von Lorenz Trapp
Blumen in der Stadt, Osterfeuer auf dem Festival-Gelände, spontane Trauungen und ein Doldensound-Musik-Event, das dem hopfigen humulus lupulus zur Ehre gereicht – ein Panoptikum kreativer Fäden, die alle für sich selbstständig agieren und doch, wie ein Kinder-Mobile, eine stabile Mitte haben: mobile e.V. Bekannt ist mobile als der Verein, der jedes Jahr dieses legendäre „Humulus-Lupulus-Doldensound-Open-Air“ veranstaltet, bei dem etablierte, weniger etablierte, aber durchwegs engagierte, und so was von perfekt schräge Bands und Musiker ein Wochenende lang auf dem idyllischen Festivalgelände zwischen Vieth und Scheyern den Geist von Woodstock (und zwar nicht den des kleinen gelben Vogels aus den Peanuts) wiederauferstehen lassen. Doch das ist nicht alles, mobile ist mehr.
Gegründet im Jahr 2001 schrieb sich der Verein die Förderung der Jugend-, Natur- und Kulturarbeit auf die Fahnen. Die Mitglieder verstanden sich als Plattform für die Realisierung von Projekten jeglicher Couleur – nach dem Motto: „Bring deine Idee und wir werden sie gemeinsam verwirklichen!“ Diese Offenheit für Neues gilt heute noch genau so wie damals. Arlett Seidel, seit kurzem Vorsitzende des Vereins, blickt zurück: „Es gab sogar mal eine eigene Zeitschrift, den Maulwurf, und außerdem beteiligt mobile sich regelmäßig am Weihnachtsmarkt und an der Nacht der Kunst“. Bereicherung kam in das Vereinsleben mit der Schöpfung von zwei Veranstaltungsreihen, die den alten Pfafflhof an der Hohenwarter Straße wieder mit Leben füllen: das Kinoprojekt „Golem“ und „Goethes Schlittschuh“. Bei Letzterem, mittlerweile in die „Alte Kämmerei“, ins Kreativ-Quartier in der Frauenstraße umgezogen, präsentieren Autoren einem gemischten Publikum Prosa und Poesie in besonders intimer Weise – ohne starre literarische Vorgaben, in erster Linie authentisch.
Schon bald nach Vereinsgründung wurde „Humulus Lupulus“ zum ersten Mal organisiert, und zurzeit laufen die Vorbereitungen bereits auf Hochtouren. Die teilnehmenden Bands am 10. und 11. August stehen schon fest (siehe www.humulus-lupulus.de), und die „Mobilisten“ werden wieder alles dafür tun, dass das familiäre Flair, das den Dolden-Sound-Event so einzigartig und unerreicht macht, auch heuer erhalten bleibt. Und weil’s 2009 so gut ankam: „Instant Wedding“ wird heuer wieder auferstehen! Instant Wedding bedeutet: Es darf spontan geheiratet werden; organisiert vom Jugendparlament kann jede/r jede/n vor ein phantastisch improvisiertes Standesamt geleiten, erhält ein Freigetränk und für 48 Stunden ein Hochzeitszelt – ein feines Spiel mit Gefühlen und, natürlich, ein Riesenspaß.
Viel Arbeit also für mobile, doch Arlett Seidel stellt ihren Verein auch als Möglichkeit der Kommunikation dar: „Du willst ja nicht nur auf- und abbauen, sondern auch mal gemütlich zusammensitzen“. Vereinsleben eben: Deshalb organisieren die „Mobiler“ sich selbst immer am 1. Mai einen Ausflug, um einen Baum zu „entführen“. Nein, nichts Kriminelles! „Bei einer befreundeten Band in Niederbayern“, erklärt Arlett Seidel, „bekommen wir einen Baum geschenkt; wir graben ihn aus und pflanzen ihn zu Hause wieder ein – als mobile-Maibaum!“ Das Osterfeuer zünden sie immer auf dem Festivalgelände an und die vereinsinternen „Besinnungstage“ verbrachten die Mitglieder am Frauensee in Tirol – allerdings hauptsächlich, um das Konzept von Humulus-Lupulus zu kreieren.
Es ist erst ein paar Wochen her, da waren viele Vereinsmitglieder bei der Einsaat-Aktion dabei, die zum großen Projekt „Beuys und die Bienen“ gehört: Bewaffnet mit Spaten und Handschuhen rückten sie an, um neben der Ingolstädter Straße „Futter für die Bienen“ auszusäen und eine Blumenwiese anzulegen.
Übrigens: Jeden Dienstag um 19 Uhr gibt’s in der „Alten Kämmerei“ den Spieleabend, offen für jeden, der kommen mag, gespielt wird, was gespielt werden will, Spiele sind vorhanden und können auch mitgebracht werden – und bei schönem Wetter geht’s auch mal raus auf die Insel oder auf den Hauptplatz … eine tolle Gelegenheit also für den, der mobile einfach mal kennenlernen will, denn neue Mitglieder mit neuen Ideen sind, versichert Arlett Seidel. jederzeit willkommen: „Wir sind völlig offen und ‚mobil‘ für neue Erfahrungen – und wir bringen Erfahrungen mit!“