„Sie haben die Gasse gut getroffen“ / Die Bowlingsportler Pfaffenhofens feiern außergewöhnliches Jubiläum

von Hellmuth Inderwies

Ein nicht alltägliches doppeltes Jubiläum feiert heuer der Bowlingsport in Pfaffenhofen. Vor 30 Jahren gründeten 23 Gleichgesinnte unter der Anleitung von Werner Gessner den 1. Bowling-Verein und 25 Jahre ist es her, als durch eine Fusion mit dem BC Ilmgau und dem BSC Hopfenland der Bowling-Sport-Club Pfaffenhofen entstand. Dieser Zusammenschluss war auch deswegen notwendig, weil nach der Satzung des Bayerischen Sportkegler- und Bowlingverbands e. V. pro Gemeinde/Stadt jeweils nur ein Verein als Mitglied im Dachverband zuge-lassen wird, was wiederum Voraussetzung für eine Teilnahme an den Verbandswettkämpfen ist. Der Bowling-Sport-Club Pfaffenhofen wurde somit zu einem eigenständigen „Sprössling“ des 1. Bowling-Vereins 1984, dem die Verwaltungsaufgaben obliegen, während sich im „Club“ das sportliche Geschehen abspielt. Eine derartige Regelung würde man sich in Pfaffenhofen auch für den Fußball wünschen, um die unselige Zersplitterung in sechs „unterklassige“ Underdogvereine einzudämmen und über Fusionen das einer Kreisstadt angemessene sportliche Niveau zu erreichen. Vielleicht könnte sich unter solchen Umständen der Stadtrat dann dazu aufraffen, seine uralte Vision von einem „Sportzentrum 2000“ nicht nur in Flächennutzungsplänen auszuweisen, sondern mit jahrzehntelanger Verspätung für den Vereinssport in die Tat umzusetzen.

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Eine Vision hatten auch die Gründungsmitglieder des 1. Bowling-Vereins 1984 e. V., die allerdings zügig verwirklicht wurde, als sie als mutige Pioniere eine Sportart in der Kreisstadt etablierten, die in den Vereinigten Staaten von Amerika zuerst betrieben wurde. Dabei handelt es sich um nichts anderes als eine Modifikation des Kegelns, das Mitte des siebzehnten Jahrhunderts deutsche, niederländische und belgische Einwanderer in New York zuerst bekannt machten, das sich hier aber ebenso wie zuvor schon zeitweise in Europa allmählich zu einem sehr beliebten „Freilichtglücksspiel“ entwickelte, bei dem Wetten und Betrug Überhand nahmen, was schließlich 1837 zum öffentlichen Verbot führte.

Um dies zu umgehen, hat man statt neun nun zehn Kegel nicht mehr in Form einer Raute, sondern in der eines Dreiecks aufgestellt und dieses sog. „Präzisionsspiel“ offiziell als „Bowling“ bezeichnet. Dass die Fachterminologie dieses Sports der englischen Sprache entlehnt wurde, ist unter solchen Umständen allzu verständlich: Aus „Kegeln“ wurden „Pins“ („Headpin“ ist der erste in der Aufstellung.), ein „Game“ (Spiel) besteht aus zehn „Frames“ (Durchgänge), bei einem „Strike“ sind alle zehn Pins mit dem ersten Wurf gefallen, braucht man dazu zwei Würfe, so spricht man von einem „Spare“, ist nach dem ersten Wurf der „Headpin“ gefallen, so nennt man dies „Split“, und bleiben nach zwei Würfen noch Pins stehen, so spricht man von einem „Open“ usw. Die runden Kegelkugeln ersetzte man mit schwereren dreilöcherigen Bällen.

Und weil im Englischen die Kugel eben „ball“ bzw. beim Kegeln auch „bowl“ heißt und „Bowling“ auf Bayerisch zwar „Kegelscheiben“, so schiebt man sie doch nicht wie einen Fußball, sondern sie wird ganz einfach geworfen. Hierzulande macht die „Gasse“ als deutscher Fachterminus eine rühmliche Ausnahme: Sie bezeichnet den Weg, den dieser Ball beim Anwurf durch die Pins nehmen sollte, damit möglichst ein Strike erzielt wird. In solcher Gestalt gelangte Bowling zu Beginn des 20. Jahrhunderts nach Europa, konnte sich in Deutschland aber erst durchsetzen, als der Hanseatenkaufmann Hartmut Hoops den Bau von Bowlingbahnen ab 1963 forcierte. Heute wird Bowling überall auf der Welt gespielt, während Kegeln ein typisch deutsches Phänomen des Sports geblieben ist.

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Blumen des Vorsitzenden für Ehefrau Waltraud

Die Unentwegten bleiben auf dem eingeschlagenen Weg
Auch wenn 1988, kurz vor Saisonbeginn, der Bowling-Center an der Raiffeisenstraße geschlossen wurde und der noch junge Pfaffenhofener Verein nun Training und Wettkämpfe über 16 Jahre in Ingolstadt austragen musste und deswegen viele seiner Mitglieder verlor, so konnte dies die Unentwegten nicht daran hindern, den eingeschlagenen Weg erfolgreich fortzusetzen.

Ernst Schmid avancierte in diesen Jahren zum Motor des Bowlingsports in der Kreisstadt schlechthin. Hatte er schon sehr früh die Aufnahme seines Vereins in das Sportgremium der Stadt (1985) bewirkt, so nahm er jetzt mit ihm am Weinfest in Pfaffenhofen teil (1997), organisierte neben dem Sportbetrieb zahlreiche Vereinsausflüge und sorgte vor allem für die Anschaffung eines Kleinbusses, um auf sportlicher Ebene die Anfangserfolge (Aufstieg in die Bezirksliga 1990) fortzusetzen und „die Gasse gut zu treffen“. Seit 1993 lenkt das Gründungsmitglied als 1. Vorsitzender die Geschicke des Bowling Sport Clubs und seit 1996 auch die des 1. Bowling-Vereins 1984 e. V. Pfaffenhofen mit außerordentlichem Erfolg. Ihm vor allem ist es zu verdanken, dass beide im Jahr der größten sportlichen Erfolge Jubiläen feiern können.

Eine gewisse Schlitzohrigkeit bei Landkreismeisterschaften
Welch große Wertschätzung Ernst Schmid sowohl in der Sportwelt wie in der Öffentlichkeit entgegengebracht wird, kam beim Jubiläumsakt im Festsaal des Hotels Straßhof in Siebenecken in den Grußworten der beiden Schirmherren (Landrat Martin Wolf für den 1. Bowling Verein 1984 und 1. Bürgermeister der Stadt Pfaffenhofen, Thomas Herker, für den Bowling Sport Club) zum Ausdruck, wobei sie nicht verhehlten, dass ihn wohl auch eine gewisse Schlitzohrigkeit auszeichnet, wenn er in seinem Sport Landkreismeis-terschaften durchführt, obwohl es ja nur einen, nämlich seinen Verein gebe und dieser bei dem gut terminierten doppelten Jubiläum eben stets auch doppelte Geschenke der Schirmherrn erhalten müsse.

Der 1. Landesvorsitzende der Sektion Bowling im BSKV e. V., Raimund Hessling, hob vor allem die erfolgreiche Jugendarbeit hervor, die geleistet wird. Bereits beim Auftakt im Jahr 2007 hätten sich sieben Übungsleiter spontan für diese Aufgabe zur Verfügung gestellt, wo doch heute immer weniger Menschen bereit seien, gerade arbeitsintensive Ehrenämter zu übernehmen. Gleichzeitig wurde auch eine Damen-Mannschaft für den offiziellen Spielbetrieb gemeldet. Sie spielt heute in der Landesliga. Und es zeichne den Verein aus, dass er bei allem sportlichen Engagement eine familiäre Geselligkeit pflege und das Feiern nicht vergesse. Einhellig konnten die weiteren Ehrengäste, Adolf Lohwasser (Sportreferent der Stadt Pfaffenhofen), Martin Rohrmann und Hellmuth Inderwies (1. Vorsitzender bzw. Ehrenvorsitzender des Sportgremiums), Albert Hiereth (BLSV) und die zahlreichen Sportkameraden aus verschiedenen Regionen Deutschlands dem nur zustimmen.

Regelrechte Lachsalven mit Publikumskandidaten
Denn zum Programm dieses Festtags gehörte auch ein Turnier auf der Holly in der Ledererstraße mit einem Vergleichskampf gegen den seit langem befreundeten BSG Bautzen. Es waren zudem Vereine aus Bielefeld, Brandenburg, Berlin und Augsburg beteiligt. Und es durften vor allem die über 16 Jahre hilfsbereiten Ingolstädter Bowlingfreunde mit Andreas Färber an der Spitze nicht fehlen.

Dass Siegerehrung und zahlreiche Auszeichnungen verdienter Vereinsmitglieder, des „Geburtshelfers“ Werner Gessner (Ehrenmitglied), und vor allem des Vorsitzenden selbst einen umfangreichen zeitlichen Rahmen beanspruchten und hierbei die Jubiläumsfeier in Monotonie hätte ausarten können, vermied man damit, dass die Auftritte des bekannten Bauchredners Perry Paul zu keinem Zeitpunkt Langeweile aufkommen ließen, zumal er mit Gabi Stolze und dem 2. Vorsitzenden der Pfaffenhofener Bowler, Johann Huber, zwei Publikumskandidaten in seinen letzten Sketch einbezog, die mit ihrer mimischen Kunst beim Publikum regelrechte Lachsalven auslösten. Ernst Schmid hat wie in den zurückliegenden 30 Jahren auch bei der Planung des Jubiläums große Arbeit geleistet. Seine Frau Waltraud auf die Frage, wie es sich denn mit einem solchen Mann leben lässt: „Er hat mir schon vor unserer Heirat gesagt, dass er nur einen Abend in der Woche für mich Zeit hat.“ Den von ihm überreichten Blumenstrauß hat sie sich redlich verdient.