von Claudia Erdenreich
Herr Wolf, wie geht es Ihnen nach den ersten Monaten im Amt?
Gut geht es mir! Es waren sehr interessante Monate mit sehr vielen Terminen und vielen Gesprächen, die ich mit politischen Vertretern genauso wie im eigenen Haus geführt habe. Feierabend gibt es bei dieser Arbeit eher nicht, aber wer wie ich an die Arbeit als Landrat erfolgreich herangehen möchte, nimmt die knappe Freizeit gerne in Kauf.
Wie war der Anfang als Landrat für Sie?
Die ersten Wochen habe ich den Schwerpunkt gesetzt auf die Kontaktaufnahme im Haus, mit Führungskräften, mit dem Personalrat und den Mitarbeitern der verschiedenen Abteilungen. Mir war und ist es wichtig, alle kennenzulernen, ich war auch in den Außenstellen, in den Kliniken, im Kreisbauhof. Ich möchte mir einen persönlichen Eindruck verschaffen von den Menschen, den jeweiligen Aufgaben und dem Arbeitsumfeld. Nur so kann ich die Hintergründe verstehen. Man kann in der Fülle der Eindrücke natürlich nicht immer alles sofort behalten, aber die intensive Kontaktaufnahme sorgt dafür, dass man sich schnell im neuen Aufgabengebiet auskennt und auch das Vertrauen der Mitarbeiter gewinnt.
Meine frühere Tätigkeit war sofort weit weg, die Aufgaben eines Landrats sind schon beinahe eine Selbstverständlichkeit für mich geworden, ich fühle mich „wirklich drin“. Dabei hat mir natürlich meine vorherige Tätigkeit am Bayerischen Landwirtschaftsministerium in München auch geholfen. Ich kenne einfach die Strukturen und Abläufe in einer Behörde. Selbstverständlich kommen immer noch neue Situationen hinzu, ich arbeite mich immer noch ein und manches tritt immer noch zum ersten Mal auf. Das wird sicher auch nie ganz aufhören.
Inzwischen ist etwas Routine eingekehrt. Das Herangehen an Themen und deren politische Behandlung ist geklärt. Mitarbeiter und Kollegen aus der Politik wissen, wie der neue Landrat die anstehenden Themen angehen möchte.
Welche Themen stehen an?
Schwerpunktthemen sind die Fachoberschule, die Kinderstation in der Ilmtalklinik und die Entscheidung über eine Außenstelle im nördlichen Landkreis. Hier gibt es Vereinbarungen mit den Kreistagsfraktionen sowie konkrete Zeitpläne. Für das nächste Jahr stehen die Weiterentwicklung der Klinikallianz an sowie die Entscheidung über den Umbau und die Sanierung des Landratsamtes. Auch die Weiterentwicklung von Organisationsstrukturen innerhalb des Landratsamtes ist zentral.
Wie sieht es mit der bereits im Wahlkampf angesprochenen Energiewende aus?
Die Planungen für die Energiewende im Landkreis sind weit fortgeschritten. Ich habe dabei ein vierstufiges Model im Auge.
Dabei wird erstens das Landratsamt die Beratung zur Energieeinsparung intensivieren.
Zweitens werden Fachkreise für Energie eingerichtet zu den einzelnen Schwerpunktthemen Windkraftwerke, Photovoltaik, Wasserkraft, Wohnhausneubau sowie Altbausanierung, um nur die wichtigsten zu nennen.
Drittens wird es eine landkreisweite Flächenpotentialanalyse zur Windkraft geben.
Viertens werden wir eine flächendeckende Energiebilanz für den Landkreis erstellen und diese auch jährlich fortschreiben, um solide Vergleiche anstellen zu können und Erfolge sichtbar zu machen.
Die zentrale Frage ist, wie viel Energie regenerativ erzeugt werden kann.
Derzeit stammt der Strom bei uns zum Beispiel nur zu 16 Prozent aus regenerativen Energien, das muss deutlich mehr werden. Da haben wir alle noch einen langen, schweren Weg vor uns, zu dem es allerdings keine Alternative gibt.
Wie sieht der Arbeitstag eines Landrates aus?
Dienstbeginn ist um acht Uhr. Die Zeit, die ich gewinne, weil ich nicht mehr jeden Tag mit dem Zug nach München fahren muss, sondern einen so kurzen Arbeitsweg habe, genieße ich sehr. Ich nutze die Zeit für die Lektüre der Tageszeitungen und Frühstück mit meiner Frau. Morgens ist meist noch nicht abzusehen, wie lange der Tag dauert. Jeder Tag ist anders, Sitzungen, Termine, Besprechungen und Telefonate wechseln sich ab, oft dauern die Termine bis in die Nacht.
Jeden Montag gibt es eine Abteilungsleiterbesprechung, wo alle Themen der Woche behandelt werden. Der interne Austausch im Amt ist mir sehr wichtig, ein Landrat ist kein Einzelkämpfer, sondern Teil eines Teams. Auch die Arbeit mit den Bürgern ist mir sehr wichtig. Bis zum Jahresende bin ich fast jeden Abend auf einer Veranstaltung, das sind natürlich nicht nur Feiern, sondern viele Jahresbilanzgespräche, etwa in sozialen Einrichtungen oder bei Wirtschaftsverbänden.
Wie begegnen Ihnen die Bürger?
Von der Bevölkerung bin ich sehr positiv aufgenommen worden, das freut mich sehr. Das merke ich besonders bei Bürgersprechstunden, bei denen es nicht immer zu einer positiven Entscheidung kommen kann. Die Bürger kommen mit einem Problem in die Sprechstunde und wünschen sich natürlich eine Lösung. Häufig ist ein ablehnender Bescheid der Verwaltung vorausgegangen. Da will ich die Hoffnung, die Bürger in mich setzen, nicht leichtfertig enttäuschen. Immer wieder gelingt es dann, zunächst nicht erwartete Kompromisse zu finden, mit denen alle leben können. Das ausloten aller Möglichkeiten führt oft zu überraschenden Ergebnissen. In jedem Fall ist es wichtig, ein offenes Ohr zu haben und Entscheidungen auch so verständlich zu machen, dass sie akzeptiert werden können.
Hat sich Ihr Privatleben verändert?
Die freie Zeit ist knapper geworden, das war mir aber von Anfang an klar.
Meine Frau trägt mein Amt mit und sie trägt die Situation mit Fassung und Humor, das ist das wichtigste. Die rarer gewordenen gemeinsamen Stunden schätzen wir nun noch mehr, ebenso die Zeiten mit den Kindern. Ein richtig freies Wochenende gibt es nicht für einen Landrat, da ist es ganz wichtig, dass die Familie das Amt uneingeschränkt mitträgt.
Herr Wolf, ist es leichter in einer Stadt wie Pfaffenhofen Landrat zu sein?
Ja, auf jeden Fall! Die Standortvoraussetzungen sind sehr gut, die finanzielle und die wirtschaftliche Situation ermöglichen uns im Vergleich zu Kollegen anderer Landkreise viele Gestaltungsmöglichkeiten. Wir können kreative Überlegungen anstellen und wir sind noch keine Getriebenen von wirtschaftlichen Zwängen. Aber auch wir haben selbstverständlich mit knappen Budgets zu kämpfen.
Dennoch ist die Arbeit im Landkreis Pfaffenhofen etwas Besonderes. Ich möchte den einfachen Grundsatz beibehalten, nur das auszugeben, was auch eingenommen wird.
Vermissen Sie die Arbeit im Stadtrat?
Ja, ganz ehrlich, nach 15 Jahren im Stadtrat fehlt mir das schon etwas!
Es fühlt sich manchmal etwas merkwürdig an, in der Stadt Pfaffenhofen an so zentraler Stelle zu arbeiten und gleichzeitig von direkten politischen Entscheidungen abgeschnitten zu sein. Das ist direkt ein bisschen wie abgenabelt. Ich freue mich immer, wenn meine ehemaligen Stadtratskollegen mir erzählen, wie es zu den jeweiligen Entscheidungen kam.
Sie arbeiten jetzt direkt am Hauptplatz?
Und ich genieße die Arbeit dort sehr. Es ist ein schönes Gefühl, so im Zentrum zu arbeiten, den Hauptplatz täglich vom Schreibtisch aus zu sehen. Der Platz ist auch sehr gelungen, ich freue mich täglich darüber zu gehen. Der Blick auf den Christkindlmarkt zur Weihnachtszeit ist sehr anheimelnd, ich schätze die Situation, direkt im Zentrum der Kreisstadt arbeiten zu können, sehr, und das geht sicher den meisten Mitarbeitern auch so. Wir wünschen uns alle, hier zu bleiben, und das wird auch so sein.
Herr Wolf, wenn Sie die letzten Monate anschauen, war es die richtige Entscheidung, als Landrat zu kandidieren?
Auf jeden Fall! Ich bereue das überhaupt nicht. Es handelt sich hier um ein herausragendes politisches Amt, das ich mit großer Freude ausfülle. Jeder Tag ist anders und bringt neue Herausforderungen, neue Aufgaben, das macht auch den Reiz aus. Daher ist die Arbeitsbelastung auch überhaupt kein Thema. Man muss sich immer wieder Freiräume schaffen, trotz eines vollen Terminkalenders, auch um sich zu sortieren, um nachzudenken und Prioritäten neu zu überdenken. Die Qualität meiner Arbeit messe ich nicht an der Fülle der Termine, sondern an den Ergebnissen.
Herr Wolf, wir bedanken uns für das Gespräch!