Die Paralympics rufen nach Rio 2016! Lena Kramm: Schmetterball zum Erfolg

von Lorenz Trapp

Das Jahr hat gut begonnen für sie: Im ungarischen Eger gewinnt Lena Kramm ihr erstes Weltranglistenturnier, nicht nur im Einzel, sondern auch im Team, und anschließend setzte sich die 16-Jährige bei der Deutschen Meisterschaft der Damen an die Spitze und eroberte ihren ers­ten deutschen Meistertitel! Dabei zeigte sie großartiges, temporeiches Tischtennis auf internationalem Niveau, bewies Nervenstärke und gewann ihr erstes deutsches Endspiel souverän mit 3:0 Sätzen – ein Riesenschritt hin zu ihrem großen Ziel: die Paralympics 2016 in Rio de Janeiro.

paralympics

Lena Kramm ist behindert. Von Geburt an ist sie halbseitig gelähmt. Hemiparese heißt der Fachausdruck, der beschreibt, dass Lena nur mit dem linken Arm, mit der linken Hand spielen kann. „Rechts geht gar nichts“, sagt sie, „doch links ist alles normal!“ Sie lächelt dabei, denkt positiv, und ihre Erfolge geben ihr Recht. Vor sechs Jahren erst kam sie zum Tischtennis. Ihr Vater, selbst aktiv in der TT-Abteilung beim MTV, fragte sie damals, ob sie nicht mal vorbeischauen möchte, es wäre gerade ein neuer Trainer beim Verein. „Munir Jassem“, erinnert sich Lena, „war mal irakischer Nationaltrainer und saß unter Saddam Hussein im Gefängnis, weil er die Olympia-Qualifikation nicht geschafft hatte“. Als Asylbewerber kam er zum MTV – und wurde für Lena zum Glücksfall: Tischtennis gefiel ihr tatsächlich, und ihre Leistungen steigerten sich stetig.

Apropos Leistungen: Was macht die Schule? Lena Kramm besucht die 10. Klasse des Schyren-Gymnasiums: „Ich schaff’s locker“, stellt sie fest, und so bleibt also Platz im Terminkalender für tägliches Training an der Platte, im Leistungszentrum in Schwabhausen, für diverse Turniere – und für die Spiele in Ingolstadt-Unsernherrn. Dort spielt Lena in der „normalen“ Damenmannschaft (die es beim MTV leider nicht gibt), und auch wenn sie behindert ist, stellt es für sie leistungsmäßig kein Problem dar, bei den „Damen A“ mitzuspielen.
Denn schließlich ist der Weg nach Rio nicht nur mit Talent gepflastert. Um an den nächsten Paralympics in Brasilien teilnehmen zu dürfen, muss bis dahin natürlich auch die Leistung stimmen. „Man braucht ja Punkte“, erklärt Lena, die bereits im C-Kader der Nationalmannschaft ist, „um in den Kader zu kommen“. Und die­se Punkte sammelt man auf den Wettbewerben. Sechs Weltrang­listenturniere pro Jahr müssen es da schon sein. Demnächst geht es zu einem Turnier nach Belgien, und von Ende September bis Anfang Oktober geht’s an die Adria: In Lignano nämlich finden die Tischtennis-Europameisterschaften für Menschen mit Behinderung statt. Dann sind auch Lenas Eltern wieder mit dabei, die, so oft es möglich ist, ihre Tochter zu den Turnieren begleiten – und unterstützen.
Alle Trainerstunden, die Teilnahme an Turnieren und vieles mehr gehen übrigens auf Privatkosten. „Da ist das Budget der TT-Abteilung beim MTV nicht üppig genug“, lacht Lena Kramm, und wenn man bedenkt, dass bei Turnieren durchaus mehrere hundert Euro an Startgeld genommen werden, von anfallenden Fahrtkosten gar nicht zu sprechen, wäre ein Sponsor für das TT-Talent Lena Kramm nicht unwillkommen – als weiterer Begleiter für herausragende Leistungen und sportlichen Enthusiasmus auf dem Weg nach Rio 2016!