur jetzt. Das Bündnis für Familien, das wir vor Kurzem ins Leben gerufen haben, ist z. B. so ein Projekt, das langfristig wirkt. Aber dafür muss sich der einzelne Politiker auch einsetzen, und ehrlich: Ich könnte mir nicht vorstellen, in der Kommunalpolitik – oder im Landtag! – zu sein, ohne je ein richtiges Projekt durchgezogen zu haben. Aber schauen Sie sich um: Die „Anpacker“ sind ja praktisch die Exoten!

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Das Team vom Burgerdialog mit Florian Simbeck und Markus Käser (r.)

Welche Themen sprechen Sie speziell im Bezug auf den Landkreis Pfaffenhofen an?

Familienpolitik, Entwicklung der Mieten und Grundstückspreise, Energiewende, Gesundheitspolitik, Bürgerbeteiligung, etc. Die Themen variieren von Zeit zu Zeit, Prios ändern sich, aber ich als Politiker muss immer genau schauen, mit welchem Werkzeug direkt an der Struktur was zu ändern ist. Ich sehe mich auch selbst als Werkzeug, als positiver Virus im System – und mache das Beste draus. Wo es geht, will ich auch konkret anpacken! Eine zentrale Zukunftsfrage für unseren Landkreis ist unsere Lage in der Boomregion im Münchner Norden: Wie gehen wir mit diesem Wachstumsdruck um? Meine wichtigste Zielsetzung: Moderates Wachstum für ein intaktes Gemeinwesen organisieren! Die Region im Gleichgewicht halten!

Werden wir zu einer neuen „Goldküste“ werden?

Wenn sich die Prognosen bestätigen, müssen wir tatsächlich aufpassen! Die Attraktivität unserer Region wird weiter steigen, der Zuzug wird also auch die kommenden Jahre nicht abbrechen. Grundsätzlich ist die Entwicklung ja durchaus positiv: niedrige Arbeitslosenquote, gute Einkommen, etc., aber sie bringt auch große Herausforderungen mit sich. Mieten und Grundstückspreise steigen. Die Anforderungen an die Infrastruktur beispielsweise in punkto Kitas, Schulen, Straßen, etc. steigen. Sicher brauchen wir in Zukunft deshalb auch mehr Wohnraum und auch mittelfristig Bauland zur Ansiedelung von Unternehmen für regionale Arbeitsplätze und mehr regionale Wertschöpfung.

Aber wir müssen auch schlauer sein als z. B. Freising oder Starnberg und darauf schauen, dass nicht diejenigen, die schon lange hier leben, sich das Leben hier bald nicht leisten können, weil ein Verdrängungsprozess einsetzt, den nur der gewinnt, wer das nötige Kleingeld hat. Kann ich mir noch eine Wohnung leisten, ein Haus?

Ein anderes Beispiel aus der Wirtschaft: Ein Elektriker, der im Übrigen eventuell zusätzlich schwarz arbeiten muss, damit er über die Runden kommt, wird sicher ein lukratives Angebot von BMW annehmen – und sein ehemaliger Ausbildungsbetrieb in der Heimat kuckt in die Röhre. Oder ein Beispiel aus der Ortskernentwicklung: Immer mehr Filialisten verdrängen die kleinen Geschäfte, da kann unsere lokale Mischung aus Seele und Gefühl ganz schnell verloren gehen. Dann haben wir bald keine Metzger mehr, sondern Kühlfachbetreiber, keine Bäcker mehr, sondern Backshopbetreiber! Bisherige Abgeordnete und leider auch Kreisverantwortliche haben vieles aber einfach dem Zufall überlassen. Fakt ist: Das regelt der „Markt“ nicht von selbst!

Wie kann man der Preisentwicklung auf dem Immobilienmarkt entgegentreten?

Grundsätzlich gilt: Wohnen ist kein Konsumgut wie jedes andere, sondern ein Grundbedürfnis. Und Wohnraum ist kein Spekulationsgegenstand. Die Bayerische Verfassung sagt dazu im Art. 106: „Jeder Bewohner Bayerns hat Anspruch auf eine angemessene Wohnung“; und: „Die Förderung des Baues billiger Volkswohnungen ist Aufgabe des Staates und der Gemeinden“. Es wird also schnell notwendig werden, beruhigend auf Miet- und Grundstückspreise einzuwirken. Da sind unsere Kommunen gefordert. Die staatlichen Fördermittel dazu müssen eher ausgebaut und nicht heruntergefahren werden.

Die Stadt Pfaffenhofen hat beispielsweise mit der bayernweit einzigartigen Ausweitung des Einheimischenmodells auf Geschosswohnungsbau einen ersten wichtigen Schritt unternommen. Nun ist es auch möglich, dass Einheimische nicht nur Baugrund, sondern auch Wohnungen günstiger erwerben können. Ein Schritt in die richtige Richtung.

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Ärmel aufkrempeln und zupacken – egal ob in Kommune oder Landtag
Es bietet sich gerade als Frage an: Gehört zu einer gesunden wirtschaftlichen Entwicklung nicht auch eine „gesunde“ Gesundheitsversorgung?

Ich weiß, die Ilmtalklinik! Das Wesentliche vorneweg: Unsere Klinik darf nicht privatisiert werden! Laut Verfassung ist die Gesundheitsversorgung eine Aufgabe, die der Landkreis zu tragen hat. So oder so! Wir brauchen also ein Gesamtkonzept, das in die Zeit passt, und wir müssen auch hier aufhören, von einem Markt oder einem Wettbewerb zu sprechen. Gesundheit ist keine Ware – und das Wohlergehen von Patienten und Beschäftigten in Krankenhäusern darf nicht von betriebswirtschaftlichen Kriterien abhängig gemacht werden. Das gilt grundsätzlich natürlich auch für die kindermedizinische Versorgung. Ich will, dass dem Wunsch vieler Eltern in unserer Region nachgekommen wird, zumindest die Versorgung des Kindes im Krankheitsfall rund um die Uhr zu gewährleisten.

Wie sieht – ohne jetzt auf Ihren parteilichen Background anzuspielen – der rote Faden in Ihrer Politik aus?

Demokratisches „Upgraden“ ist die große Klammer: Ich denke, Bürgerbeteiligung ist keine „Kann-Aufgabe“ der Kommune, sondern erste Pflicht. Wir müssen neue Werkzeuge und neue Techniken nutzen, um die Bürger besser zu informieren und ihnen selbst die Möglichkeit zum besseren Austausch anbieten. Die sogenannte Dienstleistungsgesellschaft ist ein Modell der 80er und längst überholt. Wir brauchen nicht nur Konsum. Was wir brauchen, ist eine Bürgergesellschaft, wo die Bürger direkt mitmachen können. Sie wissen ja: Mitreden, Mitwissen, Mitgestalten – Stadtratssitzungen live übertragen, Beschlüsse online verfügbar machen, Bürgerkonferenzen, ich will, dass sowas Standard wird. PAFundDU braucht’s auf allen Ebenen!

Demokratie pur – ein großes Ziel. Wie weit ist der Sitz im Landtag entfernt?

Mein Ziel sind 28 % plus x Direktstimmen. Mein Ziel ist, diese Wahl zu gewinnen. Das ist möglich, aber ich möchte jetzt nicht das bayerische Wahlsystem erläutern. Lieber sage ich noch etwas zu Herrn Seehofer: Seehofer ist für mich der Antipolitiker schlechthin. Er hat in Bayern diese Art von politischer Beliebigkeit etabliert, dass man sich selbst als Kommunalpolitiker fremdschämen muss. In keinem normalen Verein, würde man so einen Wendehals als Vorstand ernst nehmen! Für mich ist er kein Ministerpräsident, sondern ein Landeskasperl. Im Grunde sind es genau solche Leute, die mich politisieren und motivieren aufzubegehren. Dieses Land ist ein „ehrliches“ Land und hat auch entsprechende Leute in der Politik verdient!