Ein grünes Band durch das Herz der Stadt Die Bewerbung für „Natur in der Stadt 2017“ läuft

von Lorenz Trapp 

Wenn es nach ihnen ginge, würde sich die Stadt Pfaffenhofen zu einer ökologischen Modellgemeinde entwickeln, und nun sind Heinz Kindhammer und Monika Schratt ihrer diesbezüglichen Vorstellung ein – wenn auch kleines – Stück näher gerückt. Der Stadtrat hat beschlossen, sich offiziell für „Natur in der Stadt 2017“ zu bewerben. Nun bleibt dem Landschaftsarchitekten und Städteplaner, der die Architektin Rita Obereisenbuchner mit ins Boot geholt hat, weil bei diesem Projekt architektonische mit städte- und landschaftsplanerischen Aspekten zusammenspielen, noch Zeit bis zum 30. November. Bis dahin müssen die Bewerbungsunterlagen eingereicht sein. 

Ausgelobt wird die „Kleine Landesgartenschau“, wie sie der Volksmund leicht despektierlich nennt, von der „Gesellschaft zur Förderung der bayerischen Landesgartenschauen“. Sie findet, alternierend zur „richtigen“ Landesgartenschau, ebenfalls alle zwei Jahr statt, und nach Heinz Kindhammers Plänen soll sie nun die Entwicklung der Stadt Pfaffen­hofen in grüne Bahnen lenken. Sollte die Stadt den Zuschlag bekommen, stünden, die Kostenfrage betreffend, auch einige „Töpfe“ wie die Städtebauförderung bereit, um das Projekt finanziell mitzutragen.

Lösung für städtebauliche
und grünordnerische Defizite

Mit Feuer und Flamme dabei ist natürlich 3. Bürgermeisterin Monika Schratt. Sie hatte schon im Koalitionsvertrag der „Bunten Koalition“ im Stadtrat mit aufnehmen lassen, dass Pfaffenhofen sich um diese Bewerbung bemüht.
Zwiegespalten zauderte zuerst der Stadtrat, als es um die Frage ging: „Was geht überhaupt? Ist es machbar?“, und die Antwort lautet nun: „Es geht!“ Natürlich, so erläutert Heinz Kindhammer, geht es dabei nicht nur um eine „Blumenschau“, sondern um die Lösung städtebaulicher und grünordnerischer Defizite – von denen die Stadt einige zu bieten hat.

Der Grundgedanke in seinem Konzept ist ein „Grünes Band“ entlang der Ilm. Bei der Analyse stellte Heinz Kindhammer fest, dass es in der Stadt kaum öffentlich genutzte Grünflächen gibt. Die Bevölkerung der Stadt ist in den letzten zehn Jahren immens gewachsen, doch ihre Bewohner müssen mit dem Auto ins Grüne fahren. Im Vergleich mit Pfaffenhofen haben Großstädte eine diesbezüglich bessere Infrastruktur und die „Bequemlichkeit der kurzen Wege“.

„An der Ilm“, diesen Zusatz hängt sich die Stadt gerne an ihren Namen, doch der Fluss ist in der Stadt nicht erlebbar, sind sich Heinz Kindhammer und Monika Schratt einig: „Wir kehren der Ilm den Rücken!“ Auch das Ilm-Wegerl sei ohne großen Erlebnischarakter. Das könne sich mit der „kleinen Gartenschau“ nun ändern, und Pfaffenhofen, das über kein stadtentwicklungspolitisches Konzept verfügt, habe damit die Chance, den Mangel an Freiraum und Erholungsflächen auszugleichen.

Ein Mini-Stadtentwicklungskonzept in Zusammenhang mit der Bewerbung ist die letzte Chance, an der Ilm etwas zu machen und für den Bürger öffentliche Freiräume zu schaffen. In Kindhammers Konzept liegt als Entwicklungsziel die Verbindung der Stadt mit dem Ilmtal: „Wir haben drei Grünwege in die Stadt, die in der Stadt zusammen finden sollen: Der Gerolsbach, die nördliche und die südliche Ilm!“ Dann werde die Ilm in der Stadt wieder sicht- und erlebbar, ein eigener Freiraum im Stadtgebiet, und möglicherweise könnte der in den 40er und 60er Jahren begradigte Fluss wieder seinem natürlichen Verlauf angeglichen werden.

Beginnend an der Stadtmühle am nördlichen Ende der Stadt könnte in Kindhammers Konzept Areal von der Liegewiese des Schwimmbads „abgezwackt“ werden, um den Weg am Fluss entlang mit einem erweiterten „Ilm-Wegerl“ zu versehen. Auch am Sportgelände sind frei verfügbare Flächen vorstellbar, die für „generationsübergreifendes Spiel“ arrangiert werden. Für den tatsächlichen Zeitpunkt der „Kleinen Gartenschau“ stellt sich Kindhammer den Volksfestplatz als Ort einer „temporären Blumenschau“ vor, denn das Volksfest will man natürlich nicht verhindern.

Wo möglich, sollen sich die Ilmwege auf beiden Seiten miteinander verbinden, wenn nicht private Interessen dagegen sprechen, und natürlich müssen die Wege mit „Erlebnispunkten“ – denkbar sind auch Grillstationen – mit „Aufenthaltscharakter“ versehen werden. Kernstück im Konzept ist das Gelände des Bauhofs und des Recyclinghofs. Beide Einrichtungen sollen ja sowieso über kurz oder lang ausgelagert werden, und so könnte das Areal zu einem „Bürgerpark“ werden – der zukünftige Stadtpark! Es bietet sich für die Schau 2017 selbstverständlich als zentraler Begrüßungsplatz an, von dem aus alle weiteren Attraktionen gut erreichbar sind. Das Wasserwerk, stellt sich Heinz Kindhammer vor, wird zur Gastronomie umgebaut und könnte gleichzeitig als Ausstellungsräumlichkeit genutzt werden. Ein einheimischer Betrieb hat zum Thema „Ökologie & Ernährung“ schon in diese Richtung Interesse bekundet. Die Fläche des Recyclinghofes könnte nach der Gartenschau – auch als Beitrag zur Refinanzierung – bebaut werden.

Die Stadt hat das Zeug
zur ökologischen Modellgemeinde
Monika Schratt freut besonders, dass mit der Verlegung des Bauhofs eine Riesenfläche entsiegelt würde, und auch sie denkt an einen Weiterführung des Weges am Fluss entlang, um darauf das nächste grüne Kleinod der Stadt zu erreichen: die Insel! Nach Abbruch der vorhandenen Ufermauer soll das Ufer großzügig terrassiert werden. Die Aufweitung des Flussprofils und eine Absenkung des Niveaus dienten zudem dem innerstädtischen Hochwasserschutz. Und während der Gartenschau soll die Insel Zentrum für Kulturveranstaltungen der unterschiedlichsten Art werden.

Die Flächen zur Durchführung dieses Projekt, sagt Heinz Kindhammer optimistisch, sind ausreichend vorhanden, und das Beste: „Sie gehören bereits der Stadt!“ Differenziert geplant wird noch an der Infrastruktur, gedacht ist an Elektrobusse, die die peripheren Parkplätze mit dem Zentrum verbinden und auf dem Hauptplatz eine Elektrotankstelle vorfinden. Auch Radl-Leihstationen könnten eingerichtet werden, so dass für den Besucher auch abseits der Ilm liegende „Außenstellen“ wie das Ökologische Zentrum, die Kleingartenanlage und den Biberlehrpfad problemlos und schnell erreichen kann.

Der Phantasie sind also keine Grenzen gesetzt, und Heinz Kindhammer und Monika Schratt sind zuversichtlich, dass die Stadt das Zeug hat, zur ökologischen Modellgemeinde zu werden. Eine erste Entscheidung fällt im Februar 2010, wenn die Bewertungs-Kommission der „Gesellschaft zur Förderung der bayerischen Landesgartenschauen“ die Bewerberstädte begutachtet, und wenn Pfaffenhofen den Zuschlag erhält, dann werden ab diesem Zeitpunkt „Nägel mit Köpfen“ gemacht für die einmalige Chance, viele kleine Mosaiksteine zusammenzuführen und für Pfaffenhofen eine neue Identität zu schaffen.

gruen1