Sein schwarzer Vollbart erinnert an Franz von Lenbach. Doch anders als der Malerfürst aus Schrobenhausen auf seinen Selbstportraits strahlt Philipp Brosche keine düstere Stimmung aus – im Gegenteil. Selbst als ihn der Reporter nach einem halben Jahr vergeblicher Kontaktaufnahme endlich aufgestöbert hat und plötzlich in seinem Atelier steht, bleibt der junge Mann heiter und gelassen. Zumindest nachdem die erste Überraschung überwunden ist.
Tief über eine Zeichnung gebeugt sitzt er in seiner Dachkammer. Als er sich davon löst und hoch schaut, um sich nach dem unangekündigten Besucher umzudrehen, braucht Philipp Brosche offensichtlich erst eine Zeit lang, um zu realisieren, dass tatsächlich ein Fremder in sein Reich eingetreten ist. Dieses Atelier ist ein Ort, in dem kreatives Chaos herrscht. Wer es betritt, sollte darauf achten, keine Farbdosen oder Pinsel umzustoßen. Die stehen überall verteilt am Boden.
Die Wände sind überzogen mit Skizzen und Fragmenten. Meist dunkle Striche auf heller Wand. Filzstift, Bleistift und Kohle nutzt der Künstler für seine Zeichnungen. Seine Portraits wirken oft sehr lebendig. Runde Strichführungen verleihen den Köpfen Tiefe. Auch mit Farbe arbeitet Philipp Brosche. Wie jeder seiner kreativen Akte, hängt das von seiner Stimmung ab. „Zeitdruck kann manchmal gut sein. Bei Acryl muss man sich beeilen, dass das Bild fertig ist, bevor die Farbe trocknet. Bei Ölfarben hat man dagegen ewig Zeit.“ Philipp Brosche lacht oft, wenn er von seiner Arbeit als Künstler erzählt. Dazu gehört auch das Gitarrespielen. Seine Dobro-Resonatorgitarre aus Metall ist eine Seltenheit. Auch die lockere Selbstverständlichkeit, mit der der Musiker improvisiert. Mit einem Bottleneck, einem etwa fingerlangen Metallröhrchen, gleitet er über die Saiten und lässt sie dabei noch stärker vibrieren. Das klingt nicht nach Zither oder Hawaiigitarre, sondern nach Blues. Obwohl der Musiker die Saiten mit allen fünf spitz zu gefeilten Fingernägeln der rechten Hand filigran zupft – und nicht, wie beim Blues üblich, den rhythmischen Anschlag betont.
Philipp Brosche war gerade mal sechs Jahre alt, da hat er den Gitarrenunterricht wieder aufgegeben. Es war ihm schon als Kind nicht geheuer, Termine und Pflichten zu erfüllen, wenn es um Kunst geht. Glücklicherweise hat er mit 15 sein Instrument wieder in die Hand genommen und sich das Gitarrespielen dann selbst beigebracht. Genau wie das Malen. Seinen Lebensunterhalt verdient Philipp Brosche als Bierfahrer. „Das ist ein cooler Job. Auch wenn es schwere Arbeit ist. Aber ich habe nette Kollegen. Für Sport habe ich sowieso keine Zeit.“
Das Atelier von Philipp Brosche ist eines von etwa 20 in der Alten Kämmerei. Dort hat der hoch talentierte Künstler auch erfahren, dass er der Kulturförderpreisträgers 2016 der Stadt Pfaffenhofen sein wird. Im Büro von Kulturmanager Sebastian Daschner wollte Philipp Brosche gerade den Verkauf eines seiner Bilder organisieren. Als er eintritt, war Steffen Kopetzky am Telefon. Von ihm hat Philipp Brosche dann erfahren, dass seine künstlerische Arbeit auch offiziell Anerkennung findet.
von Heinz Hollenberger