Sonnenuntergang bei La Morena Elke Maria Hack verlässt den Hauptplatz und empfiehlt sich auf Spanisch: „¡Estoy a la orden en adelante!“

von Lorenz Trapp

Mir war, als hätte es Holger gesagt – oder leise und melancholisch gebellt? Ein lakonisches Aufheulen des hölzernen Hundes, „melakonisch“ sozusagen: „Finito la musica!“ Alles ist aus. Doch: Warum sollte Holger Italienisch sprechen? Für sein Frauchen müsste es mindestens Spanisch sein: „Al final de esta canción!“ Doch Holger, der hölzerne Hund, schwieg traurig vor sich hin, bei meinem letzten Besuch bei „La Morena“. 

„Es gibt immer eine zweite Strophe“, lacht Elke Maria Hack, „ein zweites Lied“. Sie kann tatsächlich ein Lied darüber singen, wie sich Dinge im Leben ändern, wie es sich anfühlt, etwas Neues zu beginnen, und jetzt hat sie wieder eine Entscheidung getroffen: Sie schließt „La Morena“, ihren Laden, der ihr im Rentamt nicht nur als Verkaufsraum, sondern auch als Werkstatt diente. Mehr Zeit möchte sie haben für ihre Werkstatt und für Kundenbesuche, so dass sie eine weitere Strophe ihres Lebensliedes beendet und eine Werkstatt eröffnet, die nur an einem bestimmten Tag für Kundenbesuche geöffnet ist. Sehr traurig sein werden wohl diejenigen, die „La Morena“ besuchten, nicht um sich aus den hübschen Accessoires etwas auszusuchen oder einen Vorhang in Auftrag zu geben, sondern um ein Pläuschchen zu halten, in das Elke Maria Hack in ihrer großzügigen und positiven Art gerne ein paar Lebensweisheiten und gute Ratschläge einfließen ließ – als wäre sie Raumausstatterin der Seele.

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Eine mehr als offensichtliche
Lüge bezüglich des Alterns
Nach der Fachoberschule für Gestaltung absolvierte sie tatsächlich eine Ausbildung als Raumausstatterin, allerdings, und das betont sie, „damals noch in allen vier Bereichen: Bodenlegen, Tapezieren, Polstern und Gardinenfertigen, die heute als separate Ausbildungsberufe angeboten werden.“ Danach arbeitete sie bei einem namhaften Einrichtungshaus in Ingolstadt, bis sie wieder eine Strophe ihres Liedes beendigte und am 20.2.2000 in Andalusien einen Spanisch-Kurs begann: „Mir hat das Datum mit den Zweiern so gut gefallen“, begründet sie, „drum hab ich diesen Kurs ausgewählt!“ So genau weiß man nie, wo Elke Maria Hack zu scherzen beliebt und wo sie meint, was sie sagt; es spielt auch keine Rolle, weil ihre Geschichten gut sind: „Ich bin um Jahre gealtert wieder zurückgekommen – gezeichnet von wilden Partys und durchlebten Nächten an der Costa de la Luz“ – eine mehr als offensichtliche Lüge für den, der Augen hat zu sehen!

Die Braune, la morena, so nannten die Spanier sie damals wegen ihrer Haarfarbe, und als sie – „wie der Zufall so will“ – in die calle la Morena umzog, hatte sie den Spitznamen endgültig weg. Nach Abschluss ihres Kurses fand sie einen Job im Club-Hotel-Aldiana, die erste Station ihrer geplanten Bewerbungstour, wo die Rezeptionistin aus Rosenheim von ihrem Bairisch begeistert war. Und so arbeitete sie an der playa la Barossa halbtags im hoteleigenen Surferladen und halbtags im Golf-Shop.

„Dann kam mir die Weltelite des Sports dazwischen“, in ein beschauliches Leben, vermutlich. Neben Tennisprofis wie Peter McNamara – „der hat seine Kinder dreisprachig erzogen!“ – und anderen Sport-Größen befanden sich auch des Öfteren Fußballmannschaften im Aldiana im Trainingslager. Elke Maria Hack erinnert sich an die holländische Fußball-Nationalmannschaft, mit der sie die ganze Nacht durchfeierte, doch dass die Spieler „im Übermut“, wie am nächsten Tag gerüchteweise behauptet wurde, sogar Gläser gestohlen hätten, das könne sie so nicht bestätigen. Dafür lernte sie „auf Heimaturlaub“ im Flugzeug den Regisseur kennen, der eine Inszenierung von „Don Quijote“ leiten sollte – im Aldiana. Er engagierte la morena vom Fleck weg für das Bühnenbild: „Also“, fasst Elke Maria Hack kurz und prägnant zusammen, „hab ich Bühnenerfahrung auch noch!“

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Dies alles nun aus und vorbei?
Mit Weißwurstfrühstück?
„Ein gefühltes Jahrzehnt“ verging in Spanien wie im Fluge, und wieder zurück in der bayrischen Heimat wurde sie Mitarbeiterin bei einem Innenarchitekten – wieder als Raumausstatterin. Wohl auf Grund ihrer gewinnenden Art „empfahlen“ ihr dort viel Kunden, sich doch selbstständig zu machen, und Elke Maria Hack stimmte eine neue Strophe an: „La Morena“. Im Laden am Hauptplatz spezialisierte sie sich auf ihr Hauptgebiet: Vorhänge, Polster, Kissen und – natürlich – Einrichtungsberatung, selbstverständlich auch für düstere Seelenräume und heitere Probleme des Alltags.

Und dies alles ist nun aus und vorbei? Nein: Bis auf den Laden bleibt alles „wie gehabt“. Bei Bodenbelägen wird sie weiter mit hervorragenden Handwerkern zusammenarbeiten, ihr Sortiment bleibt bestehen, und auch weiterhin bietet sie Möbel und Teppiche, Tische, Stühle und Gartenmöbel an – in der neuen Werkstatt „mit Lounge“.
Sicher findet sich wohl dort ein Plätzchen für Holger, und ab und zu wird ihn Elke Maria Hack dann über den Hauptplatz führen, an Markttagen, „damit er nicht verkümmert“, sie selbst möchte ebenfalls „präsent“ sein, damit man sie nicht vergisst, und außerdem wollte sie immer schon mal zum Frühschoppen in den „Müllerbräu“. Da ist ja dann sicher eine Weißwurst für Holger drin. Eine melakonische hoffentlich.

La Morena
Elke Maria Hack
Tel. 0170/2050494
www.lamorena-wohnatelier.de