Zwei Weißwürst’, zwei Brez’n und ein Bier bietet er zum Pressegespräch an. Weiß-blaue Servietten liegen neben dem Teller, und aus der Terrine steigt der Duft ganz langsam in die Nase. Bairischer geht’s nicht, möchte man jetzt denken, und so kann man sich täuschen. Hubert Brandl verfeinert die bairischen Tugenden, das Weiß für Reinheit und Ehrlichkeit und das Blau für die Treue, noch mit einem ganz besonderen Bier, das tatsächlich sein Markenzeichen ist. Sein Logo strahlt freundlich wie die Sonne.
Bierherstellung ist ein extrem
energieaufwändiger Prozess
„Das Solarbier mit nun bereits über 1 Million Hektolitern am deutschen Markt hat vollends eingeschlagen“, sagt Hubert Brandl, und in Zeiten wie diesen, die der Menschheit gerade zeigen, wo die Grenzen der Atomkraft liegen, sind solche Projekte wie das „Solarbier“ wichtiger denn je. „Gebraut mit der Kraft der Sonne“ steht auf dem Logo, das Hubert Brandl als Markensiegel an Brauereien vergibt, die bei der Bierherstellung eine klare und zukunftsträchtige Philosophie der Umwelt- und Klimaschonung sowie eines vernünftigen Umgangs mit den Energieressourcen verwirklichen. Vor vier Jahren gründete er zusammen mit Dr.-Ing. Georg F. Schu und der Rechtsanwältin Helga Runge-Brosius die „Solarbier Innovations- und Marketing-Gesellschaft“ und begann, seine Idee der regenerativen Bierherstellung den Brauereien anzubieten.
Die Idee zum „Solarbier“ entstand schon, als Hubert Brandl noch als Betriebswirt, Brauereifachmann und Prokurist bei mittelständischen Brauereien in leitender Position tätig war. Da kam er weit herum in der Branche. „Vorne hui“, erinnert er sich an etliche Brauereien, die er kennen gelernt hat, „und hinten im Kesselhaus pfui!“ Um es kurz zu machen: Öl war immer dabei, und Hubert Brandl machte sich Gedanken, wie man diesen Zustand verbessern, einfach „sauberer“ machen könnte. Die Bierherstellung, weiß Hubert Brandl aus seiner langjährigen Erfahrung, ist ein extrem energieaufwändiger Prozess. Dieser erfordert auf der „thermischen Seite“, also für das Biersieden, für die Flaschenreinigung und die Sterilisation, meist noch fossile Primärenergien wie Öl, Erdgas und Kohle, auf der Stromseite meist noch konventionellen Strom. In seinem innovativen Solarbier-Konzept wird die Energie nun ausschließlich durch regenerative Energieformen direkten und indirekten solaren Ursprungs ersetzt.
Mittlerweile produzieren bereits 25 deutsche Mittelstandsbrauereien in Bayern, Baden-Würrtemberg, Hessen, Nordrhein-Westfalen und Thüringen. nach dem „Solarbier“-Konzept, mit dem Hubert Brandl nun auch in Österreich erste vielversprechende Kontakte geknüpft hat. Ein Lizenznehmer der ersten Stunde, die bekannte Klosterbrauerei in Scheyern, gewinnt Strom aus eigener Photovoltaik-Anlage wie auch über einen Spilling-Generator, der mittels Heißdampf aus der Verfeuerung von Holzhackschnitzeln im klostereigenen Hackschnitzelkraftwerk angetrieben wird.
Kontinuierliche Steigerung
des Regenerativanteils
Alles, was als Biomasse zur Wärmegewinnung verwendet wird, ist eine „Sekundärform der Solarenergie“, erklärt Hubert Brandl, „denn ohne Sonne wären die verbrennbaren Hölzer nicht gewachsen!“ Eine weitere Alternative ist Strom aus Biogas, aus Wind- und Wasserkraft, Wärme aus Solarthermie- und Geothermie-Anlagen sowie aus regenerativen Kraft-Wärme-Kopplungen. „Unser Konzept ist durch das Bayerische Staatsministerium für Umwelt und Gesundheit nach eingehender Prüfung voll anerkannt“, erläutert Hubert Brandl, „wer also die Zertifizierung hat, ist automatisch qualifiziert für den äußerst angesehenen ‚Umweltpakt Bayern‘“. Erika Görlitz, der heimischen Landtagsabgeordneten, ist Hubert Brandl dankbar, dass sie diese Anerkennung mit ihrem für die heimische Wirtschaft stets verfügbaren Engagement und Können unterstützt und mit herbei geführt hat.
Jede Brauerei, die das „Solarbier“-Label auf ihrem Etikett oder auf dem Kronkorken haben will, muss natürlich bestimmte Kriterien erfüllen und mit Hubert Brandls Firma einen Lizenzvertrag abschließen. Grundvoraussetzung ist ein bestehender Regenerativanteil von mindestens 25 % des Gesamtenergiebedarfs. Die Vorprüfung nimmt unser Energieexperte Dr. Schu vor, so Brandl, und mit dem Lizenzvertrag verpflichtet sich die Brauerei, nach dem Prinzip „Best Practices“ Maßnahmen zur kontinuierlichen Steigerung der Energieeffizienz und des Regenerativanteils am Gesamtenergiebedarf durchzuführen. Überprüft werden die Maßnahmen regelmäßig und in festgelegten Intervallen durch die „Arbeitsgruppe Umwelttechnik der Lebensmittelindustrie“ an der TU München-Weihenstephan, die als Zertifizierungsstelle hohe Reputation besitzt.
„Die Erfolge sind unübersehbar“, ist Hubert Brandl stolz, „wir haben schon viele Brauereien mit einem Regenerativanteil zwischen 60 und 100 %!“ Deren Biere, berichtet er, hätten auch eine überaus gute Kaufresonanz bei den Konsumenten: „Ich kenne eine Reihe von Biertrinkern, die nun ganz bewusst ihr Solarbier in Scheyern holen, weil sie damit zum Schutz der Umwelt beitragen und ein mit sauberer Energie hergestelltes Produkt kaufen – was passt eigentlich noch besser zu einem rein biologischen Produkt wie Bier, als eine energetisch ökologische Herstellungsweise.“ Für die um die Erhaltung der Wettbewerbsfähigkeit ringende mittelständische Brauereibranche ist es ohnehin ein Gebot der Stunde, alles denkbar Mögliche zu tun, um von den ständig teurer werdenden fossilen Brennstoffen bei der energetischen Bierherstellung loszukommen.
„Die Umweltkatastrophe in Japan“, stellt Hubert Brandl fest, „hat uns jetzt zusätzlich noch wachgerüttelt!“ Jeder könne sich – mit ein bisschen gutem Willen – abkoppeln von fossiler Primärenergie und Atomkraft. Es sei ein Zusammenspiel verschiedener Komponenten, um Sonne, Wind und Wasser praktisch „restlos“ für die Energiegewinnung arbeiten zu lassen – doch da ist natürlich auch die Politik gefordert.
Vorzeigeprojekt der „Solarbier Innovations- und Marketing-Gesellschaft“: die Privatbrauerei Hofmühl in Eichstätt
Wichtig sind eben Menschen wie Hubert Brandl, die gute Ideen effektiv in die Tat umsetzen. Er hat übrigens auch das „Weißbierpils“ erfunden: „Dieses patentierte Bier wird u. a. mit ober- und untergärigen Hefen hergestellt und vereint zwei interessante Geschmackskomponenten“. Früher war es technisch gar nicht möglich, doch Hubert Brandl hat’s geschafft, dieses Bier mit äußerst hohem Vergärungsgrad und somit mit wenig Restzucker zu entwickeln.
Doch zurück zu den Weißwürs¬ten! Wie schaut’s aus mit „Solarwurst“? Hubert Brandl lacht: „Ich habe mir schon alle Markenrechte für ‚Solarfood‘ europaweit gesichert“. Zur Zeit arbeitet seine Gesellschaft intensiv an einem Solar-Konzept für Kaffeeproduzenten. Wenn dann eines Tages das Logo der „Solarbohne“ auf der Kaffeepackung prangt, wird er sicher wieder neue Ideen entwickeln, die einen weiteren effektiven Beitrag zum Umweltschutz leisten – mit erneuerbaren Energien!