– 85276 – Ein Duft für Pfaffenhofen

Heidi und Nola Bergner mit eigener Parfummanufaktur

Früher war Parfum den Königen, den Herrschern oder sogar nur den Göttern vorbehalten, die Zubereitung ein Geheimnis, das nur auserwählte Priester kannten. Weihrauch und Myrrhe, Sandelholz und Rosenblätter gaben ihre besten Inhaltsstoffe, wertvoll wie Gold und oft genug auch damit aufgewogen. Es war eine Frau im alten Ägypten, die Parfum auf die Erde holte, für sich beanspruchte.

Patrick Süskind landete mit seinem Parfum einen Bestseller, für Wohlgeruch wurde bei ihm getötet und natürlich konnten nur Frauen so verführerisch duften, dass die Sinne schwanden. Auch wenn Parfums heute längst Einzug gehalten haben in die Badezimmer der ganz normalen Menschen, weit weg von den Göttern, auch wenn nicht mehr nur Frauen betörend duften dürfen – ein Hauch von Luxus und Besonderheit gehört zu den Düften, die trotz Massenware individuell bleiben. Sie sind mit sehr viel Gefühl belegt, nicht wenige Frauen behalten „ihren“ Duft über viele Jahre.

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Leidenschaft und Liebe
für den eigenen Duft
Für Heidi und Nola Bergner gehören Düfte zum Alltag, sie sind für beide Profession und Leidenschaft zugleich. Seit 33 Jahren gibt es die Parfumerie Bergner, zunächst noch in der Münchener Straße, seit vielen Jahren direkt am Hauptplatz. Nola Bergner war von Kindheit an mit im Laden, sie wuchs auf mit Kosmetik und Düften, und der Berufswunsch stand schnell fest. Drei Mitarbeiterinnen kümmern sich zusammen mit den Inhaberinnen um die Kunden. Der kleine Familienbetrieb legt Wert auf Kollegialität und auf fachliches Wissen, Beratung und Kundenzufriedenheit stehen an erster Stelle. Fundiertes Wissen über Kosmetik und Inhaltsstoffe, aber auch ein Gespür für die Wünsche und den Geschmack der Kunden sind die Eckpfeiler eines soliden Geschäfts.

Heidi Bergner träumte schon länger von einem eigenen Duft, einem richtigen Duft, nicht nur einem Markenduft mit anderem Label. Sie scheute zunächst den finanziellen Aufwand, der dahinter steckt und die immense Arbeit. Ein eigenes Parfum zu entwickeln trauen sich sonst nur die großen Firmen. Beide haben lange überlegt, ob sie diesen Schritt wagen sollten. Am Ende folgten sie ihrer Lust und buchstäblich ihrer Nase, sie hatten den richtigen Riecher.
Das Mutter-Tochter-Duo arbeitete zunächst mit einem Parfumeur aus Grasse zusammen, jener Hochburg der Düfte, bevor sie ihren jetzigen Parfumeur fanden, einen gebürtigen Deutschen, der in Paris und ebenfalls in Grasse gelebt hatte. Er kann sich heute den Luxus erlauben, zu arbeiten, wozu er Lust hat.

Auf die Herausforderung aus Pfaffenhofen hatte er Lust, es ist un-gewöhnlich, was die beiden Frauen da wollten. Man harmonierte in den Vorstellungen wie den Düften, 2009 kam das erste Parfum mit der schlichten Nummer „85276 No. 1“ heraus. Ein fast orientalischer Duft, intensiv, betörend und sinnlich, elegant und sehr weiblich. Die Zweifel, ob das nach Pfaffenhofen passt, waren schnell verflogen, der Duft wurde rasch zum Erfolg, war kurz vor Weihnachten sogar einmal ausverkauft, es gab Wartelisten.

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Heidi Bergner: Leidenschaft für Düfte, Schönheit und Kosmetik seit über 30 Jahren

Und obwohl es sich um ein Eau de Parfum handelt, also eine hohe Konzentration von Düften und das „85276“ entsprechend lange ausreicht, gibt es längst Stammkundinnen und treue Fans. Für Nola und Heidi Bergner ist es dann auch nichts anderes als eine „olfaktorische Liebeserklärung an Pfaffenhofen“. Eine sehr gelungene Liebeserklärung, inzwischen sind ein weiterer Duft und ein Herrenparfum dazugekommen.

Es war schnell klar, dass die Pfaffenhofener so ein eigener Duft interessiert, und Heidi und Nola Bergner stehen mit ihrem Namen für die Qualität der Ware. Es wird nur in Deutschland produziert, fair produziert. Die Flakons sind so ausgesucht wie der Duft, der sich nicht in großen Mengen herstellen lässt, sie werden per Hand befüllt und verschlossen. Die Flakons zu finden und in geringer Stückzahl zu kaufen, war gar nicht so einfach, der Markt ist auf die Großen zugeschnitten, Abgabemengen beginnen bei 10.000.

Deutschlandweit waren inzwischen Kollegen da, „das freut einen“, sagen beide bescheiden. Nola und Heidi Bergner arbeiten nun frei und ohne Druck, es wird sicher einen weiteren Duft geben, wann das sein wird, verraten sie nicht, ein Parfum kann man nicht anrühren wie einen Cocktail, es braucht seine Zeit und viele Versuche.

Freiheit und Kreativität
für neue Parfums
Vielleicht werden auch einmal weitere Produkte angeboten, ein Duschgel, eine Bodylotion, aber auch das steht noch nicht genauer fest. Beide genießen die Freiheit, mit diesem persönlichen Duft umgehen zu können, wie sie möchten, es gibt kein aufgezwungenes Marketingkonzept, sie können ihn einfach anbieten, empfehlen und bewerben, wie sie wollen. Dennoch bleibt es ein Hobby, das Kerngeschäft sind die klassischen Düfte, die Zusatzprodukte, das breite Feld der Kosmetik.

Eine große Bandbreite bunter Nagellacke lockt am Eingang des Geschäfts am Hauptplatz, bewährte, bekannte und neue Düfte, Kosmetik für jeden Bedarf. Sie haben die ganz klassischen Marken im Angebot, Houbigant betörte schon in den 20er Jahren des vergangenen Jahrhunderts, fand Erwähnung in den gro-ßen Romanen. Und gleichzeitig sind beide Inhaberinnen bodenständig, es ist ihnen wichtig, dass jeder Kunde etwas für seinen Geschmack und in seiner Preislage findet.

Auch jenseits des hauseigenen Duftes wird es vor allem Nola Bergner nicht langweilig. Sie ist seit kurzem Vorsitzende des Bundesverbandes Parfümerie. Dem wirtschaftspolitischen Verband steht sie als erste Frau vor, mit ihren gerade 26 jungen Jahren löste sie einen erfahrenen Herrn in den 70ern ab. Für dieses Ehrenamt ist sie in ganz Deutschland, auch Europa, unterwegs, das macht ihr immens Spaß, kostet aber auch sehr viel Kraft. Ohne die Unterstützung durch ihre Mutter wäre dieses Amt auch nicht möglich.

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Nola Bergner: Berufspolitisches Engagement und individuelle Beratung im eigenen Laden

Heidi und Nola Bergner sind sich dann auch einig: Das Geschäft ist ihr Hobby. Und wenn noch Zeit bleibt, gehen beide gerne auf Reisen, sie lernen gerne neue Leute kennen, noch lieber aber kommen sie nach Pfaffenhofen zurück, in die Stadt, für die sie einen eigenen Duft kreieren ließen. „Ein Duft muss die besten Augenblicke des Lebens wieder wachrufen“, wusste Modefürst Karl Lagerfeld, ein ganz Großer in seinem Metier, der sicher nichts anderes als Wohlgerüche in seiner Umgebung duldet. Was könnte das besser, als ein ganz individueller Duft, der an eine herrliche, lebenswerte Stadt erinnert und dennoch in die ganz weite Welt lockt.

Bergner
Parfummanufaktur
Hauptplatz 14
85276 Pfaffenhofen
08441 – 53 13
www.heidi-bergner.de