von Lorenz Trapp
Die einen gehen gern ins Gelände, und die anderen bauen ihre Hindernisse auf. Und sie kommen gut miteinander aus. „Die eine Hälfte besteht aus Turnierreitern“, erklärt Bernhard Rottenkolber, „die andere Hälfte bilden die Freizeitreiter“. Mit seiner Frau Michaela Schönhuber führt er den Brunnhof, den nicht umsonst manch einer „eine idyllisch gelegene Reitanlage am Rande von Pfaffenhofen“ nennt.
Weite Koppeln umgeben die Stallgebäude hinter der großen Reithalle, die mit dem gleichen feinen Tretsand wie die Olympia-Reitanlage ausgestattet ist, zieht sich ein grüner Hügel sanft bis zu Waldrand, in einem Gehege meckern fröhliche Ziegen, obwohl sie‘s nicht schöner haben könnten, und irgendwo in der Mitte befindet sich das Reiterstüberl. „Unsere Reiter kümmern sich selbst drum“, sagt Bernhard Rottenkolber, „es gibt einen Getränkeautomaten, doch in der Küche kann sich jeder kochen, wie und was er will – und das funktioniert!“ Dass alles so gut läuft, kam natürlich nicht von ungefähr.
Tochter Anna-Lena mit dem Pferd Flicka
Großzügiges Außengelände mit idealen Bedingungen
Das Interesse für Pferde war bei Bernhard immer schon da: „Meine Eltern sind noch mit dem Pferdefuhrwerk aufs Feld gefahren“. Dazu hielten sie auf dem Hof Kühe und Schweine. Als vor 25 Jahren die erste Krise mit der Schweinegrippe eintrat, fing man auf dem Brunnhof an, sich über Alternativen Gedanken zu machen, und seit Bernhard und Michaela den Hof vor dreizehn Jahren übernahmen, bauten sie die Reitanlage kontinuierlich und mit Liebe aus.
Für die Turnierreiter legten sie großzügige Außengelände an, und die große Halle ist gute sechzig Meter lang – ideale Bedingungen also; und für die Freizeitreiter ist nicht nur der Brunnhof selbst, sondern auch die tatsächlich idyllische Umgebung ein ideales Gelände. Das Füttern und den täglichen Koppelgang für ihre Pensionspferde übernimmt der Brunnhof, das Putzen und Bewegen der Tiere bleibt selbstverständlich Aufgabe des Besitzers. Gravierende Probleme gibt’s auf dem Brunnhof schon lange nicht mehr: „Wir kommen mit allen gut aus“, berichten Bernhard und Michaela, „und grade im Sommer geht’s oft recht lustig zu, wenn an der ‚Pferdewaschanlage‘ nicht nur die Pferde nass gespritzt werden“. Die beiden nehmen sich stets Zeit für „ihre“ Pferde und deren Besitzer, und so entwickeln sich leicht Gespräche, die über das Thema Pferd hinausgehen und schon viele Freundschaften entstehen ließen. Einen ganzen Roman könnten sie erzählen über die lustigen Geschichten, die sich über die Zeit auf ihrem Reiterhof ereignen: „Das fängt schon damit an“, lacht Bernhard, „dass mindestens ein Mal in der Woche einer vom Pferd fällt!“ Schwerere Verletzungen sind jedoch äußerst selten, können aber, das wissen die beiden, nie ganz vermieden werden.
Bernhard Rottenkolber und Michaela Schönhuber
Unter den Turnierreitern auf dem Brunnhof findet man auch „einige wirklich Gute“, berichtet Michaela, „manche nehmen regelmäßig am Bayern-Championat teil“, und zu den Reiterinnen gehört sogar eine Bayerische Meisterin der Senioren – wobei, so stellt Bernhard gleich richtig, man bei den Reitern schon ab 26 Senior sei! Einer, der früher selbst erfolgreich an Turnieren teilgenommen hat, ist Johann Steindl. Er hat auf dem Brunnhof seinen Verkaufsstall, wo er Pferde professionell ausbildet und dann verkauft. Im letzten Winter, erzählt Bernhard mit dem für ihn typischen verschmitzten Lächeln, sei Markus Beerbaum, der Bruder des noch berühmteren Lutger Beerbaum da gewesen und habe sich die Pferde angesehen. „Und manchmal“, ergänzt Michaela, „kommt auch der Sohn vom Scheich von Dubai vorbei, wenn er sich in Europa nach neuen Pferden umsieht!“ Man hat‘s also auch mit Leuten zu tun, die wirklich Geld haben: „Manchem sieht man‘s an, manchem nicht“, fasst Bernhard zusammen, „doch hochgestochen ist keiner!“
Dass das Pferdevolk ein „eigenes Volk“ ist, wie der Volksmund sagt, wissen Michaela und Bernhard natürlich ganz genau, und da sie beide nicht gerade mit wenig Humor gesegnet sind, spinnen sie den Faden noch weiter: „Aber den größten Schlag müssen wir haben, weil wir das Pferdevolk unter unserem Dach haben!“ Die Stimmung ist also gut auf dem Brunnhof, und selbst Stanislaw, der Pferdepfleger auf dem Hof, lacht, wenn er mit der Schubkarre zum Ausmisten vorbeikommt. Er stammt aus Bulgarien, und er sei „einfach hängengeblieben“, als er während seines Landwirtschaftsstudiums zum Praktikum nach Deutschland kam – und nun gehört er seit drei Jahren als gute Seele zum Brunnhof und seinen Pferden. Manchmal, klärt Michaela auf, müssen sie ihn „Schorschi“ rufen, denn als „Stani“ mitbekam, wie wichtig und vor allem herzlich in Bayern die Namenstage gefeiert werden, wollte er das auch für sich haben – doch ein Stanislaw als Namenspatron war im Kalender nicht zu finden: „Und Schorschi passt doch einfach super zu ihm, oder?“
Sachverstand und Liebe zum Pferd sind unabdingbar
Stani-Schorschi macht sich wieder auf den Weg: Er kümmert sich auch um die Ställe, die auf dem Brunnhof extra für Allergiker errichtet wurden. Allergische Pferde oder allergische Reiter? Tatsächlich gibt es auch bei Pferden die sogenannten „Huster“, die unter Problemen mit Heu- oder Strohstaub leiden. Für sie findet auf dem Brunnhof eine andere Einstreu Verwendung, und Michaela hat festgestellt, dass dieses Angebot recht gut angenommen wird und wohl für einige Pferdebesitzer zum richtigen Zeitpunkt kam.
Kann sich ein armer Journalist, dem‘s hinter dem Stall so gut gefällt, eigentlich ein Pferd leisten? „Ein richtiges Freizeitpferd“, erläutert Bernhard, „das auch Spaß machen soll, kann schon 10 000 € kosten!“ Selbstverständlich kann man sich auch ein günstigeres Pferd zulegen, doch erfahrungsgemäß seien diese meistens schon zu alt und bräuchten deshalb zu oft den Tierarzt. Bernhard reibt Daumen und Zeigefinger aneinander und fährt fort: „Wenn jemand ein Pferd will, sollte er auch einen gewissen Sachverstand haben, und“, so betont er, „er sollte daran denken, dass nicht nur der Hopfen, sondern auch das Pferd jeden Tag seinen Herrn sehen will!“ Ein gewisses Maß an Liebe zum Tier fordert er also ein von seinen Reitern: „Ich mache ja auch alles aus und mit Liebe zum Pferd.“
Der Pferdepfleger Stani hat auf dem Hof alles im Griff
Ein Lieblingspferd
mit dem Namen Flicka
Anna-Lena, die 11-jährige Tochter von Michaela und Bernhard, kommt eben vom täglichen Ausritt zurück und wäscht ihr Pferd: „Das ist Flicka“, stellt sie es vor, und ihre Augen strahlen, „schon 24 Jahre alt!“ Noch nicht ganz so alt also wie die Fernsehserie, aus der es seinen Namen bekommen hat, und eigentlich sollte Flicka schon tot sein. Chronisches Asthma wegen einer angeblichen Allergie war die Diagnose bei Flicka, und sie sollte eingeschläfert werden. Doch sie stand schon so lange auf dem Brunnhof, dass Bernhard und Anna-Lena, denen das Tier ans Herz gewachsen war, sie sich schenken ließen: „Wir wollten es einfach nicht aufgeben!“
Neue Untersuchungen und ein Bluttest ergaben als neue Diagnose eine akute Heumilbenallergie, und der Tierarzt stellte sie vor die Alternative: „Entweder einschläfern oder einen separaten Stall!“ Weil sich Flickas Zustand zu dem Zeitpunkt bereits extrem verschlechtert hatte, baute Bernhard in einer wahrlichen „Nacht- und Nebelaktion“ einen eigenen Stall für Flicka. Anna-Lena verzierte ihn mit dem Namen und einem großen roten Herzen – und reitet ihr Lieblingspferd täglich liebevoll und sanft über die Weiden: „Als Futter geb ich aufgelöste Heukops, so ähnlich wie Pellets – und ohne Milben!“ Und Flicka fühlt sich seither wieder pudelwohl.
Da kann man wirklich ins Grübeln kommen: Wenn ich mir schon kein Pferd leisten will – vielleicht sollte ich mich einfach selbst um einen Stallplatz bewerben!
www.reitanlage-brunnhof.de
Tel. 0 84 41 /786 730