Unter der Schirmherrschaft der Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Manuela Schwesig, starteten die Volks- und Raiffeisenbanken in diesem Monat zum 46. Mal ihren Internationalen Jugendwettbewerb „jugend creativ“. Er bietet in jährlichem Rhythmus rund einer Million junger Menschen, die in Deutschland, Finnland, Frankreich, Italien, Luxemburg, Österreich und der Schweiz bei den Genossenschaftsbanken daran teilnehmen, die Möglichkeit, sich auf dem Wege der Kunst mit zentralen Fragen und Anliegen unserer Zeit auseinanderzusetzen und „ihre Wertvorstellungen auf kreative Weise zu zeigen.“ (M. Schwesig) Dabei ging es bei dem weltweit größten derartigen Projekt zuletzt um Themen wie „Immer mobil, immer online: Was bewegt dich?“, „Entdecke die Vielfalt: Natur gestalten“, „Jung und Alt: Gestalte, was uns verbindet!“, „Entdecke, was in dir steckt!“, „Mach dir ein Bild vom Klima!“ usw.
Landessieger Valentin Pfab und Elene Vogler (Hallertau Gymnasium) mit
den Marketingleitern Roland Bohlig (li.) und Albert Winkler (re.)
In diesem Jahr sind die Schülerinnen und Schüler der 1. bis 13. Klassen bzw. Jugendliche, die nicht mehr zur Schule gehen und das 20. Lebensjahr noch nicht vollendet haben, dazu aufgerufen, sich mit dem Thema „Fantastische Helden und echte Vorbilder – Wer inspiriert dich?“ zu befassen. Als Darstellungsformen, die prämiert werden, stehen dabei in der Kategorie „Bildgestaltung“ Malerei und Zeichnung verschiedenster Techniken, Comic und Fotografie und in der Kategorie „Kurzfilm“ (nicht länger als 10 Minuten) vorweg Reportage, Dokumentation und Animation bzw. der Experimentalfilm mit neuen überraschenden Sichtweisen zur Auswahl. Für die Klassenstufen 1 bis 9 findet sich zudem in den Teilnahmescheinen ein „Quizschein“ für Schülerinnen und Schüler der Klassen 1 bis 9. Wer die Rätsel richtig löst, hat die Möglichkeit, zusätzlich Preise zu gewinnen. Die Teilnahmescheine erhalten die teilnehmenden Schulen bei der Hallertauer Volksbank.
Auch wenn in Bert Brechts Schauspiel „Leben des Galilei“ der große Physiker, Philosoph und Astronom die Ansicht seines Schülers Andrea Sarti „Unglücklich das Land, das keine Helden hat.“ auf Grund der sozialen Verhältnisse und seines eigenen Schicksals recht entschieden korrigiert: „Nein. Unglücklich das Land, das Helden nötig hat.“ (13. Szene), so brauchen selbst in einem glücklichen Land heute wie in der Vergangenheit junge Menschen unabdingbar Vorbilder als Orientierungshilfen, um in die Gesellschaft hineinzuwachsen und sich in ihr zurechtzufinden. Auf Grund pädagogischer Unzulänglichkeiten der Bezugspersonen und zugleich eines übertriebenen Jugendkults, der in der Gegenwart vielfach Mode geworden ist, hat schon das Elternhaus nicht selten seinen Vorbildcharakter bei der Erziehung der Kinder eingebüßt, weil es seine lenkende Funktion als Leitbild häufig sehr einseitig oder überhaupt nicht mehr wahrnimmt. Jeder Jugendliche hat heute zudem die Möglichkeit, sich in den modernen Medien, vor allem im Internet, zur Schau zu stellen und sich zum Star zu machen. Und dass darüber hinaus eine sich ständig wandelnde flüchtige Welt mit oft recht labilen Wertvorstellungen und geringem historischen Bewusstsein klassische Vorbilder allzu schnell verblassen lässt, all das verleiht dem Thema des Wettbewerbs eine brisante Aktualität.
Die Jury (v. li).: Albert Fersch (Künstler und Kunsterzieher), Andrea Dietenhofer (Konrektorin MS PAF) Franz Hitzler (Galerist), Steffen Kopetzky (Kulturreferent Stadt PAF), Christian Kuttler (Studiendirektor, Fachschaftsleiter Kunst am Hallertau-Gymnasium), Erich Gruber (Studiendirektor a. D.), Hellmuth Inderwies (Studiendirektor a. D.), Rudi Gegger (Redakteur PK); außerdem: Walter Zillner (Vorstand d. Hallertauer Volksbank) und Anita Solbeck (Marketingleiterin)
Man darf gespannt sein, wie Kinder im Grundschulalter (Klassen 1 bis 4) in ihren Bildern auf eine Situation reagieren, in der z. B. zwei Mitschüler auf dem Schulhof in Streit geraten sind oder beim Spielen ein Kind ausgeschlossen oder verspottet wird, weil es einer bestimmten, von der Mehrheit vertretenen Vorstellung oder Norm nicht entspricht? Ob sie in solchen Fällen als Vermittler für den Schwachen eintreten und selbst zu einem kleinen Helden werden? Sehen sie vielleicht in einem Familienmitglied einen solchen oder identifizieren sie sich in einer von ihnen gelesenen Geschichte mit einer Figur, die für sie ein Vorbild geworden ist? Wie muss ihrer Meinung nach ein Held aussehen? Liegt hier der Schwerpunkt noch eher auf äußeren Merkmalen und Vorgängen, so soll sich die Altersstufe der 5. bis 9. Klassen (Sekundarstufe 1) in den Bildern und Kurzfilmen stärker auf die Innenwelt von Helden und ihre Erscheinungs- und Ausdrucksform, ihr Auftreten, eingehen: Was erleben Helden in Comics, in Filmen, die die Schüler gesehen haben, in Büchern, die sie gelesen haben, oder auch in der realen Welt? Wie würden sie Helden in selbst verfassten Geschichten darstellen? Was zeichnet sie besonders aus, was ist ihnen gemeinsam? Was unterscheidet sie vom Durchschnitts-typen, vom Feigling, Drückeberger und Bösewicht? In der Sekundarstufe 2 wiederum (11. bis 12./13. Klassenstufen) soll eine kritische Auseinandersetzung mit dem Heldentum schlechthin stattfinden. Helden und Vorbilder verlieren in der Gegenwart allzu schnell ihren Status, wenn sie nicht ständig im Blickpunkt der Öffentlichkeit stehen.
1. Sieger Anna Weiß (Montessori Schule), 1. Klasse
Hieraus ergeben sich Fragen, die es zu erörtern gilt: Bestimmen wir denn unsere Vorbilder und deren Wertmaßstäbe überhaupt noch selbst oder werden sie von den Medien für uns gemacht? Entscheiden letztlich sie, wer sich mutig, couragiert und eben heldenhaft verhält? Ist ihr Urteil nicht häufig ein sehr subjektives, nur den augenblicklichen Umständen angepasst? Kann es in einer Zeit, die unablässig auf Veränderung aus ist und der Vergangenheit oft sehr despektierlich begegnet, überhaupt noch Helden geben? Die persönliche Sicht und Bewertung eines Helden, der wirklich Vorbild geworden ist, soll auf dieser Basis in den Bildern und Kurzfilmen zum Ausdruck kommen.
In Bayern ist der 2. Februar 2016 letzter Termin für die Abgabe der Arbeiten. Diese werden zunächst auf regionaler Ebene bewertet. Die Hallertauer Volksbank e. G. ist hierbei für den Bereich ihrer Geschäftsstellen zuständig, der von Moosburg über Mainburg, Langquaid, Kösching, Großmehring, Geisenfeld und Wolnzach bis nach Baar-Ebenhausen, Reichertshofen und Hohenwart reicht. In der Hauptstelle Pfaffenhofen wird im Februar/März 2016 die Jury im Hallertauer Volksbank Entscheid ihr Urteil fällen, welche der im jährlichen Durchschnitt allein hier eingereichten 8000 Bilder und der noch recht wenigen Kurzfilme (5) prämiert werden. Zuletzt hatten sich in dieser Region 37 Schulen, von den Förderschulen bis zu den Gymnasien, sehr engagiert am Wettbewerb beteiligt. Eine stattliche Anzahl, die bereits jene in Erscheinung treten lässt, die ihm fernbleiben, zumal sich die jeweilige Thematik wegen ihrer Bedeutung leicht in das lehrplankonforme Unterrichtsgeschehen integrieren lässt!
Arbeit von Valentin Pfab (8. Klasse) zum Thema „Immer mobil, immer online:
Was bewegt dich?“, womit er2015 den 1. Preis auf Landesebene erhalten hat.
Auf die Marketingassistentin und Organisatorin des regionalen Wettbewerbs, Anita Solbeck, und die Jurymitglieder der Hallertauer Volksbank e. G. kommt in Pfaffenhofen eine umfangreiche und verantwortungsvolle Tätigkeit zu, bis im Februar/März 2016 jene herausragenden Arbeiten ermittelt sind, die an die Landes- und dann an die Bundesjury für weitere Bewertungen und Auszeichnungen weitergereicht werden. Letztendlich werden auf höchster Ebene im Juni 2016 die internationalen Siegerinnen und Sieger der Kategorie „Bildgestaltung“ gekürt und in einer Schlussveranstaltung in Luxemburg geehrt. Die drei Erstplatzierten der Altersgruppe der Sekundarstufe 2 auf Bundesebene sind bei diesem feierlichen Akt stets geladene Gäste.
Auf allen drei Ebenen sowie bei der europäischen Schlussveranstaltung erhalten die Gewinnerinnen und Gewinner zahlreiche Sach- und Geldpreise. Die Hallertauer Volksbank e. G. lud in den letzten Jahren ihre Sieger und alle am Wettbewerb Mitwirkenden in die Stadthalle nach Mainburg zu ihrer festlichen Schlussveranstaltung ein (s. Bilder!). Eine nicht geringe Anzahl von ihnen konnte auch auf Landes- und Bundesebene Spitzenplätze erreichen. Die Bundessieger erhalten als Hauptpreis einen einwöchigen Kreativworkshop in der Internationalen Bildungsstätte Jugendhof Scheersberg an der Ostsee. Nicht nur dies sollte freilich Anreiz sein, an diesem Wettbewerb teilzunehmen. Der größere Gewinn liegt wohl darin, dass junge Menschen über ihre künstlerische Begabung sich selbst und ihre Umwelt besser begreifen lernen und so leichter in eine moderne Gesellschaft hineinwachsen.
von Hellmuth Inderwies