Sprung über die Linse

Florian Hofner und der kreative Weg um den Schreibtisch – vom Model (links) zum Fotografen (rechts)

von Lorenz Trapp

Angefangen hat alles mit „Germany’s Next Top Model“. Vor vier Jahren. Damals war die Cas­ting-Show mit „Model-Mama“ Heidi Klum noch keine Serie, in der sich Möchtegern-Models in rauen Mengen auf dem Bildschirm tummelten, damals hatte die Sendung tatsächlich noch einen Hauch von Exklusivität und echtem Glamour. Und Florian Hofner war dabei!Der junge Pfaffenhofener, der sich „einfach so“ mal beworben hatte, kam unter die vier Sieger, mit dem Effekt, dass er im Jahr darauf den Jahreskalender der Zeitschrift Metropolitan zieren durfte. „Ich“, sagt Florian Hofner mit einem lächelnden Blick zurück, „war der September“.
Doch das war nicht alles: Über eine Model-Agentur in München erhielt er Zugang zum Geschäft. Zuerst ging’s nach Mailand, in die italienische Modemetropole, wo er einige Wochen verbrachte; auf eigene Kosten natürlich, immer auf der Jagd nach einem Laufsteg-Job, nach einem Foto-Shooting, nach einem Cas­ting. In Mailand sind zwar „praktisch alle italienischen Firmen“ präsent, aber der Markt ist trotzdem hart. „Viele junge Menschen“, weiß Florian Hofner, „sehen das alles viel zu blauäugig“. Vor allem sehen sie nur die erfolgreichen Models, die ihnen permanent in den Medien begegnen: „Doch das sind nur die Top-Stars – und das sind ja nicht mal zehn Prozent!“Der Alltag eines Models, das lernte Florian Hofner, sieht ganz anders aus, und ganz schwierig wird es, wenn man davon leben muss. Seine Mailänder Zeit hieß: Unterbringung nicht gerade im Nobelviertel, zu neunt, Afrikaner, Südamerikaner und Europäer, in einem kleinen Zimmer, sechs oder sieben Castings am Tag.

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Florian Hofner: der Fotograf in action – mit Model und Luftballons

Das ist knallhartes tägliches Brot: „Und da gehörst du noch lange nicht zur gut verdienenden Schicht!“ – und auch wenn weiblichen Models von der Agentur die Unterkunft bisweilen kostenlos zur Verfügung gestellt wird, junge Männer müssen da schon für sich selber sorgen. Also geht die Jagd nach Aufträgen weiter. Florian Hofner nennt ein Beispiel: Wenn Armani eine neue Brillenserie entwickelt hat, wird ein Casting organisiert. Schließlich braucht man Models, die das neue Produkt adäquat präsentieren können: „Also fährst du hin und stellst dich vor – als einer unter vielen“. Richtig Cash bekommen nur diejenigen, die dann tatsächlich als Models engagiert werden. Florian Hofner hat gesehen, dass man in dieser Branche nichts geschenkt bekommt, und er hat „Kollegen“ kennengelernt, die langsam zu alt wurden, nicht mehr gefragt waren für diesen Job und eigentlich aufhören wollten, weil sie nach 15 Jahren Reisen einfach genug hatten – aber bedauerlicherweise nichts anderes gelernt hatten. Das sind die Schattenseiten eines Jobs, der in den Medien immer so hell und erstrebenswert dargestellt wird: „Und ich mag mich nicht mit 38 hinstellen müssen wie ein 18-Jähriger!“ Außerdem: „Um den Job hauptberuflich zu machen, musst du raus aus Deutschland – Deutschland ist nun mal kein Modeland“.

Florian Hofner modelte immer nur „nebenberuflich“; er mag seinen Hauptberuf: „Ich bin ja Beamter im Vermessungsamt“, erklärt er und lächelt jungenhaft, „und das ist schon ein gewisser Rückhalt“. Nun ist für ihn die Model-Periode abgeschlossen, doch die Kontakte in die ganze Welt, die er in dieser Zeit knüpfen konnte, nützen ihm auch jetzt. In Mailand lernte er nämlich Maurizio Montani kennen. Der bekannte Fotograf schoss die Fotos, mit denen die Agenturen ihre Models für Castings vorschlagen und mit denen die Models sich auch selbst bewerben. Er brachte Florian auf die Idee, auf die andere Seite der Linse zu wechseln, das Objektiv auf der Kamera mal aus einer anderen Perspektive zu betrachten. Und so sprang er auf die andere Seite – und fing an, selbst zu fotografieren.Nebenbei natürlich, denn, wie gesagt: „Hartes Pflaster!“ Das gilt auch für die Modefotografie. „Du hast keine Gewissheit, was morgen ist“, meint Florian Hofner. Gerade in der Modebranche müsse der Fotograf immer spezieller werden, es reiche nicht, einfach „gute Fotos“ zu machen: „Du musst die Nische sein, deinen persönlichen Stil entwickeln – und dazu noch ‚das gewisse Etwas‘!“

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Ein Kampf wie im Fußball, stellt er fest: „Das Geld wird eben nur in der Bundesliga verdient – und bei Fotografen eben auch nur in der Top-Liga“. Für ihn ist das allerdings kein Problem. Er fotografiert mit Spaß und Leidenschaft, freut sich über seine Bilder – und betrachtet das Ganze als wunderschöne Nebenbeschäftigung.Als Abwechslung zu den „stehenden Bildern“ hat er gerade angefangen, Filme zu machen: „Kurzfilme, Modefilme – mal schauen, was draus wird“. Seine Kreativität möchte eben irgendwie heraus, und irgendwie aber macht Florian Hofner, trotz seiner Jugendlichkeit, den Eindruck, als würde er die Bodenhaftung nicht so leicht verlieren. Der Schreibtisch im Vermessungsamt und viel Sport helfen ihm anscheinend dabei. Neben dem Krafttraining im Fitness-Studio – für Models wohl obligatorisch! – bereitet er sich auf den Marathon-Lauf vor; beim 10-km-Stadtlauf ist er sowieso dabei, und nun erfüllt er sich noch einen lang gehegten Wunsch: „Im Winter mach ich den Schein“, erzählt er, und dann geht’s los mit dem Motorrad.

„Ich bin keiner, der rumsitzt, ich bin immer auf Achse, und in meiner Freizeit tob ich mich eben aus“. Da helfen ihm seine Kameras, seine Objektive, seine kreative Phantasie. „Und solange ich das neben meinem Bürojob machen kann“, lacht Florian Hofner, „habe ich genau den Spaß, den ich brauche!“

www.florianhofner.com

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