Heiße Themen und Klartext von links

Angetreten ist die LINKE in Bayern bereits 2008 – und knapp gescheitert. Zwei Sitze wurden zwar im Bezirkstag Oberbayern errungen, doch nun heißt das Ziel: 15. September 2013, Bayerischer Landtag. Im heimischen Stimmkreis tritt Andreas Peter an, der beruflich als Teamleiter im Vertriebsinnendienst eines internationalen Elektronikkonzerns tätig ist. Lorenz Trapp hat den 38-Jährigen zum Wahlkampfauftakt besucht.

bunt

Herr Peter, häufig wird der LINKEN unterstellt, sie hätte keine Wurzeln in Bayern. Stimmt das tatsächlich?
Schauen Sie mich an: geboren, aufgewachsen, Schule und Ausbildung – alles in Pfaffenhofen. Ich bin quasi das erste Mal „rausgekommen“, als ich das Abitur nachgemacht habe!

Und damit auch zur Politik?
Bis 2000 war Politik nicht mein Ding. Ich bin seit 20 Jahren bei der Feuerwehr, im Tauchclub, und das hat mir auch genügt. Und da ich Pazifist bin, bin ich in keinem Schützenverein. Sicher hat die Schule dazu beigetragen, dass ich anfing, mich für andere Dinge zu interessieren. Anfangs hab ich auch mit der klassischen sozialdemokratischen Politik geliebäugelt, doch mit der Ausbootung von Oskar Lafontaine und spätestens mit den Hartz-IV-Gesetzen wurde offensichtlich, wohin Gerhard Schröders Reise eigentlich geht. Überhaupt erstaunlich übrigens, wie viele Minister nach ihrer Abwahl die Drehtür in die Wirtschaft finden!

Wie kamen sie zu den Linken oder zur LINKEN?
Als sich der Ortsverband zur Gründungsveranstaltung 2008 im Müllerbräu traf, war ich sozusagen als interessierter Besucher dabei. Prominenter Gast war die Bundestags­abgeordnete Eva Bulling-Schröter – und hat bei mir einen „geerdeten“ Eindruck hinterlassen. Mittlerweile bin ich Mitglied im Landesvorstand, arbeite mit im Kreisverband, und seit dem Ende meiner „Babypause“ bin ich auch wieder Sprecher im Ortsverband.

Bei Babypause muss man an Familie denken, nicht wahr?
Richtig. Ich bin seit fünf Jahren verheiratet, und zum Glück steht meine Frau hinter meinem politischen Engagement. Unser Sohn Michael ist inzwischen 2½ und beweist uns täglich, dass man von Kindern viel lernen kann, aber auch viel für sie tun muss.

Auch politisch?
Natürlich. Kinder sind unsere Zukunft. Denken Sie an die Kinderklinik in Pfaffenhofen: Wir brauchen sie unbedingt. Schlimm ist, dass stets die Frage gestellt wird, ob sich’s rentiert! Für uns ist die Kommerzialisierung des Gesundheitswesens absolut unverständlich: Warum soll jemand Gewinne machen, weil Menschen krank sind und Hilfe brauchen? In der momentanen Diskussion, wie man Ärzte wieder aufs Land kriegt, müsste man nur in skandinavische Länder schauen: Dort stellt die Gemeinde dem Arzt eine Praxis zur Verfügung und zahlt ein ordentliches Gehalt. Man kann also, wenn man will!

Wo werden Sie weiter ansetzen, wenn es um die Belange des Landkreises geht?
Wir leben ja in einer Boom-Region, doch die Kehrseite von guten zur Verfügung stehenden Jobs ist, dass die Wohnungen immer teurer werden. Bezahlbares Wohnen aber ist Grundvoraussetzung für ein Gemeinwesen. Und hier läuft einiges schief! Denken Sie an die 32000 Wohnungen der BayernLB, die vor Kurzem an ein privates Konsortium verkauft worden sind; jetzt muss man sich fragen, wann diese Wohnungen luxussaniert und teuer verkauft werden. Besser wäre gewesen, diese Wohnungen an ein kommunales Konsortium und damit an die entsprechenden Kommunen zu verkaufen.

Wie zufrieden sind Sie mit dem aktuellen Stand der Energiewende?
Ich hätte gerne einen energie-autarken Landkreis, doch so etwas muss intensiv geplant, die Bürger müssen transparent mit eingebunden werden. Keiner will, dass ein Windrad vor seiner Haustür rotiert, schon gar nicht von einem privaten Großunternehmer. Ich möchte das lieber in genossenschaftlicher oder kommunaler Betriebsform sehen. Der Flächennutzungsplan für den Landkreis wird ja gerade erstellt, und wir werden das auch weiter fördern. Vielleicht entwickeln wir uns ja zu einem Pilot-Projekt: ein energie-autarker Landkreis in einer Boom-Region!

Wenn die Energie zu Hause bleibt, was hilft uns dann der Netzausbauplan der Bundesregierung?
Der Netzausbauplan ist ums Dreifache überdimensioniert, weil er nicht auf dem Stromverbrauch, sondern auf der Stromproduktion in 30 Jahren basiert – und wir sind ja auch beim Strom Export-Weltmeister. Die Kosten aber für den Netzausbau würden in den Strompreis einfließen, und den bezahlt dann wieder der kleine Mann auf der Straße – wenn er noch kann!

Bei welchen Themen werden Sie weiter ansetzen?
Der Linken liegt die Verbesserung des Öffentlichen Personennahverkehrs sehr am Herzen; auch unser Bildungssystem braucht neue Impulse, die den Weg von der drei­gliedrigen Struktur hin zur „Schule für alle“ unterstützen, und selbstverständlich ist mir der Kampf um einen gesetzlichen Mindestlohn enorm wichtig: Dabei geht’s nicht nur darum, dass man sich selbst, sondern auch eine Familie ernähren kann – das müsste eigentlich auch die CSU verstehen, die ja dieses Familienbild so gerne aufrecht erhält!

Eurokrise?
Ein weites, ein heißes Feld – stellen Sie sich ein Schiff vor auf dem Ozean, das mit dem Heck, mit Griechenland, Spanien, Portugal, sinkt, und wir stehen am Bug und freuen uns; die Kanzlerin als Köchin und Steinbrück als Leichtmatrose wollen das Schiff retten, schlagen Löcher in die Bordwand, damit das Wasser besser ablaufen kann, und der Kapitän in Form der EZB sitzt gefesselt auf der Brücke! Nur nebenbei: Wir sind der einzige Währungsraum der Welt, in dem die Zentralbank Staatsanleihen nicht direkt kaufen darf, sondern den Weg über die Banken gehen muss – was einer Subvention des Bankensektors gleichkommt. Sie sehen: ein weites Feld!

Herr Peter, wie sieht die heiße Phase Ihres Wahlkampfes aus?
Wir werden jedenfalls nicht zum Grillen kommen und Bier mitbringen! Im Ernst: Geplant ist eine Landkreistour mit den Spitzenkandidaten aus Oberbayern, vielleicht bekommen wir auch den „Roten Blitz“, ein alter Opel „Blitz“ als rollender Infostand umgebaut, wir werden plakatieren, Podiumsdiskussionen veranstalten – und ich denke schon, dass wir irgendwann, um vom Wahlkampfstress herunterzukommen, ein Grillfest organisieren. Aber Herrn Käser und Herrn Simbeck brauchen wir dazu wohl nicht, das schaffen wir alleine. Ach ja: Die 5 % am 15. September, die schaffen wir auch!

Ihr Wort in des Wählers Ohr!